Die Gebäude der früheren Firma Ebner befinden sich an der Marbacher Straße in der Nähe des Villinger Friedhofs. Foto: Bräun

Über den besonderen Start der Firma Ebner in Villingen geht es in der 19. Folge der Reihe "Wirtschaftswandel" in Villingen.

VS-Villingen - Mit den Aufbaujahren nach 1945 wurden einige der alten und auch neuen Firmen zu den stadtbekannten vor Ort und in der Region. Sie boten Arbeitsplätze, ihre Waren und ihre Dienste an oder änderten den Produktionsstandort. Es wechselten die Inhaber, man bewarb die Firma und ihre Produkte.

In einem hochwertigen Buch-Kollektiv stellten sich Firmeninhaber 1964/65 vor, benannten ihre Leistung und ihre Belegschaft – selbst finanziert, knapp und präzise. Villingens einstiger OB Severin Kern benannte das Werk als "Kultur- und Wirtschaftschronik" der Boom-Jahre und als "Urkunde und Kunstwerk". Ein "Goldenes Buch", editiert vom Bühn-Verlag in München, mit historischem Blick auf 1000 Jahre Stadtgeschichte durch den Historiker Paul Revellio (1886 bis 1966), mit Porträts einzelner Inhaber, mit Villinger Motiven und mit ehemaligen Betriebsgebäuden, gezeichnet von Gyorgy Jancovics aus München.

In der 19. Folge geht es um Reifen-Ebner. Es muss Ende der 1920-er Jahre gewesen sein, als ein hierorts noch unbekannter Josef Ebner auf der Durchreise – Start und Ziel sind bis heute nicht bekannt – auch in Villingen Station machte, nicht zuletzt weil ein Reifenschaden zu beheben war. Das jedoch war vor Ort eher schwierig.

Und so kam Ebner die spontane Idee, hier eine Vulkanisier-Werkstätte zu errichten. Ganz bescheiden begann Ebner mit seinen Diensten am Fahrzeug in einem Kellerraum, wohl zunächst in der Brunnenstraße. Ebners Leitsatz: "Kundendienst zu jeder Stunde" begründet den zunehmend guten Ruf der aufblühenden Werkstatt.

Nachdem der Betrieb in der Brunnenstraße deutlich zugenommen hatte, verlegte Josef Ebner 1936 seine Firma mit zusätzlichem Reifenhandel in die Bahnhofstraße, wo auch die größeren Werkstätten Platz fanden. Als am 2. Februar 1945 der Villinger Bahnhof zum Ziel eines alliierten Luftangriffs wurde, wurde auch das Ebner-Gebäude getroffen und in wenigen Augenblicken vernichtet.

Doch Josef Ebner gab nicht auf. Seine Tatkraft blieb ungebrochen, auch weil er familiär bei Frau und Tochter Rückhalt fand. An der Marbacher Straße, gleich neben dem Friedhof, legten Ebners die Erinnerungen an die Zerstörung und an den einst primitiven Anfang ab und ließen eine "lichtvolle Halle" errichten, die "den organisch gewachsenen Betrieb beherrschte". Dank seiner Erfahrung und mit bewährten Mitarbeitern konnte Josef Ebner über viele Jahre die Kundenwünsche erfüllen und bedienen.

Sein Sohn gründet"Motofonic"

Ebners Sohn Josef, besser bekannt als "de Ebner-Sepp", setzte zwar noch einige Jahre den Reifenhandel fort, doch sah er in einer Neugründung von "Motofonic" die erfolgreichere Zukunft. "Motofonic" nutzte das damals neuzeitliche Angebot von "Clarions", einem Kassetten-Musik-System mit kompatibler Hardware auch fürs Auto, das mit Acht-Spur-Aufnahmen dem Zeitgeist und den damals üblichen MC Paroli bieten sollte.

Beim auch szenisch umtriebigen "Ebner-Sepp" mit dabei war auch der damalige Ex-Sabanese Aki Kienzler, der die Audio- und Musikbranche schon längst kennengelernt hatte. So kam es nacheinander, wie sich Ulrich Demmler, lokales Drogisten-Urgestein, noch heute bestens erinnert, zu Verkaufsstellen der querbeet bespielten Tonträger-Kassetten aller Musik-Genres und Interpreten in der Färberstraße, im Klosterring und in den Wintermonaten selbst bei Zampollis-Eisdiele.

Doch die Musikwelt änderte sich. Der einstige Motofonic-Gründer "Ebner-Sepp" lebt seit rund 25 Jahren in der Schweiz.