Als Ersatz für die in die Jahre gekommene Kindertagesstätte Wilhelmspflege war ein Neubau am bisherigen Standort hinter der evangelischen Stadtkirche geplant. Wegen der Kostensteigerung zog die Stadt jetzt die Reißleine. Foto: Pohl Foto: Schwarzwälder Bote

Ausschuss: Stadt zieht wegen Kostenexplosion bei geplantem Neubau die Reißleine

Die Stadt hat die Pläne für den Neubau der Kindertagesstätte Wilhelmspflege in der Schwenninger Metzgergasse gestoppt, da die Kostenschätzung auf fast elf Millionen Euro angestiegen ist. Diese Nachricht schlug in der Sitzung des Jugendhilfeausschusses ein wie eine Bombe.

VS-Schwenningen. Noch im Herbst war die Rede von erforderlichen Investitionen in Höhe von 3,85 Millionen Euro am jetzigen Standort an der Metzgergasse.

Nach dem Abschluss der Planungen habe sich gezeigt, dass am bisherigen Standort mit der vorhandenen Topografie der Bau mit mindestens 10,8 Millionen Euro zu Buche schlägt, erklärte Stefan Assfalg, Leiter des Amtes für Jugend, Bildung, Integration und Sport (Jubis), am Donnerstagabend. Nachdem diese Zahlen auf dem Tisch gelegen hätten, habe es sofort Gespräche zwischen dem Amt für Gebäudewirtschaft und Hochbau, dem Jubis, Bürgermeister Detlev Bührer und Oberbürgermeister Jürgen Roth gegeben, betonte Assfalg. Ebenso seien Pfarrer Klaus Gölz von der evangelischen Kirchengemeinde, die Träger der Einrichtung ist, und Rolf Lamprecht, Vorsitzender des Kirchengemeinderats, einbezogen gewesen.

Seitens der Stadt habe bei allen Ämtern Einigkeit geherrscht, sofort aus dem Projekt auszusteigen, denn auch bei möglichen Versuchen, den Ausbau abzuspecken und so die Kosten zu senken, habe sich keine Möglichkeit gefunden, die für den künftigen Betrieb sinnvoll sei. So könne die Stadt nicht mehr empfehlen, den Abriss und Neubau wie vorgesehen umzusetzen. Die Erfahrung zeige, dass die jetzt veranschlagte Summe sicher nicht im Laufe der Bauarbeiten sinkt, stellte Roth fest. "Wir müssen nach einer anderen Lösung suchen." Auf Stadt und Gemeinderat komme eine Herausforderung zu.

Elf Millionen Euro seien natürlich zu viel, zeigte Gölz Verständnis für den Schritt der Verwaltung. Er gab jedoch zu bedenken, dass der Jugendhilfeausschuss und der Gemeinderat den Ersatzbau beschlossen haben. "Zwischen der großen Lösung und dem Nichts gibt es einen Spielraum", machte er sich für neue Denkansätze stark. Immerhin stehe hinter den Plänen ein jahrzehntelanger Prozess und der Kampf um die Wilhelmspflege. Zudem bestehe genau in der Stadtmitte der Bedarf an Betreuung, mit dem neuen Gebäude sei eine Erhöhung von 40 auf 100 Plätze angestrebt gewesen.

"Wir müssen schauen, dass wir eine Lösung finden", unterstrich auch Alfred Zahn, Geschäftsführer des Ortsverbands Villingen-Schwenningen des Kinderschutzbunds, der ebenfalls zwei Gruppen in der Wilhelmspflege betreiben sollte. Immerhin stehe in der Finanzplanung ein Betrag von rund 7,7 Millionen Euro für den Bau bereit.

Die Stadt müsse die Kosten pro Kind in einem realistischen Maß halten, unterstrich Roth, der nicht weiter über das Thema diskutieren wollte. Habe es sich doch nur um eine Information gehandelt. Da bekam auch Karl-Henning Lichte von den Freien Wählern keine klare Antwort, die er vom Oberbürgermeister eingefordert hatte. Wenn die Stadt die Zahlen und Alternativen zusammengetragen habe, stelle sie diese zur Debatte, Steckte Roth das Vorgehen ab. Sicher sei, dass in der Stadtmitte Kindergartenplätze notwendig sind, aber es gebe eben nur beschränkte Flächen, sieht er das Problem.