Neue Mehrzweckhalle: Fasziniert vom Baufortschritt zwischen alter Halle und Schule zeigt sich Bürgermeister Marcus Türk. "Jeden Tag gibt es etwas Neues zu entdecken." Fotos: Pfannes Foto: Schwarzwälder Bote

Kommunales: Kleines Baugebiet am Ortsrand, große Baustelle in der Ortsmitte und der Antrag eines Gemeinderats

Drei Bauplätze in der Ortsrandlage, leicht gestiegene Elternbeiträge für das kommende Kindergartenjahr, Bauarbeiter, fleißig wie Ameisen, und auch die eine oder andere Nachfrage: Den Villingendorfer Gemeinderat schrecken sommerliche Temperaturen nicht ab, Entscheidungen zu treffen.

Villingendorf. Das Bebauungsplanverfahren Eicheltäle geht seinen Gang. Am Ortsrand von Villingendorf, vom Zimmerner Weg bei einer Musikschule Richtung Westen, werden drei Bauplätze, jeder etwa 700 Quadratmeter groß, entstehen.

Drei Bauplätze

Das exakte Gebiet legt der Gemeinderat fest, die Erläuterungen liefert Planer Martin Weisser (Ingenieurbüro Weisser und Kernl, Villingendorf). Ein möglicher vierter Platz wurde nach Abstimmung mit dem Eigentümer des entsprechenden Flurstücks aus dem Geltungsbereich entfernt.

Vorgesehen in diesem Mischgebiet sind ein- und zweigeschossige Bauten. Vorschriften für die korrekte Dachform gibt es nicht. Da die maximale Traufhöhe mit 6,10 Meter angegeben ist, variiert somit die Gebäudehöhe: bei einem Flachdach maximal 7,10 Meter, bei einem Pultdach bis zu 8,85 Meter, und bei einem Satteldach sind maximal 10,10 Meter zulässig.

Die Erschließungsstraße soll 4,75 Meter breit werden. So können Auto und Lkw im Begegnungsverkehr bei langsamer Fahrweise aneinander vorbeikommen.

Da der Gemeinderat dem Vorentwurf einstimmig akzeptiert, können sich Bürger demnächst vier Wochen lang mit den Vorgaben vertraut machen und sich gegebenenfalls dazu äußern. Im Oktober will der Gemeinderat den nächsten Schritt auf dem Weg zur Satzung gehen. Dann steht zunächst eine erneute Offenlage an, bevor der Bebauungsplan Gesetz wird.

Zwei Bauvorhaben

Veränderungen kündigen sich in der Rottweiler Straße 12 und 12/1 an. Der Bauherr plant den Einbau einer Praxis für Physiotherapie im Erdgeschoss sowie den Einbau von zwei Wohnungen im Obergeschoß (bisheriger Standort der Praxis). Dieser Nutzungsänderung stimmt das Gremium einstimmig zu.

Beinahe gleiches erfährt die Bauvoranfrage in der Kirchgasse 3/2. Stichwort: Stelzenhaus. Mittlerweile hat der Bauherr den örtlichen Entscheidungsträgern die gewünschten Unterlagen zukommen lassen, was vor drei Wochen bemängelt wurde. Da dieses Spielhaus relativ versteckt zwischen zwei Gebäuden liegen soll und die Baurechtsbehörde diese Idee mittrage, wie Hauptamtsleiter Armin Mei mitteilt, gibt es an diesem Abend keine Diskussion, bei der Abstimmung lediglich eine Gegenstimme und eine Enthaltung.

Eine Eilentscheidung

Bürgermeister Marcus Türk nutzt die Gelegenheit, nicht nur das nachträgliche Placet einer, von ihm getroffenen Eilentscheidung einzuholen, sondern auch seine Eindrücke von der Baustelle zwischen Festhalle und Schule kundzutun. Die Eilentscheidung betrifft Entwässerungsarbeiten im Bereich der Turn- und Festhalle. Hier hat die Firma Stumpp, die derzeit im Gewerbegebiet Dürrenhölzle West aktiv ist, für 40 619,43 Euro den Auftrag erhalten und bereits angefangen. Der Preis sei als marktüblich anzusehen, erfährt der Gemeinderat.

"Erste Sahne"

Fasziniert zeigt sich der Bürgermeister bei Baustellenbesichtigungen. Wo die neue Mehrzweckhalle entsteht, "schaffen die Leute wie Ameisen" (Marcus Türk). Jeden Tag gebe es etwas Neues zu entdecken. Der Schultes lobt die Arbeiter und vor allem den Bauleiter ("Erste Sahne").

