Eineinhalb Jahrzehnte lang waren sie eine stimmungsvolle Truppe: die Villingendorfer "Gässle-Bätscher" in voller Montur vor heimatlicher Kulisse. Foto: Hofer

Guggenmusik hat sich aufgelöst. Zuletzt lediglich elf aktive Mitglieder registriert.

Villingendorf - Laute und stimmungsgeladene Töne waren ihr Markenzeichen, die Uniform mit dem übergroßen, gelb-blauhaarigen Kopf war unverkennbar. Nun, nach 16 Jahren, hat sich die Villingendorfer Guggenmusik "Gässle-Bätscher" aufgelöst.

Der letzte Auftritt war beim Villingendorfer Bürgerball 2009, seitdem ist keine spielfähige Besetzung mehr zusammen gekommen. "Immer mehr Aktive haben aus Zeitmangel in den Status passives Mitglied gewechselt", erinnert sich der stellvertretende Vorsitzende Jochen Hofer an den schleichenden Rückgang in den vergangenen Jahren. Auch die Aktiven hätten immer weniger Zeit für ihren Verein gehabt, und intensive Mitgliederwerbung sei erfolglos geblieben. Somit war das Ende der "Gässle-Bätscher" beinahe unausweichlich.

Bei der Mitgliederversammlung im September wurde der Verein, der zu diesem Zeitpunkt noch elf Aktive zählte, mit einstimmigem Beschluss aufgelöst. "Den Mitgliedern des letzten Vorstands ist die Auflösung alles andere leicht gefallen", betont Hofer. Verständlich, wenn man über Jahre hinweg so viel Liebe und Zeit in einen Verein gesteckt hat. Außerdem gehören Hofer selbst und Kassiererin Ute Haller zu den Gründungsmitgliedern der Guggenmusik, was die Auflösung für beide noch ein Stückchen trauriger machen dürfte. Nun folgt ein Liquidationsjahr.

Nach Abschluss der Liquidation wird das Vereinsvermögen zu gleichen Teilen an zwei örtliche Kindergärten sowie den DRK-Ortsverein verteilt. "Das jährliche Guggenmusiktreffen im November war immer ein großer Erfolg, weshalb wir finanziell eigentlich sehr gut dastanden", so Hofer. Doch was nutze ein Vereinsvermögen, wenn letztendlich einfach die aktiven Mitglieder fehlen.

Dabei ist bei einem Blick zurück in die Historie der "Gässle-Bätscher" von Mitgliedersorgen noch nicht viel zu bemerken. In der Villingendorfer Chronik ist die Geschichte des Vereins festgehalten.

Alles begann mit Überraschungsauftritt beim Bürgerball

Eine kleine Gruppe Fasnetsbegeisterter hatte schon in den Jahren zuvor bei Umzügen und am Schmotzigen mitgewirkt. Anlässlich des Bürgerballs 1994 kam dann die Idee zu einem Überraschungsauftritt.

Dem ahnungslosen Publikum wurde eine Schweizer Guggenmusik angekündigt, nur wenige waren eingeweiht, wer wirklich auftritt. Stark geschminkt und mit Perücken und Uniformen verkleidet, brachten die Villingendorfer dann mit Trommeln, Schätterle, Gießkannen, Trompeten, Posaunen und vielem mehr ordentlich Stimmung in die Halle. Der große Teil des Publikums soll, laut Chronik, bis zum Schluss nicht erkannt haben, woher die Musiker wirklich stammen.

Nach dem Auftritt wurde beschlossen, weiter zu proben und bei der nächsten Fasnet wieder aufzutreten – die Villingendorfer Guggenmusik war geboren. Die Truppe musizierte zunächst unter dem Namen "Villingendorfer Guggamüasler", eine Parallele zu den "Habermüasler"-Narren. Im März 1995 folgte als "Gässle-Bätscher" die Eintragung ins Vereinsregister.

Ob an der Fasnet, bei Geburtstags- und Jubilarfeiern, Dorffesten und Weihnachtsfeiern – die Musiker spielten ab diesem Zeitpunkt zu beinahe jedem Anlass auf. Zu den Höhepunkten in der Vereinsgeschichte zählen sicherlich Auftritte in der Schweiz, Liechtenstein und Frankreich sowie die große Feier zum zehnjährigen Jubiläum.

Auch das jährlich stattfindende Guggenmusiktreffen in Villingendorf selbst war jedes Mal auf höchst bemerkenswerte Resonanz von Seiten der Bevölkerung wie auch von anderen Guggenmusikern gestoßen.

Selbst als die "Gässle-Bätscher" bereits spielunfähig waren, hatten sie im November des vergangenen Jahres noch einmal ein großes Treffen auf die Beine gestellt und nebenher das 15-jährige Bestehen gefeiert. Dies zeigt sicher auch, wie sehr der Vorstand bis zuletzt um den Erhalt der Guggenmusik gerungen hat.