Fan des VfB-Fanclubs Villingendorf: Mittelstürmer Simon Terodde filmt die muntere Schar, die die schwäbische Version eines Nikolausliedes am Vorabend des 6. Dezember im Weinhaus Kreuz anstimmt. Foto: Pfannes Foto: Schwarzwälder-Bote

Fanclub: Simon Terodde zu Gast bei der Weihnachtsfeier der treuen VfB-Fans in Villingendorf

Als Volltreffer im wahrsten Sinne des Wortes erweist sich Torjäger Simon Terodde auf der Weihnachtsfeier des VfB-Stuttgart-Fanclubs Villingendorf. Nach dem Essen wird gefragt, geantwortet und bis weit in die Nacht munter gefachsimpelt.

Villingendorf. Die Botschaft für Simon Terodde ist eindeutig. Geht es nach den Villingendorfer VfB-Fans, hat er eine Einsatzgarantie im Sturm des Fußball-Bundesligisten. Und wenn nicht dort, dann eine Stammplatzgarantie beim SV Villingendorf. Inklusive Aufwandsentschädigung in Naturalien. SVV-Sportleiter Sebastian Müller ist bereit für zielführende Gespräche.

Mit Simon – an dem Abend im vollen Nebenzimmer des "Weinhaus Kreuz" duzen sich alle – reißt der Gesprächsfaden nicht ab. Schnell wird klar, warum der sympathische 29-Jährige aus Bocholt in Stuttgart Publikumsliebling ist, aber auch bei seinen Stationen wie Union Berlin und VfL Bochum viele Anhänger hatte.

Unkompliziert und freundlich im Umgang, geht der junge Familienvater (die Tochter wird im Februar zwei Jahre alt) auf die jungen Nachwuchsfans zu, schreibt Autogramme und macht Bilder mit ihnen. Das nächste Kinderferienprogramm des VfB-Fanclubs im Sommer mit Stadionführung und Autogrammstunde in Stuttgart? Kein Problem, sagt Simon.

Auf der anderen Seite bereitet ihm der Vorstand des ältesten VfB-Fanclubs, der dieses Jahr seinen 40. gefeiert hat, einen flotten Empfang. Der innere Zirkel um Benedikt Storz, Andrés Lopéz Rodriguez und Christoph Jung ist nicht auf den Mund gefallen und trifft den richtigen Ton. "Wir glauben an Dich." Beifall!

Kein Wunder also, dass die Ansprache des Nikolauses sehr wohlwollend ausfällt, als er das Jubiläumsjahr mit Festwochenende zur Jahresmitte inklusive Fanclub-Fußballturnier und Spiel der VfB-Old-Stars gegen die regionale Allstars Revue passieren lässt. Knecht Ruprecht bleibt ein stummer Geselle.

Umso gesprächiger wird es bei der "Interviewrunde" mit Simon. Natürlich interessiert den Villingendorfer VfB-Fan der Gemütszustand des Zweitliga-Torschützenkönigs (25 Treffer), der kurz vor Ende der Vorrunde (drei Treffer, zwei Vorlagen) noch Luft nach oben hat.

Fehlendes Futter

Das Spielsystem habe sich verändert, die Defensive sei in der Bundesliga verstärkt worden, drei statt vier Offensivkräfte seien es geworden, erklärt der gelernte Industriemechaniker. "Schön ist es nicht, auf der Bank zu sitzen."

Das Offensivspiel der Stuttgarter ist eine Liga höher noch nicht richtig in Schwung gekommen. Scheint Alexandru Maxim zu fehlen (er ist nach Mainz gewechselt)? Selbst in den erfolgreichen Heimspielen wurde kein Feuerwerk abgebrannt, stellt Simon selbstkritisch fest. "Die Stürmer werden zu wenig gefüttert", analysiert die Runde.

Angreifer Maximiliano Romero von Vélez Sársfield (Argentinien) soll für zehn Millionen Euro den Stuttgarter Sturm verstärken; der Transfer steht dicht vor dem Abschluss. Ein Wechsel kommt für Terodde aber nicht in Frage, sagt er. Gladbach sei interessiert gewesen, habe es geheißen. Kein Thema. "Der Präsident hat gesagt, dass er mich beim VfB behalten will." Und in Fellbach, wo er mit seiner Familie wohnt, fühlt er sich wohl. Vom Ruhrpott ins Schwabenländle – für Terodde kein Kulturschock. Lediglich, wenn jemand zu arg schwäbelt, wird die Verständigung schwierig.

Ausschlag für einen Wechsel 2016 weg aus Bochum war neben sportlichen Gründen der Reiz, einmal im April oder Mai vor 60 000 Zuschauern zu spielen. Bei einem Traditionsverein. Hannover 96? Nein, da habe Stuttgart eine andere Wucht! Lauter Beifall.

Und dann? Der Traum ging bereits im ersten Zweitligaspiel gegen St. Pauli (2:1) in Erfüllung. Eine Mega-Atmosphäre, schwärmt Simon noch heute. Von den Aufstiegsfeierlichkeiten einmal ganz zu schweigen. Und die Atmosphäre in der Cannstatter Kurve? Ein Pfund!

Dem gegenüber steht eine merkwürdige Auswärtsseuche, die sich Simon, genauso wie die Villingendorfer VfB-Fans, nicht erklären kann. Warum klappt es in der Fremde nicht? "Wenn ich das wüsste." "Für uns habt ihr in Bremen Angsthasenfußball gespielt", sagt Edelfan Ulrich.

Wo sitzen die Eltern?

Nach der Meinung zum klassischen Mittelstürmer, der vom Aussterben bedroht sei – "Die Neun finde ich wichtig" (Gelächter) –, zum Trainer Hannes Wolf – verschmitzt: "Solange man spielt, ist er ein sehr guter Trainer", ernsthafter: "Er hat einen Riesenanteil am Aufstieg. Er ist ein junger Trainer, der noch nicht viele Krisen durchgemacht hat" – sowie zu RB Leipzig und Hoffenheim – Duelle gegen Traditionsvereine wie Bremen und Hamburg schätzt Simon, wie viele Fans, weitaus mehr – erfährt die Runde, dass der Kontakt zu Kevin Großkreutz, der mittlerweile bei Darmstadt 98 unter Vertrag steht, nicht abgerissen ist.

Und Teroddes spezieller Torjubel? Er zeigt ihn auf Bitte des Vorstands. Entstanden sei er nach seinem ersten Tor damals in Duisburg, als er im übersichtlich gefüllten Stadion seine Eltern gesucht habe. Eine Geste, die gut ankommt und am besten noch in der Vorrunde – warum nicht gegen die Bayern am dritten Adventswochenende? – zu sehen sein soll.

Bevor es mit gerahmten Bild vom Fanclub, Jubiläumsschal und einem Korb voller Premiumwurst vom Fanclub-Hausmetzger zurück zum VfB geht, erhält Simon noch Einblick in den VfB-Fantreff, in die eigenen Vereinsräumlichkeiten. Dass er großes Interesse zeigt, wird ihm hoch angerechnet. Kurz: Ein Fußballprofi mit dem Herz auf dem rechten Fleck.