Hansjörg Kindler, wie ihn die Menschen liebten: als Puppenspieler, Autor und Zauberkünstler Trixini mit dem blauen Stein. Am Samstag ist der gebürtige Villinger in seiner Wahlheimat im Allgäu mit 81 Jahren gestorben. Archivfoto:Zieglwalner Foto: Schwarzwälder-Bote

Puppenspieler Hansjörg Kindler ist in seiner Wahlheimat im Allgäu gestorben / Villingen nie aus den Augen verloren

Von Martina Zieglwalner

VS-Villingen. Sein Zuhause war die ganze Welt, seine Liebe galt der internationalen Brückensprache Esperanto, dem Puppenspiel und der Zauberei. Jetzt hat er die irdische Bühne verlassen: Hansjörg Kindler ist am Samstag im Alter von 81 Jahren im Hospiz in Kempten gestorben. Seine letzte Ruhestätte findet er auf dem Friedhof in seiner geliebten Heimat Villingen.

Den aus der Familie Kindler-Sterk stammenden Zauberkünstler hat es zwar früh aus der Zähringerstadt gezogen, um wegen seiner musischen Talente die Schule Schloss Salem zu besuchen, doch er kehrte immer wieder zurück, ob er Gastspiele als Magier mit dem blauen Stein und Puppenspieler gab, Familie und Freunde besuchte oder seine Schulkameraden des Jahrgangs 1933 traf. Und da hatte Trixini immer etwas zu erzählen, verlief sein Leben doch alles andere als in vorhersehbaren Bahnen. Er machte eine Ausbildung als Puppenspieler bei der Hohnsteiner Bühne in Hamburg und ging mit dem Team auf Tournee. Dann studierte er Theologie und war 17 Jahre Priester der römisch-katholischen Kirche, zuletzt als Europapfarrer in Luxemburg. Schon in dieser Zeit verzauberte er als Trixini die Zuschauer mit seinen magischen Künsten. Durch die Liebe zu einer Frau führte sein Weg von der katholischen zur altkatholischen Kirche und zurück zum Puppenspiel. Um seinen Lebensunterhalt zu verdienen, gründete er in Paderborn ein eigenes Theater. Trixini gab Gastspiele in mehr als 50 Ländern und trat als Bordzauberer auf, vor einigen Jahren ließ er sich in Rieden am Forggensee nieder und zog mit seiner Zauberwerkstatt in der "Alten Käskuche" die Zuschauer in Bann.

Gerade die Auslandsaufenthalte haben eine seiner großen Leidenschaften geweckt: sein Engagement für die Kunstsprache Esperanto als weltweiter Möglichkeit der Verständigung. Anfang der 80er-Jahre hatte sie ihm auf einer Tournee durch Asien so manche Tür geöffnet. Er sah sie als wichtige Brücke zwischen den Völkern an und machte sich bis zuletzt für deren Verbreitung stark, hat Gedichte und Übersetzungen veröffentlicht.

Und auch wenn Kindler nicht mehr als Pfarrer tätig war, so hat er sich doch ein Leben lang, bis es die Krankheit nicht mehr zuließ, seiner Berufung als Seelsorger verschrieben. Da hat er sich in Kroatien im Flüchtlingslager eingesetzt und den Trixini-Verein für Esperanto und Behinderte gegründet, er brachte mit seinen Auftritten neue Lebensfreude in Kliniken und kümmerte sich um todkranke Kinder. Jetzt hat Hansjörg Kindler selbst seine Augen für immer geschlossen. Doch was von ihm bleibt, sind die Erinnerungen an Begegnungen und seine unzähligen Veröffentlichungen, für die er im Verleger Josef Bauer in seiner Wahlheimat im Allgäu einen verlässlichen Partner gefunden hatte. Ob autobiografische Werke wie "Der Magier mit dem Stein", "Die ökumenischen Hunde" oder "Der Zopf des Fräulein Li", heitere Geschichten mit biblischen Hintergründen oder Gedichte auf Villingerisch, die seine Liebe zu seiner Heimatstadt widerspiegeln, sie alle zeugen von seinem bewegten Leben.

Den schriftlichen Nachlass und Dokumente aus der Familiengeschichte hat Kindler dem Stadtarchiv in Villingen überlassen. Seine Puppen hatte er bereits vor einigen Jahren abgegeben. Mit der Diagnose Krebs konfrontiert, setzte er die vergangenen Monate alles daran, dass seine Zauberutensilien erhalten bleiben: Sie sind künftig im Magicum-Museum in Berlin zu bewundern. Froh, sein Lebenswerk geregelt zu haben, verfasste er kurz vor seinem Tod das letzte seiner vor Humor sprühenden Gedichte mit dem Titel "Magicum Berlin": "So kann ich beruhigt ins Zauberland auswandern, Lachen und Staunen überlasse ich nun anderen, Schaue mit Vergnügen von oben herunter, die Welt ist nun ewig für mich", heißt es in seiner letzten Botschaft an seine Verwandten und Freunde. Als überzeugter Christ war er sich immer sicher, dass es ein Wiedersehen gibt.