Wolfgang Winning an seinem Arbeitsplatz in seinem Wohnhaus. Hier entstehen seine Bücher. Foto: Pohl Foto: Schwarzwälder Bote

Literatur: Autor Wolfgang Winning schreibt Romane der besonderen Art / Schreibstube unterm Dach

Der Buchautor Wolfgang Winning lebt seit gut 55 Jahren in Schwenningen und taucht von dort aus immer wieder in die Geschichte Amerikas ein. Denn die meisten seiner Romane spielen im Wilden Westen.

VS-Schwenningen. Wolfgang Winning sitzt an seinem Arbeitsplatz in einer kleinen Schreibstube unter dem Dach seines Wohnhauses. Auf seinem Holzschreibtisch liegt die Tastatur, vor ihm steht ein Bildschirm, daneben ein Drucker. Viel mehr Utensilien sind in dem nostalgisch, gemütlich eingerichteten Zimmerchen nicht zu sehen. Hier entstanden bislang sechs Bücher von denen jedoch erst fünf erschienen sind. "Bald kommt mein jüngstes Werk heraus", verrät Winning.

Der 78-Jährige wurde 1940 in Halle an der Saale geboren, ist dort aufgewachsen und zur Schule gegangen. Doch im Alter von 21 Jahren, "zwei Wochen vor Beginn des Mauerbaus", floh Winning in den Westen. Über ein paar wenige Stationen, so schildert er, sei er nach Schwenningen gekommen und seither wohne er hier.

"Geschrieben habe ich schon zu Schulzeiten gerne", erzählt der Autor. Allerdings damals noch ohne jegliche Veröffentlichung seiner Texte. Erst nachdem er in Schwenningen lebte, entschloss er sich dazu, "richtig zu schreiben". Der leidenschaftliche Amerika- und Western-Fan begann unter dem Synonym Luke Sinclair mit dem Verfassen von Western-Heftromanen. "Diese schrieb ich fast drei Jahrzehnte lang", berichtet Winning. Doch weshalb unter einem Synonym? "Ganz einfach, ein amerikanischer Autorenname zieht in diesem Genre besser als ein deutscher", erklärt er.

Doch seit 1998 gibt es keine neuen Werke mehr von Sinclair. "Das Ende der Heftromane, die überwiegend junge Leute gelesen haben, kam mit der Verbreitung von Computerspielen", erinnert sich Winning. "Die Interessen waren andere." Und so stand er vor 20 Jahren am Scheideweg und stellte sich die Frage: "Höre ich auf, oder schreibe ich zukünftig etwas anderes?"

Von Luke Sinclair zu Wolf G. Winning

Die Entscheidung fiel auf das Fortführen der Autorenkarriere und so schrieb Wolfgang Winning nicht mehr als Luke Sinclair, sondern unter dem Namen Wolf G. Winning. Nach vierjähriger Recherche- und Schreibarbeit, und weiteren zwei Jahren bis Winning einen Verlag gefunden hatte, veröffentlichte er 2008 seinen ersten Roman mit dem Titel "Wer weiss schon wann die Stunde schlägt". Die Handlung spielt in Thailand – in dem Land, aus welchem seine Frau stammt.

Für sein zweites Werk kehrte Winning wieder zurück nach Amerika, zurück in den Wilden Westen. "Roter Bruder Abel" erzählt die Geschichte zweier Brüder, die in jungen Jahren getrennt wurden. Einer kehrte zurück in die Zivilisation, der andere wuchs bei einem Indianerstamm auf. Im Fokus steht natürlich der Konflikt zwischen Weißen und Indianern und am Ende die tödlich endende Begegnung der Brüder als Kriegskontrahenten.

"Ich war noch nie in Amerika, aber mich hat die Geschichte schon immer interessiert", erklärt Winning. Die Recherche sei für die Westernromane äußerst umfangreich: Zwar seien seine Protagonisten und deren Handlungen erfunden, doch die Umgebungen, anderen handelnden Personen und geschichtlichen Hintergründe beruhen auf der wahren Geschichte. "Die geschilderten Kriege, Auseinandersetzungen oder Konflikte in meinen Romanen haben zu den Zeiten auch tatsächlich an den Spielorten stattgefunden. Ich schmuggele meine Protagonisten nur in die Szenerie hinein", erklärt Winning.

Anders sei das bei seinen Büchern vier und fünf gewesen. "Stille Nacht, eisige Nacht" und "Die Stunde der Verlierer", beide im vergangenen Jahr erschienen, seien fiktive Geschichten. "Stille Nacht, eisige Nacht" spielt ebenfalls in Amerika, allerdings in der modernen Zeit und ist kein Westernroman, sondern ein Thriller. "Doch auch hier habe ich nicht nur drauf los geschrieben, sondern die Handlungsorte natürlich recherchiert." Über google-earth sei ihm das sehr präzise gelungen, die Spielorte zu erkunden, so dass die erfundene Handlung an wirklichen Plätzen stattfindet.

Ebenso ging Winning bei seinem zuletzt erschienen Abenteuer-Thriller "Die Stunde der Verlierer" vor. Dieser handelt von einer Flugzeugentführung und spielt in den 1960er-Jahren. "Anders war das nicht möglich, denn die Art der Entführung wäre bei den heutigen Sicherheitsvorkehrungen absolut unrealistisch", schildert der Autor. Während dieses Buch bereits unter anderem in der "Bücherstube" in der Markstraße in Schwenningen zu erwerben ist, lässt der nächste Roman von Winning noch auf sich warten. "Er ist fertig geschrieben, aber noch nicht veröffentlicht." Dennoch verrät der Autor, dass sein neues Werk wieder in die Kategorie Indianer-Roman fällt. Erscheinen soll er noch in diesem Jahr.