Dicht gedrängt saßen gestern Abend die Bürger im evangelischen Gemeindehaus, das aus allen Nähten platzte. Das Thema Krematorium mobilisierte die Wittershauser. Foto: Steinmetz

Bürgermeister und Investoren informieren über das geplante Krematorium in Wittershausen.

Vöhringen-Wittershausen - Die Emotionen kochten schon zu Beginn der Informationsveranstaltung zum Thema Krematorium hoch. Bürgermeister Stefan Hammer hatte Mühe, einige aufgebrachte Bürger zu beruhigen und zu einer sachlichen Darstellung des Vorhabens überzugehen.

Das evangelische Gemeindehaus in Wittershausen war gestern Abend überfüllt: Das zeigte, wie groß das Interesse der Bürger an mehr Informationen zu diesem Projekt ist. Gestern Abend stellten sich nun auch die Investoren vor, die sich bislang noch nicht öffentlich zu erkennen gaben. Das Krematorium will die Familie Majer aus Vöhringen – sie stammt aus dem Gasthaus Krone – im Wittershauser Gewerbegebiet Wörth bauen. Schon vor gut einem Jahr sind die Geschwister Ralf, Oliver und Bettina Majer auf der Standortsuche für eine Einäscherungsanlage an die Gemeinde herangetreten. "Wir sind schnell zu dem Ergebnis gekommen, dass es im Gewerbegebiet Ziegelhütte keine Möglichkeit für dieses Vorhaben gibt", sagte Bürgermeister Hammer – und erntete damit lautstarkes Gelächter. Hammer fügte hinzu, dass im Gewerbegebiet alle gemeindeeigenen Bauplätze vergeben oder reserviert seien.

Der Ortschaftsrat habe sich dann im Februar 2011 dazu entschlossen, das Thema näher zu untersuchen. Am 30. Januar 2012 wurde es erstmals öffentlich, und einige Tage später beschloss die Verwaltungsgemeinschaft Sulz/Vöhringen bei der Änderung des Flächennutzungsplans im Wörth ein Sondergebiet für ein Krematorium vorzusehen.

"Wir sind über ein Jahr hintergangen worden", empörte sich ein Wittershauser. Hammer versicherte jedoch, dass keine geheimen Pläne innerhalb dieses einen Jahres geschmiedet wurden. Entsprechende "böswillige Anschuldigungen" weise er zurück.

Ralf Majer, einer der Investoren, erläuterte die Beweggründe für den Bau eines Krematoriums in Wittershausen. Die nächsten Anlagen befänden sich in Albstadt und Villingen-Schwenningen. Krematorien in der Nähe von Hinterbliebenen seien deshalb wichtig, damit Trauerfeiern innerhalb kurzer Zeit stattfinden könnten.

Majer rechnet in Wittershausen für den Anfang mit fünf Einäscherungen täglich. Da stellte sich für einige Besucher vor allem die Frage nach den Emissionen. Der technische Berater der Familie Majer, Gregor Kaiser, der selber ein Krematorium in der Nähe von Frankfurt betreibt und Einschäscherungsanlagen auch verkauft, versuchte zu beruhigen. Es gebe Grenzwerte, kontinuierliche Messungen und Überprüfungen der Anlage alle drei Jahre durch den TÜV. Geheizt werde der Einäscherungsofen auf mindestens 850 Grad Celsius.

Da Wittershausen keinen Erdgasanschluss hat, ist Flüssiggas für die Beheizung vorgesehen. Bestandteil der Anlage werde ein Aktivkohlefilter sein, der auch Quecksilber, das aus Amalgam-Zahnfüllungen stammen kann, zurückhalte. Gänzlich emissionsfrei wird die Verbrennung nicht sein, die Belastung der Umgebung ist Kaiser zufolge aber minimal. Eine Wittershauserin, die nur 150 Meter entfernt von dem Standort für das Krematorium wohnt, ließ sich nicht überzeugen: "Ich habe einen Garten und möchte das Zeug nicht auf meinem Salat haben", meinte sie (wir berichten noch).