Chenxi Gao erklärt ihren interessierten Schülern wichtige Vokabeln. Foto: Hezel

„Ich verstehe nur chinesisch“, heißt so viel wie „ich verstehe nichts“. Doch das muss nicht so sein, denn so schwer ist die Sprache gar nicht.

Kürzlich wurde der Tag der chinesischen Sprache gefeiert. Ein guter Anlass zu fragen, wie diese Sprache und ihre Vielzahl an Zeichen, die auf den ersten europäischen Blick undurchschaubar scheinen, funktioniert.

Einfachste Sprache

Chenxi Gao, Leiterin des Kurses Chinesisch für Anfänger, kommt ursprünglich aus China. 2015 sei sie nach Deutschland gekommen, erzählt die bald 30-Jährige. Zur Leitung des Kurses sei sie über ihre Tante gekommen, welche diesen zuvor unterrichtet habe nun aber wieder in China sei. Ihr Studium der chinesischen Sprache in China qualifizierte sie zur Übernahme der Kursleitung. Dabei habe sie vor allem gelernt, für den Unterricht nur einfachste Sprache zu verwenden.

Schließlich habe die chinesische Sprache ein ganz anderes Sprachsystem. Entsprechend sei ihr auch manches schwer gefallen, als es für sie galt, deutsch zu lernen, erzählt Gao. So verfüge die chinesische Sprache über keinen Nominativ, Akkusativ, Genetiv und Dativ. „’Ich’, ’mir’, ’mich’ ist im chinesischen alles ein Wort“, erklärt Gao. Vor allem die Aussprache habe ihr Probleme bereitet, beispielsweise des „ch“ und „r“. Umgekehrt falle ihren Schülern die chinesische Aussprache schwer. Im chinesischen gibt es fünf verschiedene Töne, diese zu treffen sei nicht einfach, bestätigt eine Teilnehmerin. Durch eine falsche Betonung wird aus einer Mutter schnell ein Pferd.

Schreiben übe sie mit ihren Teilnehmern weniger, erklärt Gao, schließlich sind die Schriftzeichen komplex. Sowohl Anzahl, Reihenfolge und Richtung müsse stimmen, erklärt eine Teilnehmerin. Doch gebe es beim Erkennen der Schriftzeichen weniger Probleme. Gao zeigt, dass viele Schriftzeichen von der Natur inspiriert sind. So ähnelt das Schriftzeichen für „Feuer“ einer Zeichnung von eben jenem.

Kein Grund zur Verzweiflung

Kommt man bei den vielen Kombinationen aus Strichmustern dann doch mal an seine Grenzen, ist das kein Grund zur Verzweiflung. Die Lösung heißt Pinyin – die Transkription chinesischer Schriftzeichen in lateinische Buchstaben. Das funktioniert sogar auf WhatsApp. Gao führt vor, wie durch Eingabe chinesischer Wörter in lateinischen Buchstaben die entsprechenden Schriftzeichen zur Auswahl vorgeschlagen werden.

Ansonsten handle es sich um eine unkomplizierte, einfache Sprache, die, abgesehen von den Schriftzeichen, schnell gelernt werden könne, versichert die Teilnehmerin begeistert. Verbkonjugationen gibt es nicht. Auch in verschiedenen Zeitformen – das Verb bleibt stets in der gleichen Form, sagt Gao. Das sei im Italienischen oder Französischen weitaus schlimmer, betont ihre motivierte Schülerin. Worte und Sätze werden oft über simple Kombinationen gebildet. Aus „jiā“ für „Familie“ und „rén“ für „Leute“ werden bei Kombination zu „jiā rén“ die „Familienmitglieder“.

Der Unterricht ist eine bunte Mischung aus Dialog-, Lese-, Sprech- und Ausspracheübungen. Beruflich arbeitet Gao eigentlich als Finanzbuchhalterin. Doch der Unterricht sei ihr ein geliebtes Hobby.