Er ist Musiker, Sänger, Pianist, Komponist und Villingen-Schwenninger. All das kommt nun in einem seiner neuen Werke zum Ausdruck: dem VS-Lied "In meiner Stadt", das im Rahmen von "100% VS" am 13. April in der Neuen Tonhalle uraufgeführt wird. Foto: Hoyer Foto: Schwarzwälder Bote

100% VS: Der Komponist des VS-Liedes spricht vor der Uraufführung im Rahmen Multivision über seine Stadt

Er bezeichnet sich "zu 98 Prozent" als Villingen-Schwenninger (weil er heute in Donaueschingen wohnt) und hat für die große Multivision "100% VS" ein Lied komponiert, dass hundertprozentig zur Doppelstadt passt: Der Musiker und Entertainer Sebastian Schnitzer. Im Interview mit dem Schwarzwälder Boten verrät er, wie laut sein Herz für die Villingen-Schwenningen schlägt.

Sie haben ein Lied für Villingen-Schwenningen komponiert. Wie kam’s?

Michael Hoyer hat mich gefragt, ob ich nicht Lust hätte, an dem Abend von "100% VS" ein, zwei Lieder zu spielen. Da habe ich spontan vorgeschlagen, eines zu schreiben.

Sie schreiben mal eben ein Lied?

Ja. Ich war eh gerade dabei, ein Lied zu schreiben über das Thema "Meine Stadt" – was passiert in meiner Stadt, wie wünsche ich mir meine Stadt. Dann nahm ich das zum Anlass, ein Lied über Villingen-Schwenningen zu schreiben. Da kann man ja sehr viel schreiben....

Passt all das überhaupt in einen Song?

Ich muss gestehen: Die Originalfassung, die ich an dem Abend nicht spielen werde, geht über zwölf Strophen und dauert zehn bis zwölf Minuten. Das ist natürlich viel zu lang. Deshalb musste ich eine kürzere Version schreiben. Ich nenne es übrigens "In meiner Stadt".

Erzählen Sie mal – ist es ein deutscher Text? Welche Stimmung transportiert er?

Ja, es ist ein deutscher Text. Und was die Stimmung anbelangt: Wenn ich etwas schreibe, dann ist es immer satirisch, ein bisschen ironisch, gleichzeitig aber auch ein bisschen nachdenklich. Es ist kein Liebeslied, es ist kein Loblied. Eher eine Beschreibung wie ich oder viele andere Villingen-Schwenningen sehe. Wenn ich Lieder schreibe, spreche ich mit vielen Menschen über die Themen – das fließt dann mit ein.

Wo wird dieses Lied nach der Uraufführung am 13. April noch zu hören sein?

Ich habe tatsächlich vor, es einen Tag später mit einem Video auf Youtube zu veröffentlichen, damit diejenigen, die nicht zu dem Event kommen, es auch hören können – die Veranstaltung wird ja vermutlich ausverkauft sein. Aber es wird nicht zu kaufen sein – noch nicht jedenfalls.

Hat es denn Ohrwurm-Potenzial?

Das kann ich, ehrlich gesagt, selbst gar nicht sagen. Ich nehme auf das Thema "Ohrwurm" nie bewusst Rücksicht. Manchmal wird es ein Ohrwurm, manchmal auch nicht. Das kann ich nicht voraussagen. Aber meine Frau kann das Lied schon fast nicht mehr hören (lacht) – sie sagt, es ist schon ein Ding, das im Ohr bleibt.... Der Refrain ist sehr einfach gehalten, die Strophen nicht.

Wie lange sitzen Sie denn an so einem Werk?

Dieses Mal habe ich lange gebraucht, weil auch viel Recherche-Arbeit dabei war. Etwa einen Monat lang saß ich schon dran.

Wie muss ich mir das vorstellen?

Ich setze mich dann ein-, zweimal in der Woche hin, schreibe wieder etwas. Am Wochenende schmeiße ich es dann wieder in den Mülleimer, weil es mir nicht gefällt, und schreibe etwas Neues.... Wenn Du mal eine Linie hast, wie es werden soll musikalisch, und wo es hingehen soll, dann ist es einfacher. Aber bis Du diese Linie gefunden hast, entstehen viele verschiedene Versionen. Von diesem Lied habe ich etwa acht Versionen, die ich singen könnte. Eine Ballade, eine richtig schnelle Version, eine jazz-mäßige...

Und welche ist es geworden?

Eine lustige, locker-flockig.

Was bedeutet VS für Sie denn überhaupt?

Heimat. Ich war viel weg, von Köln bis Freiburg, was weiß ich wo überall. Ich spiele auch überall in Deutschland. Aber ich bin einer der wenigen, die studiert haben, und wieder zurückkamen. Obwohl ich als Musiker hier eigentlich nicht so viel zu tun hätte wie in Berlin oder Köln. Da könnte ich jeden Tag spielen.

Was hält Sie dann hier?

Mich verbindet viel mit Villingen-Schwenningen, nicht zuletzt meine Familie, die noch hier wohnt – meine Oma oder meine Eltern zum Beispiel. Und ich habe hier viele Freunde. Ich gehe auch immer noch samstagmorgens nach Villingen auf den Markt, laufe, wie es viele Villinger tun, durch die Stadt, gehe in die Geschäfte. Das ist die typische Villinger Flanierzeit samstags.

Und was ist 100% VS für Sie?

Man kann uns nicht einordnen. Wir sind nicht sehr schwäbisch. Wir sind auch nicht sehr badisch. Wir sind irgendwie ein Mix aus allem. Es ist auch schön, dass Villingen-Schwenningen so bunt ist. Wir sind noch auf dem Weg dahin, so cool zu werden wie Freiburg, aber auf einem guten Weg. Wir sind vom Ländle und trotzdem weltoffen. Viele sind irgendwann hierher gezogen und fühlen sich heute genauso als Villingen-Schwenninger. Klar sind wir ein bisschen verbohrt, aber trotzdem offen. Wenn Dich ein Villingen-Schwenninger ins Herz geschlossen hat, dann ist das für immer.  

■ Die Fragen stellte Cornelia Spitz

Sebastian Schnitzer und sein eigens für VS komponiertes Lied "In meiner Stadt" sind Teil der großen Multivision "100% VS" von Medienprofessor Michael Hoyer, die am Freitag, 13. April ab 20 Uhr in der Neuen Tonhalle in Villingen gezeigt wird. Teil der Show sind unzählige Bilder, Video-Einspielungen und Live-Acts, die alle zusammen ein lebhaftes Bild von "100% VS" vermitteln. Eintrittskarten für die Veranstaltung gibt es bei Mory’s Hofbuchhandlung in Villingen und Donaueschingen, im Tourismusbüro am Franziskaner in Villingen, in den Geschäftsstellen des Schwarzwälder Boten sowie über den Online-Kartenvorverkauf unter www.story-vs.de.