Auf ein tolles Fußballfest samt Public Viewing bei den Spielen der WM in Russland freuen sich die Fans. Foto: Marks Foto: Schwarzwälder Bote

Public Viewing: Regierung lockert zu Weltmeisterschaft Lärmschutzregeln / Vorfreude bei Gastronomen

Ein wenig dauert’s noch: Am 14. Juni beginnt die Fußball-WM in Russland – trotzdem ist sie bereits Thema. Das Bundeskabinett hat am Mittwoch beschlossen, die Lärmschutzregeln während des Turniers zu lockern.

Villingen-Schwenningen. So können laut Mitteilung auch Spiele im Freien gezeigt werden, die nach 22 Uhr enden. Die Einzelfallentscheidung über solche Ausnahmen liegt bei den Kommunen, die zwischen dem öffentlichen Interesse an der Fußballübertragung und dem Schutz der Nachtruhe abwägen müssen.

Villingen-Schwenningen werde der Position der Politik nachkommen, erklärt Oxana Brunner von der Pressestelle der Stadt. Wie bei vergangenen Fußballturnieren werden die Gastronomen zwar die Erlaubnis für Public Viewing nach 22 Uhr beantragen müssen, das sei jedoch stets problemlos abgelaufen. Zumindest sei ihr kein Fall bekannt, bei dem die Genehmigung nach einer eingehenden Prüfung nicht ausgesprochen wurde. "Alle Fußballfans und Gastronomen können sich auf ein Turnier bei hoffentlich schönem Wetter freuen", sagt die Pressesprecherin.

Eine Meldung, die etwa bei Anwohnern, denen es vor lautem Gegröle graut, im ersten Moment für schlechte Laune sorgen kann. Weil die Regelung nur einen kleinen Teil der Begegnungen in Russland betrifft, dürfte der Ärger sich allerdings in Grenzen halten. Spiele in der Gruppenphase beispielsweise beginnen laut Plan nach mitteleuropäischer Sommerzeit (MESZ) spätestens um 20 Uhr – mit einer Ausnahme: die Partie Kroatien gegen Nigeria soll erst um 21 Uhr angepfiffen werden. In der Gruppenphase gibt es keine Verlängerung. Deshalb enden selbst die 20 Uhr-Spiele kurz vor 22 Uhr. Anders sieht die Sache in der K.-o.-Runde ab dem Achtelfinale aus. Auch dann sollen einige Partien um 20 Uhr MESZ beginnen – gehen diese in die Verlängerung, greift die Regel.

"Wenn das Wetter passt, und das Interesse da ist, laufen bei uns alle Spiele draußen", sagt Domenico Wittkopf, Inhaber der Gaststätte Ott in der Villinger Färberstraße. Ihn ärgern eher die Spiele, die bereits am Nachmittag übertragen werden: "Da ist ja jeder noch schaffen." Bezüglich der späten Spiele traut der Wirt dem Braten noch nicht ganz. "Es wäre toll, wenn das alles klappen würde. Die Stadt könnte das aber auch nur für Spiele von Deutschland beschränken, oder dass man Begegnungen ohne Ton zeigen muss", befürchtet Wittkopf.

Er würde sich wünschen, dass die Regel auch nach Abpfiff noch "etwas länger laufen" könnte. "Es geht nicht darum, nach den Spielen eine Party zu feiern. Die Gäste sollen einfach draußen bei einem Getränk sitzen bleiben, über das Spiel reden und den Abend ausklingen lassen können – alles im gesitteten Rahmen." Ideal sei, im Lauf des Turniers die Sperrzeiten etwa bis 24 Uhr zu verlängern. "Da würde ich auch eine kleine Bearbeitungspauschale zahlen", sagt der Wirt und grinst. Bei allen Anregungen stellt Wittkopf jedoch klar: "Erst mal ist es super, dass es so unbürokratisch funktioniert und wir ins Freie dürfen. Das war nicht immer so."

So sieht das auch Michael Steiger, Inhaber der beiden Irish Pubs in Villingen und Schwenningen sowie Kreisvorsitzender des Gaststättenverbands Dehoga. "Es freut mich, dass ein Stück Bürokratie abgeschafft wird. Die vergangenen paar Turniere lief das immer schon problemlos und war eine feine Sache", sagt Steiger. Irish Pubs seien für Fußball prädestiniert, deshalb werde er alle Spiele des Turniers im Rahmen seiner Öffnungszeiten zeigen.

Von Einschränkungen der Stadt oder Problemen mit Anwohnern geht Steiger nicht aus: In der Färberstraße etwa seien zuletzt eher einzelne Gastronomen das Problem gewesen, die sich nicht an gängige Gepflogenheiten hielten – bei der WM rechne er allerdings damit nicht. "Wir wollen mit Rücksicht auf die Anwohner ein nettes Fußballfest feiern", freut sich der Wirt.

Eine weitere Institution beim Schwenninger Fußball-Public Viewing sind Ostbahnhof und Expressguthalle: "Klar werden wir dabei sein. Im Ostbahnhof zeigen wir alle Spiele, bei gutem Wetter geht es natürlich auf den Bahnhofsvorplatz. Und wenn Deutschland spielt und bei anderen Begegnungen das Interesse da ist, gibt es auch die große Version in der Expressguthalle", kündigt Betreiber Jan Christoph Uhl an.

Auch er betont, dass die Zusammenarbeit mit der Stadt immer gut funktioniert habe und lobt deren Toleranz, etwa bezüglich der Autokorsos vor Ort. Bezüglich des Turnierausgangs zeigt sich Uhl in doppelter Hinsicht hoffnungsvoll: "Wer weiß, wenn für Deutschland wieder der große Wurf gelingt, bekommen wir dieses mal vielleicht sogar die Genehmigung für ein Siegerfeuerwerk."