Bedarf an Löschwasser

Im Gegensatz zu oben angesprochenem Kanal erweist sich jedoch die neue Wasserleitung als diffiziler. Sie komme wahrscheinlich erst Ende des kommenden Jahres an die Reihe – nach Abbruch des alten Gebäudes. Die Gesamtkosten für Kanal und Wasserleitung beziffert Ingenieur Weisser mit 125 000 Euro (50 000 Euro Kanal, 75 000 Euro Wasserleitung). Wichtig sei, so Martin Weisser, den geforderten Löschwasserbedarf (1600 Liter in der Minute) herbeizubringen.

Leichte Entspannung

Die Lage im Kinderbetreuungsbereich habe sich leicht entspannt, sagt Armin Mei, als die Entwicklung der Kinderzahlen betrachtet wird. Während im laufenden Kindergartenjahr 2019/20 die Statistik maximal 167 Kinder (155 Plätze) registriert hat, werden es 2020/21 beim derzeitigen Kenntnisstand 149 Kinder sein.

Was genau Kinderbetreuung unter Pandemiebedingungen bedeutet, die seit Juli erlaubt ist, führt der Hauptamtsleiter auf Nachfrage aus. Er nennt die Trennung nach Gruppen und Betreuerinnen, Hygienevorschriften wie regelmäßiges Händewaschen und aufwendigere Vorbereitungen beim Vesper. Marcus Türk fasst zusammen: "Es läuft sehr gut unter den gegebenen Umständen. Ich muss die Erzieherinnen loben." Was die Zukunft, sprich der Herbst, bringe, wisse niemand.

Austausch vermisst

Dass es jedoch noch Verbesserungspotential im Zusammenspiel aller gibt, deutet sich an, als Sylvia Weisser ein Gespräch mit Elternvertretern, das vorgesehen war, aber bisher nicht stattfand, vermisst. Gerade die Meinung der Eltern über ihre Erfahrungen und Vorschläge hätte sie interessiert. Armin Mei bittet um Nachsicht. Er spricht ein Zeitproblem an. Und: Es habe viele Gespräche mit den Kindergartenleitungen gegeben, bis der jetzige Stand erreicht worden sei.

Grundsätzlich wird das Vorgehen des Kultusministeriums als zwiespältig beurteilt. Die Kommunen hätten einen breiten Freiraum für die Umsetzung der Vorgaben erhalten. Jedoch unter der Maxime: "Machet’s, aber reaht."

Ein, zwei oder drei Euro

Die jährliche "Anpassung" der Elternbeiträge führt zu einem Antrag von Karl-Heinz Wachter, auf die von den kirchlichen und kommunalen Verbänden empfohlene Erhöhung um 1,9 Prozent zu verzichten. In der Regel sind dies ein, zwei oder drei Euro in der jeweiligen Kategorie.

Er weist auf Eltern in Kurzarbeit oder gar ohne Arbeit hin, aber auch auf eine mögliche "Pleitewelle" im Herbst. Dafür solle in einem Jahr, "wenn die Wirtschaft wieder angesprungen ist", die aktuelle Erhöhung nachgeholt werden.

Da die restlichen Gemeinderäte anderer Meinung sind und die bisherige Praxis beibehalten wollen, bleibt Karl-Heinz Wachter mit seinem Antrag allein. So wird der Hinweis gegeben, dass der avisierte Kostendeckungsgrad von 20 Prozent weiterhin klar verfehlt werde, somit die Allgemeinheit bereits jetzt zu großen Teilen die Kinderbetreuung finanziere. Aber auch, dass die Gemeinde die Elternbeiträge in den vergangenen Monaten erlassen habe. Ein gewisses Entgegenkommen sei ja somit erfolgt.

Die Abstimmung, die Elternbeiträge um 1,9 Prozent zu erhöhen, erfolgt schließlich einstimmig. Dies bedeutet zum Beispiel, dass für das Kind aus einer Familie mit einem Kind ab September 119 Euro im Regelkindergarten gezahlt werden müssen (bisher: 117 Euro). In der Kinderkrippe kostet die Betreuung für das Kind aus einer Familie mit einem Kind an mehr als drei Tage in der Woche ab September 352 Euro (bisher 345 Euro). Die Beiträge für Familien mit mehreren Kindern sind bei Kindergarten und Kinderkrippe entsprechend niedriger.

Keine Hallengebühr

Bürgermeister Marcus Türk, teilt mit, dass in diesem Jahr die Hallengebühren für Vereine erlassen werden. Je nach Veranstaltung seien dies 250 bis 400 Euro, erfährt Reiner Bantle auf Nachfrage. Dies betrifft zum Beispiel Mitgliederversammlungen, die nach und nach nun wieder möglich sind. Als jüngstes Beispiel wird die Jahresversammlung der Villingendorf Cavemen genannt.

Diese Entscheidung des Bürgermeisters basiert auf Kontakte der Verwaltung mit den Vereinen und Organisationen ab Ende April. Daraufhin hat der Vereinsring den Antrag gestellt, die Hallengebühr für Vereine zu erlassen. 2021 sehe man dann weiter.