Der Zebrastreifen bei der Grundschule Wittershausen reicht nicht, um Kindern ein sicheres Überqueren der Straße zu ermöglichen. Vor Kurzem erst wäre ein Kind um ein Haar angefahren worden. Foto: Fahrland Foto: Schwarzwälder Bote

Ortschaftsrat: Eltern fordern Tempo 30 bei der Grundschule Wittershausen / Gremium diskutiert verschiedene Möglichkeiten

"Mein Sohn ist am Dienstag fast überfahren worden", klagt Manfred Bailer in der Bürgerfragestunde im Ortschaftsrat Wittershausen vor Bürgermeister Stefan Hammer, Ortsvorsteherin Kerstin Jauch und den Ortschaftsräten.

Vöhringen-Wittershausen. Manfred Bailer fordert gemeinsam mit Uwe Sinsilewski nachdrücklich die Einführung von Tempo 30 auf der Durchgangsstraße bei der Grundschule Wittershausen wenigstens zu den Schulzeiten, ebenso häufigere Kontrollen zur Einhaltung der Verkehrsregeln. Seine Frau habe noch am Tag des Beinahe-Unfalls bei der Polizei Anzeige gegen Unbekannt erstattet.

Was war passiert? Ein Fahrzeug hatte ordnungsgemäß am Zebrastreifen angehalten. Der Zweitklässler überquerte bereits die Straße, als ein zweites Auto, ein roter Golf älteren Baujahrs, ausscherte, überholte und gerade noch vor dem Kind zum Stehen kam. Augenzeugin waren eine Schulkameradin des Jungen am Fahrbahnrand sowie eine Mutter, deren Sohn vor einiger Zeit selbst am Zebrastreifen angefahren worden war. Bevor sie den Fahrzeuglenker zur Rede stellen konnte, fuhr das Auto davon.

Viel zu oft kommt es an dieser Stelle laut den beiden Vätern wegen unangepasster Geschwindigkeit und Missachtung der Verkehrsregeln zur Gefährdung von Kindern, "und ich weiß, wovon ich rede", betont Bailer in der Sitzung. Vier Jahre lang habe er täglich seinen Sohn in den Kindergarten, später zur Schule gebracht und wieder abgeholt. Inzwischen geht der Bub allein zur Schule, weshalb der Vater an jenem Dienstagmorgen nicht dabei war.

Die Forderung nach "Tempo 30" ist nicht neu. Auch im Zusammenhang mit der Sanierung der Ortsdurchfahrt haben sich Verwaltung und Ortschaftsrat mit dem Thema befasst. Stefan Hammer und Kerstin Jauch informierten über die Sachlage: Die Entscheidung liege nicht bei der Gemeinde, sondern bei der zuständigen Straßenverkehrsbehörde. Diese verweise stets darauf, dass es sich bei der Kreisstraße um die offizielle Umleitungsstrecke für die Autobahn handle und eine Geschwindigkeitsreduzierung nicht möglich sei. Dieses Argument lässt Bailer nicht gelten. Erstens würden Autofahrer heutzutage nicht mehr den blauen Umleitungsschildern, sondern der vom Navigationsgerät empfohlenen Strecke folgen, die von der Anschlussstelle über Vöhringen führe, und "anderswo geht es doch auch." Bailer zählte Beispiele auf wie bei der Grundschule in Mühlheim oder ganz aktuell an einer Grundschule in Rottweil. In Bildechingen gelte sogar trotz Bundesstraße im ganzen Ort Tempo 30.

Als Fahrlehrer kennt Bailer die Formeln und Fakten bezüglich Reaktions- und Anhalteweg genau. Er konfrontierte die Anwesenden damit. Hammer schätzte, dass ein Auto mit 50 km/h noch etwa die halbe Geschwindigkeit drauf hat, wenn ein Vergleichsfahrzeug mit 30 km/h bereits steht. Doch weit gefehlt. "Die Reaktionszeit bei 50 km/h übersteigt den Anhalteweg bei 30 km/h," erklärte der Fachmann ernst und schaute prüfend in die Gesichter der Anwesenden, als er betonte, dass das schnelle Fahrzeug noch unverminderte 50 km/h schnell wäre.

Auch die Ortschaftsräte haben sich schon vor der aktuellen Gefährdung am Zebrastreifen Gedanken gemacht, durch welche zusätzlichen Mittel besser auf den Zebrastreifen aufmerksam gemacht werden könnte, etwa mit Blinklichtern, Attrappen spielender Kinder, Geschwindigkeitsanzeigen oder einer damit kombinierten aufblinkenden Leuchtschrift mit Kindern "Für uns Tempo 30 – danke."

Hammer gab die Gefahr der Gewöhnung zu bedenken, weshalb Verkehrsexperten empfehlen würden, mobile Geschwindigkeitstafeln nur einmal pro Jahr an gleicher Stelle aufzustellen. Auch von erforderlichen Verkehrs- und Fußgängerfrequenzen war die Rede.

Kerstin Jauch betonte, dass man sich bei der Erneuerung der Ortsdurchfahrt für den Erhalt des Zebrastreifens eingesetzt und mit den baulichen Veränderungen in Sachen Geschwindigkeit gewisse Verbesserungen erreicht habe. Sie sei "noch dran, wenigstens "Freiwillig Tempo 30"-Schilder aufstellen zu lassen", doch auch dafür sei eine Genehmigung nötig. Seit der letzten Verkehrsschau liege das Thema der Unteren Straßenverkehrsbehörde am Landratsamt Rottweil zur Beurteilung vor. "Wir nehmen das Thema mit", lautete ihre Zusage an die besorgten Mitbürger am Ende der Diskussion.