Die Region hat Zukunft. Landrat Sven Hinterseh ist überzeugt davon. Foto: Schück Foto: Schwarzwälder Bote

Interview: Landrat Sven Hinterseh meint: Die Region hat heute schon Vorzüge gegenüber Metropolen

Schwarzwald-Baar-Kreis.

Die Region hat so viele Vorzüge, dass sie in ein paar Jahren zur Zukunftsregion werden könnte. Landrat Sven Hinterseh sagt im interview, warum.

.

Sie haben einmal gesagt: "Mir schwebt vor, dass wir in ein paar Jahren die Zukunftsregion in Baden-Württemberg sind?" Ist das wirklich möglich oder nur ein frommer Wunsch?

Ja, ich denke schon, dass das möglich ist, und ich möchte das auch nicht als bloße Metapher verstanden wissen. Unsere Region Schwarzwald-Baar-Heuberg mit den Landkreisen Tuttlingen, Rottweil und dem Schwarzwald-Baar-Kreis ist heute bereits bärenstark und deswegen bin ich davon überzeugt, dass, wenn wir die Weichen heute richtig stellen, das heißt, jetzt klug in unsere Zukunft investieren, wir eine ausgesprochen rosige Zeit vor uns haben werden.

Wie könnte die Region dann bei den Verkehrsverbindungen oder Breitband, dann mit Metropolregionen mithalten?

Ich habe selbst einige Jahre in Berlin und im Großraum Stuttgart gelebt und weiß um die dortigen Stärken aber natürlich auch die Schwächen, die es in den großen Städten und Ballungsräumen gibt. Wir haben hier in unserer Region insgesamt ein sehr gut funktionierendes Gemeinwesen, recht kurze Wege innerhalb der Wirtschaft, hervorragende Bildungseinrichtungen – von der Kinderbetreuung über die Schulen in unseren Städten und Gemeinden, die beruflichen Schulen der Landkreise, viele Weiterbildungseinrichtungen und nicht zuletzt unsere Hochschulen. Wir müssen jetzt die gesamte Infrastruktur zukunftsfest ausrichten. Das heißt, wir brauchen das schnelle Glasfasernetz, um digitale Anwendungen der unterschiedlichsten Art überhaupt erst verlässlich anwenden zu können, in allen Gebäuden – in jedem Schwarzwaldhof und auch sonst überall. Dann müssen wir die Elektrifizierung unserer Schienenstrecken vorantreiben. Wir kämpfen beispielsweise für eine umsteigefreie Verbindung mit einem Metropolexpress von Villingen über Schwenningen und Rottweil nach Stuttgart. Die Gäubahn braucht dann noch die schnellen Neigetechnikzüge von Zürich nach Stuttgart und die nächste Generation des Ringzugs sollte dann ab Mitte der 2020er-Jahre nur noch elektrisch unterwegs sein und eine optimale Verknüpfung zwischen Nahverkehr und Fernverkehr auf der Gäubahn aber auch auf der Schwarzwaldbahn abbilden. Der neue Ringzug soll auch im Betrieb mehr leisten. So diskutieren wir derzeit die Verlängerung nach St. Georgen und das Durchbinden der Verbindungen zwischen Immendingen/Geisingen und Donaueschingen. Auch freuen wir uns auf die Breisgau-S-Bahn im Dezember 2019 und die dann umsteigefreien Verbindungen von Villingen nach Freiburg.

Und was müsste bei den Straßen realisiert werden?

Im Bereich der Bundesstraßen brauchen wir die schnelle Eins-zu-Eins-Umsetzung des gültigen Bundesverkehrswegeplans, dann sind unsere aktuellsten Wünsche erfüllt. Für den Schwarzwald-Baar-Kreis bedeutet dies die rasche Realisierung des Lückenschlusses der B 523 zwischen Villingen/Mönchweiler und Herdenen sowie die beiden Ortsumfahrungen bei Blumberg-Zollhaus und Blumberg-Randen. Der Streckenabschnitt zwischen Donaueschingen und Hüfingen befindet sich ja bereits im Bau, und vor wenigen Tagen konnten wir nun endlich die Ortsumfahrung bei Hüfingen-Behla dem Verkehr übergeben. Wenn das alles realisiert ist und die unterschiedlichen Verkehrsträger optimal miteinander verknüpft sind, dann können wir nicht nur mit Metropolregionen mithalten, sondern ich bin dann der festen Überzeugung, dass wir im Gesamtpaket viel mehr zu bieten haben und unsere Vorzüge sehr gut ausspielen können.

Welches Plus hätte die Region dann in ein paar Jahren, das sie zur Zukunftsregion machen würde?

Wie gesagt, letztlich geht es um einen Mix aus verschiedenen Bereichen: Wenn Sie einen attraktiven Arbeitsplatz in der Region haben und ein schönes, sozial ausgewogenes Wohnumfeld vorfinden und die von mir genannten Dinge dann auch passen, dann kann man sich hier wohl fühlen, vielleicht sogar eine Familie gründen, Kinder gut groß ziehen und Zufriedenheit und persönliche Erfüllung finden. Im Übrigen sehe ich viele größere Städte in Deutschland rein flächenmäßig an ihren Grenzen. Hier in unserer näheren Umgebung sehen wir ja, wie intensiv die Diskussionen in Freiburg und Konstanz geführt werden. Meines Erachtens liegt auch hierin eine große Chance unserer Region.   Die Fragen stellte Felicitas Schück