Die Verkehrsbelastung auf dem Nordring steigt kontinuierlich. Foto: Eich

Stadt sucht noch immer Lösungen für starke Belastung. Neues Gutachten soll Kollaps vorbeugen.

Villingen-Schwenningen - Die Verkehrsbelastung auf dem Nordring steigt kontinuierlich. Dafür sorgt nicht nur die Ansiedlung von XXXLutz, sondern insbesondere das neue Gewerbegebiet Salzgrube. Ein neues Gutachten soll nun klären, wie einem Kollaps vorgebeugt werden kann.

Das Gewerbegebiet Salzgrube floriert: Wie bereits berichtet, strebt die Stadt zeitnah den weiteren Ausbau im Zentralbereich an.

Denn der sich dort ansiedelnde Zahnrad- und Getriebetechnikspezialist IMS-Gear will neben des momentan in Bau befindlichen Werkes zwei weitere Hallen realisieren. Zudem strebt das Speditionsunternehmen Noerpel im dortigen Gebiet im kommenden Sommer einen Neubau an. Doch: Wie möchte die Stadt die zusätzliche Verkehrsbelastung in den Griff bekommen?

Ursprüngliches Gutachten

Bereits im Jahr 2012 beschäftigte sich das Brenner Ingenieurgesellschaft im Auftrag der Stadt mit den verkehrstechnischen Auswirkungen angesichts der Gewerbeansiedlungen in der Salzgrube sowie am Nunnensteig oberhalb des Schwarzwald-Baar-Centers.

Die Experten gehen davon aus, dass bei einer Vollaufsiedlung rund 8000 zusätzliche Fahrten am Tag erzeugt werden. Aufgrund der "kurzfristigen Verwirklichungsmöglichkeit und der erreichbaren Leistungsfähigkeit" sah man insbesondere den Ausbau des Nordrings als geeignete Maßnahme an, um für Entlastung zu sorgen. Geplant war, zwischen Wieselsbergstraße und dem Knotenpunkt an der Salzgrube ein vierstreifiger Ausbau (siehe Karte Punkt 1), im weiteren Verlauf bis zum Kreisverkehr in Richtung Klinikum würden drei Streifen reichen (2).

Gleichzeitig wird betont, dass auch der Lückenschluss – also die Verlängerung der B 523 zur B 33 – notwendig werden wird. Zudem seien Ausbaumaßnahmen am Knotenpunkt Nordring/Wieselsbergstraße unumgänglich. Bereits 2012 betonte das Ingenieurbüro: "Der Knotenpunkt ist heute zu Spitzenzeiten bereits hoch ausgelastet."

Sollten keine Maßnahmen getroffen werden, hätte dies nach Angaben der Ingenieure Auswirkungen auf dem Nordring, dem Außenring und der Landstraße zwischen Villingen und Schwenningen. Die Experten betonen: "Bereits kleine Störungen können zu einem Zusammenbruch und deutlicher Überstauung führen."

Neue Trasse als Favorit

Die Stadtverwaltung schlug dem Gemeinderat deshalb im Jahr 2013 den Ausbau des Nordrings vor. Kostenpunkt: 4,5 Millionen Euro. Doch bereits im Technischen Ausschuss regte sich Widerstand. Renate Breuning erklärte im Namen der CDU-Fraktion, dass durch den Ausbau keine Verbesserung erzeugt werden würde. Es gebe keine wirkliche Entlastung der Wieselsbergstraße – deswegen lehne man diese Lösung ab.

Stattdessen favorisierten die Ausschussmitglieder nun eine ebenfalls von der Brenner Ingenieurgesellschaft als Planfall vorgeschlagene nördliche Entlastungsachse für 6,5 Millionen Euro. Diese beginnt in der Salzgrube und verläuft nahezu parallel zum Nordring bis zum Knotenpunkt am Außenring und der Kreisstraße in Richtung Nordstetten (siehe Karte Punkt 3). So könne auch verhindert werden, dass der Verkehr auf dem Nordring gebündelt wird.

Neue Situation

Doch auch diese Variante wurde verworfen. "Es wurden keine Gelder für die weitere Planung eingestellt", berichtet die städtische Pressesprecherin Oxana Brunner. Grund sei eine "neue politische Situation", denn mittlerweile wurde der Lückenschluss im Bundesverkehrswegeplan in den "vordringlichen Bedarf" eingestuft. Seitens der Stadt nahm man nun von der zusätzlichen Trasse parallel zum Nordring wieder Abstand. Dies hatte laut Brunner zwei Gründe: Die Verwaltung wollte eine "doppelte Investition" in zwei gleiche Trassen verhindern. Zudem befürchtete man, dass das Verkehrsministeriums Baden-Württemberg angesichts der neuen Entlastungstrasse die hohe Priorität des Lückenschlusses nicht mehr sieht.

Klar ist für die Stadt jedoch auch, dass etwas getan werden muss. "Der Nordring ist natürlich stark belastet, vor allem im Berufsverkehr", erklärt Brunner und betont gleichzeitig: "Momentan ist das allerdings im Rahmen." Angesichts der weiteren geplanten Ausbaustufen in der Salzgrube strebt die Stadt jetzt ein neues Gutachten an, das näher auf den Ausbau und in Teilen auch auf den geplanten Weiterbau der B 523 eingeht. Darin spiele, wie die Sprecherin der Stadt erläutert, zudem eine direkte Salzgruben-Anbindung von der B 523 über das Drachenloch eine Rolle (4). Dies sei eine gute Option für Logistiker, den Verkehr vom Nordring wegzuleiten. Allerdings ist noch unklar, wann der Stadt das Gutachten vorliegt und entsprechende Maßnahmen zur Entlastung getroffen werden können.

Planung B 523

Eine entscheidende Rolle bei der Entlastung des Nordrings und der Wieselsbergstraße spielt dabei der Lückenschluss (5). Die Priorisierung der Fortführung der B 523 vom Schwarzwald-Baar-Center bis zur B 33 auf Höhe des Mönchsees im Bundesverkehrswegeplan wurde dabei im August 2016 als großer Erfolg gefeiert. Doch passiert ist seit dem nicht viel.

Das erklärt auch Christian Friedrich, der Berliner Büroleiter vom Bundestagsabgeordneten Thorsten Frei: "Bislang gibt es keine Neuigkeiten zu berichten." Das liege vor allem daran, dass das Projekt vom Verkehrsministerium im Land noch nicht priorisiert wurde. Die Bekanntgabe der priorisierten Projekte war ursprünglich Ende November geplant, diese wurde jedoch auf unbestimmte Zeit verschoben. Die Verantwortlichen müssen sich in dieser für die gesamte Raumschaft wichtigen Angelegenheit also weiter in Geduld üben.

Derzeitige Arbeiten

Derzeit laufen bereits die Arbeiten für eine zumindest kleine Entlastung des Nordrings. Denn im Bereich der Autogalerie am Neuen Markt wird derzeit eine neue Anbindung der Salzgrube über das sogenannte Utzenbühl realisiert (6). Die Arbeiten haben nach Angaben der Stadtverwaltung im Spätherbst begonnen und sollen – je nach Witterung – noch in diesem Jahr abgeschlossen werden.

Unter diesem Link finden Sie eine Karte des Nordrings.