Vor Ort lässt sich der Bundestagsabgeordneter Thorsten Frei (CDU, Vierter von links) den heimischen Garten der Familie Ruf zeigen. Mit auf dem Bild sind Marion Ruf (von links), Andrea Pietrek, die den Hof mit ihrem Mann führt, Gebhard Rösch, Bernhard Gersbacher, sowie Helmut und Ursula Ruf. Foto: Klossek Foto: Schwarzwälder-Bote

Landwirtschaft: Abgeordneter Thorsten Frei besucht Tudisenhof

Vöhrenbach. Es ist der 14. August – in genau 41 Tagen wählen die Deutschen den neuen Bundestag. Das Boulen um Stimmen geht in die heiße Phase. Im Schwarzwald-Baar-Kreis ist Bundestagsabgeordneter Thorsten Frei (CDU) auf Wahlkampf-Tour. Diesen Tag widmet er ganz der Landwirtschaft. "Das ist der vierte Hof, den wir heute besuchen", sagt Frei.

Er steht vor Andrea Pietrek und ihren Eltern Helmut und Ursula Ruf. Erstere führt gemeinsam mit ihrem Mann den Tudisenhof in Vöhrenbach. Die Jungen übernehmen die Landwirtschaft, die Älteren die "Ferien auf dem Bauernhof". Ein kleines Häuschen und eine Wohnung bieten die Rufs ihren Gästen an. Notgedrungen – denn die Rente von Vater Helmut reicht bei Weitem nicht aus. Die Feriengäste sind für das Ehepaar, das ein Leben lang gearbeitet hat, die Altersvorsorge.

Dass es für Landwirte immer schwieriger wird, ist weitreichend bekannt. Viele von ihnen betreiben ihre Höfe nur noch nebengewerblich. Auch Pietreks Mann arbeitet weiterhin in der Industrie. Die Famlie besitzt zwischen 25 und 30 Milchkühe, mit Nachzucht beläuft sich der Bestand auf 60 Tiere. "Es ist schon sehr arbeitsintensiv", erklärt Pietrek.

Auflagen zur Tierhaltung haben sich verschärft

In den vergangenen Jahren haben sich die Auflagen zur Tierhaltung immer weiter verschärft, wie die Hofbesitzerin erzählt. Die Umstellung auf Bio-Qualität scheitere beispielsweise an der Größe des Stalls. "Da geht es um wenige Zentimeter", sagt sie. Spaltenboden und Box sind zu klein, ein Umbau würde die Familie mindestens 400 000 Euro kosten. Der Aussicht auf darauf folgenden Erfolg? Ungewiss.

Der große Bürokratismus – das bestätigen für Frei auch die vorangegangenen Besuche bei Landwirten – ist eine der größten Hürden. Meist ist dieser verbunden mit Subventionen, ohne die die Landwirte allerdings nicht wirtschaftlich arbeiten könnten.

"Jeder vernünftige Mensch sieht ein, dass es Kontrollen geben muss", sagt Helmut Ruf. Doch die Regeln nehmen zunehmend groteske Züge an. So erzählt Pietrek von dem bürokratischen Aufwand, der für die Verlegung ihrer Tiere von einer Wiese auf die andere nötig ist. Eines der gepachteten Grundstücke liegt auf Germarkung Unterkirnach, weshalb zwei Betriebsnummern nötig sind. Wenn demnach die Tiere von einer Weide auf die andere geführt werden, müssen sie im einen Betrieb ab- und im anderen angemeldet werden.

"Ich könnte Ihnen unzählige Beispiele nennen", sagt Pietrek: benötigte Ohrmarken für drei Ziegen, die lediglich für die Feriengäste da sein sollten, das aufwendige Führen des Weidetagebuchs, die unangekündigt durchgeführten Kartierungen.

Werden Vorschriften in jeglichen Bereichen nicht eingehalten, wird der gesamte Hof sanktioniert. "Das ist völlig unverhältnismäßig", regt sich die Besitzerin auf.

Für sie gründen die vielen Vorschriften auf fehlender Praxisnähe eben jener Menschen, die die Regeln aufstellen. "Ein selbstverantwortliches Arbeiten der Betriebe wird immer schwieriger", sagt sie.

Während der Ausführungen nickt Frei verständnisvoll, fragt ab und an nach, warum das alles so ist, wie es eben ist. Warum ein Amt, das sowohl für Unterkirnach als auch Vöhrenbach zuständig ist, zwei Betriebsnummern verlangt. Auch sein Team schüttelt immer wieder unverständnisvoll den Kopf ab den geschilderten Umständen. Frei überlegt laut, dass sich da doch was ändern lassen müsste. Konkreter wird er allerdings nicht. Dann ist die Uhr abgelaufen, der nächste Termin wartet. "Ich wäre gerne länger geblieben", sagt er. Und macht sich auf den Weg.