Nemo ist noch etwas groggy von der Giftköder-Attacke, für die Besitzerin Bärbel Ehlert keine Worte findet. Foto: Eich

Labrador Nemo wird Opfer einer Giftköder-Attacke. 76-jährige Besitzerin ist geschockt und warnt Hundehalter.

VS-Villingen - Ausgerechnet ein Blindenhund ist Ende vergangener Woche Opfer einer Giftköder-Attacke in Villingen geworden. Die 76-Jährige Besitzerin ist schockiert – und möchte andere Hundehalter warnen.

Freudig bellt Labrador Nemo, als es an der Tür klingelt. Das sorgt für ein Lächeln bei Besitzerin Bärbel Ehlert. "Am Samstag und Sonntag hat er nicht mehr gebellt", sagt sie dann und wird wieder nachdenklich. Denn das, was der blinden Frau und ihrem Blindenhund passiert ist, nimmt die 76-Jährige mit.

So hat ihr wichtiger Gefährte am Donnerstagabend einen Giftköder geschluckt. Passiert sein muss es bei ihrem Spaziergang im Bereich zwischen dem Pflege- und Altenheim St. Lioba sowie dem ehemaligen Heilig-Geist-Spital in der Schertlestraße. Wo genau der 13-jährige Labrador den Köder gefressen hat, weiß Ehlert nicht. "Ich sehe das ja leider nicht", sagt sie fast entschuldigend.

"Wenn ein Labrador das Essen verweigert, dann ist Alarm"

Nichtsahnend ist sie mit Nemo nach einer dreiviertel Stunde wieder nach Hause gekommen, bemerkt habe sie da noch nichts. Erst am nächsten Morgen sei ihr aufgefallen, dass mit dem Blindenhund etwas nicht stimmt. "Ich musste ihn suchen, hab ihn dann zusammengesackt im Wohnzimmer gefunden", sagt Ehlert. Fressen habe er nicht wollen, "und wenn ein Labrador das Essen verweigert, dann ist Alarm", sagt sie.

Und so war es auch: Wohlwissend, dass ihr Nemo Hilfe braucht, rief sie den DRK-Ortsverein in Donaueschingen, der die blinde Frau mitsamt ihrem Hund nach Freiburg in eine Tierklinik fuhr. Denn ihr Arzt des Vertrauens befindet sich derzeit im Urlaub. Den ganzen Weg sei Nemo eingesackt dagelegen, "er muss so gelitten haben", erzählt Ehlert.

In Freiburg wurde der Hund unverzüglich behandelt und untersucht, erhielt Infusionen und Medikamente, um seinen Magen zu leeren. Dessen Inhalt gab auch Aufschluss darüber, was den liebenswerten Labrador aus der Bahn geworfen hat: Nemo wurde vergiftet.

"Was sind das nur für Menschen?"

Für Ehlert ein Schock. So wühlt sie schreckliche Erinnerungen an ihren ersten Blindenhund Sky auf. Diesen habe sie im Jahr 1989, weil er ausgelegtes Rattengift gefressen hat, verloren. Nur ein halbes Jahr habe er sie, direkt nach ihrer Erblindung, durch das Leben begleiten können. Das Gift habe dafür gesorgt, dass er Blut erbrach und jämmerlich verstarb. "Was sind das nur für Menschen?", fragt die 76-Jährige kopfschüttelnd.

Die Bewohnerin des Pflegeheims St. Lioba ist aber froh, dass Nemo dank des schnellen Eingreifens geholfen werden konnte. "Ohne das DRK Donaueschingen, die mich nach Freiburg gefahren haben, wäre das vielleicht anders ausgegangen", sagt sie – und will gar nicht daran denken, ihren Liebling zu verlieren.

Dieser hat sich von dem Giftköder noch nicht ganz erholt, ist aber auf dem Weg der Besserung. "Er ist noch ganz vorsichtig beim Fressen – ich passe jetzt aber beim Spazierengehen noch besser auf", so Ehlert. Ein Anliegen ist ihr aber, dass auch weitere Hundebesitzer in diesem Bereich auf der Hut sind. Alle, die sie die vergangenen Tage getroffen habe, hätte sie gewarnt. Denn das, was ihr Labrador die vergangenen Tage durchmachen müsste, dürfe nicht noch mal passieren.