Nicht nur die Chaisen bleiben in diesem Jahr in ihrem Sommerquartier. Alle Fastnachtsumzüge, wie hier der Kinderumzug 2020, sind abgesagt. Archiv-Foto: Heinig Foto: Schwarzwälder Bote

Vereine: Anselm Säger spricht über die Narrozunft in Zeiten der Pandemie / Hästräger bestimmt unterwegs

"Wir geben die Butzesel-Köpfe nicht heraus und unsere Wueschte kommen nicht an ihr Stroh heran" – Anselm Säger macht klar, dass in diesem Jahr an der Fasnet alles anders läuft. Doch auch er ist davon überzeugt, dass am Fasnetsmentig im Städtle Hästräger unterwegs sein werden.

VS-Villingen. Und laut Coronaverordnung, Stand heute, dürfen sie das auch – allerdings ohne Gruppenbildung, nur im Familienverbund und wenn nötig sogar mit Maske unter der Scheme. Der Zunftmeister der Historischen Narrozunft hat an seinem Job derzeit alles andere als Spaß. Mit seinem Vize Alex Brüderle trägt er schwer an der Verantwortung für über 5000 Mitglieder, muss strenge Regeln kommunizieren und gleichzeitig möglichst alle bei Laune halten.

Online-Konferenz

Das gelingt bisher ganz gut. Gerade haben die Ratsherren inklusive der Ehrenräte erfolgreich eine Online-Konferenz abgehalten, um wenigstens "das Vereinsleben aufrecht zu erhalten". Die Diskussionen und launigen Zwischenrufe aber haben dabei allen gefehlt. Wie bisher auch alle Veranstaltungen, beginnend mit der Mitgliederversammlung am 5. Januar. "Die wird im Sommer nachgeholt", verspricht Säger. Dabei erhalten die Jubilare ihre Ehrungen und Christian Hauser, zuständig für die Mitgliederverwaltung, kandidiert für die Wahl in den Rat.

Der 6. Januar begann für Anselm Säger und Alex Brüderle schon morgens um 5.30 Uhr. Klammheimlich – wir berichteten – schmückten sie nur zu zweit den Narrobrunnen: "Ein Gedicht, zwei Sätze, ein Schnaps und dann heim." Eine richtige Entscheidung, wie sich am Abend zur üblichen Brunnenschmückzeit erwies. Da war die Stadt nämlich voller Menschen, die schauen wollten, ob sich in der Oberen Straße nicht doch etwas tat.

Aber genau wie derzeit in der Zehntscheuer, in der kein Maschgereabend, Mäschgerlenachmittag, keine Fastnachtskistenvergabe und kein Stammtisch stattfinden, blieb es leer und ruhig. Wer genau hinhörte, konnte allenfalls das Peitschenknallen der Butzesel-Treiber hören, die sich um 18 Uhr zum Einpfitzen in allergrößten Abständen verabredet hatten.

Als nächstes steht der Online-Ball der Villinger Zuggesellschaft und Schwenninger Narrenzunft am 6. Februar auf dem Plan, der unter konsequenten Regeln für den Infektionsschutz entsteht: in Kleinstgruppen, mit Schnelltests, FFP2-Masken und Videoaufnahmen, die teilweise schon vor dem zweiten Lockdown entstanden. Der Verkauf der "Eintrittskarten" und des Getränkepaketes laufe bestens, ist Säger auch als stellvertretender Vorsitzender der Zuggesellschaft dankbar für die Unterstützung der Bevölkerung. Jetzt wünscht er sich nur noch, dass auch der Pin mit dem denkwürdigen Motiv des Maske haltenden Narros noch mehr Käufer findet.

Nicht nur beim Ersatz für viele bunte Bälle, erweist sich in Pandemiezeiten auch für die Narrozunft die fortschreitende Digitalisierung als Segen. Über die Sozialen Netzwerke verbreitete sich das Video aus dem Wohnzimmer der Brüderles, die zu Beginn der Zunftfasnet am Dreikönigstag den Weihnachtsbaum abschmückten und das "Altärle" aufbauten, um sich so traditionell auf die Fastnacht einzustimmen. Bisher über 1000 Klicks zeugen davon, dass sich die Leidenschaftlichsten unter den Fastnachtern "holen, was sie kriegen können".

Zeitung fertiggestellt

Doch auch analog tut sich etwas bei der Zunft. Gerade wurde die Fasnetszeitung fertiggestellt. Sie sieht etwas anders aus als gewohnt und wird demnächst der Öffentlichkeit zugänglich gemacht – man darf gespannt sein, wie. Auch der Schwarzwälder Bote wird dabei eine Rolle spielen.

Als Zunftmeister schaut Anselm Säger nach dem Online-Ball auf den Fastnachskalender seiner Zunft, in dem schon die Einweihung der neu bemalten Zehntscheuer-Fassade stand. Auch dafür heißt es, einen neuen Termin zu finden, sobald es wieder geht. Ob das traditionell am zweiten Juliwochenende ausgerichtete Sommerfest der Zunft im Spitalgarten stattfinden kann, steht freilich ebenso in den Sternen wie ein Ersatztermin. "Wir sind zeitlich nur bedingt flexibel", gibt Säger angesichts der umfangreichen Logistik mit Reservierungen und Bestellungen jeweils ein Jahr zuvor, zu bedenken.

"Wir machen aber auch 2021 Fasnet" – fast trotzig klingt Sägers Prognose für die nächsten Tage und Wochen. Man werde coronakonforme Möglichkeiten finden, verspricht er. "Die Fasnet ist in Villingen doch ein wichtiger Baustein im Jahresrhythmus. Im nächsten Jahr wird sie dann noch intensiver und schöner".