So sehen Facebook-Seiten von Parteien und Vereinigungen in Villingen-Schwenningen aus. Die Kommunalwahlen stehen jetztr im Mittelpunkt. Foto: Montage: Ulm

Social Media: Parteien und Vereinigungen haben vielfach Nachholbedarf. Seiten nicht immer aktuell.

Villingen-Schwenningen - Eine Woche vor der Kommunalwahl wimmelt es in der Stadt von Wahlplakaten. Auf Wahlkampfveranstaltungen buhlen die Gemeinderats- und Kreistagskandidaten um die Gunst der Wähler. Ein Blick auf Facebook jedoch zeigt: Hier herrscht vielerorts noch Nachholbedarf.

Die Facebook-Seite der Kreis-CDU strotzt nicht gerade vor Aktualität. Hier ist die Zeit am 4. September vergangenen Jahres stehengeblieben. Von Kommunalwahlkampf keine Spur. Etwas besser sieht es schon beim Ortsverband Villingen-Schwenningen aus: Links verweisen auf Wahlkampfveranstaltungen, Presseartikel und die Internetseite, auf der die Gemeinderats- und Kreitstagskandidaten vorgestellt werden. Konkrete Inhalte sucht man unmittelbar auf Facebook allerdings vergebens.

Bei der SPD sieht’s ähnlich aus: Zwar gibt es Bilder der Kandidaten sowie diverse Verlinkungen auf der Seite des Stadtverbands – genau wie bei den Kreis-Grünen. Möchte man aber herausfinden, wofür die Partei sich in der Stadt beziehungsweise im Kreis einsetzen will, muss man sich entweder zur Homepage durchklicken oder die Profile der einzelnen Kandidaten besuchen. Facebook-Profile der FDP-, SPD- und Freie Wähler-Kreisverbände sowie der Grünen in Villingen-Schwenningen existieren gar nicht erst. Was ist nur los mit den Parteien? Wollen diese ihre Wähler im digitalen Zeitalter etwa noch immer mithilfe von Plakaten mobilisieren?

Edgar Schurr, Vorsitzender der SPD-Gemeinderatsfraktion in VS, gibt zu: "Ich denke, wir müssen künftig mehr mit dem Medium arbeiten." Gleichzeitig sagt er: "Es ist nun mal sehr zeitaufwendig, diese Seiten zu pflegen." Und Michael Rebholz, Mitglied im erweiterten Kreisvorstand der FDP, ist überzeugt: "Wenn man so eine Seite in Angriff nehmen will, sollte man es auch richtig machen." Im Klartext: Man brauche jemanden, dem die Betreuung einer solchen Seite Spaß mache, sonst bringe diese nichts.

Die Christdemokraten berufen sich, genau wie die Freien Wähler im Kreis, auf den Umstand des Zeitmangels. "Personell sind wir nicht in der Lage, die Seite täglich zu betreuen. Deshalb macht das bei uns die Junge Union federführend, auf deren Seite wir verweisen", erklärt Klaus Martin, Vorsitzender des CDU-Stadtverbands. Und tatsächlich: Die jungen Christdemokraten posten beinahe täglich Inhalte auf ihrer Seite. Darauf finden sich auch lokale Botschaften wie "Wir unterstützen die Initiative zur Etablierung eines Jugendgemeinderats in Villingen-Schwenningen" oder "Die IC-Verbindungen in den Schwarzwald müssen erhalten bleiben!"

Spitzenläufer in puncto Aktualität und Information auf Facebook sind die FDP und die Freien Wähler in Villingen-Schwenningen. "So eine Seite ist natürlich sehr gut, weil sie alles an die Öffentlichkeit bringt. Unsere Website sendet automatisch neue Meldungen und Berichte auf Facebook", erklärt Michael Reichenberger, Mitglied im Beirat der Freien Wähler. "Allerdings glaube ich nicht, dass ein Wahlkampf auf Facebook wahlentscheidend ist", schränkt er ein.

Marcel Klinge, Vorsitzender des FDP-Stadtverbands, findet die Aktivität in sozialen Netzwerken wie Facebook wichtig und hat Spaß daran, die FDP-Facebookseite zu aktualisieren. Hier wird beispielsweise viel mit Bildern gearbeitet, weniger mit großen Textblöcken. "Wir wollen einen Schwerpunkt auf das Internet legen und es dazu nutzen, die Bürger fürs Wählen zu begeistern", so Klinge. Es bringe auch einen gewissen Vorteil gegenüber Parteien, die da nicht so aktiv seien.

Eine ernsthafte Konkurrenz für die etablierten Parteien könnte die AfD werden. Diese schreckt vor dem Zeitaufwand für die Pflege ihrer Facebook-Seite ebenfalls nicht zurück und postet Fotos, Kommentare und Links, was das Zeug hält. Auch wenn bundespolitische Themen im Vergleich zu lokalen Inhalten überwiegen, ist die Seite mit über 800 "Gefällt mir"-Angaben sichtbar beliebt. Zum Vergleich: Die übrigen Parteien haben deutlich weniger "Likes", von rund 40 (Grüne) bis knapp über 180 (FDP). Eines fällt auf: Die AfD geht auf Konfrontationskurs, vor allem mit Grünen und Linken. Für Jan Christoph Uhl, Vorsitzender der AfD Schwarzwald-Baar-Kreis, ist die Präsenz in dem sozialen Netzwerk selbstverständlich: "Natürlich arbeiten wir sehr viel mit Facebook. Wenn wir antreten, müssen wir stark vertreten sein", sagt Uhl.

Sobald man bei Facebook eine Seite "liked", also mit dem "Gefällt mir"-Button markiert, wird man zum Fan. Dadurch bekommt man automatisch eine Info mit Link, sobald es etwas Neues gibt. Je höher die Anzahl der "Likes", desto höher ist außerdem die Vernetzung und damit der Werbeeffekt. Denn wenn man auf "Gefällt mir" drückt, bekommen die Facebook-Freunde das auch mit – zudem bleibt die Aktion auf der eigenen Pinnwand sichtbar. Darüber hinaus steigen "gelikte" Seiten und Beiträge im Ranking auf. Je höher dieses ist, desto höher die Platzierung bei der Suchfunktion.