Eine weitere große Leidenschaft neben dem Sport und dem Reisen ist für Peter Maag die Malerei, wie in seinem Treppenhaus zu sehen ist. Fotos: Riesterer Foto: Schwarzwälder Bote

Engagement: Der 92-jährige Peter Maag besucht beinahe jedes Spiel der Basketballer der Wiha Panthers

Die Schwenninger Basketballmannschaft der Wiha Panthers schwimmt derzeit auf einer Erfolgswelle. Ihren Teil dazu tragen sicherlich auch die Anhänger bei, welche die Mannschaft stets lautstark unterstützen. Ein besonderer davon ist der 92-jährige Peter Maag.

VS-Schwenningen. Es läuft derzeit bei den Wiha Panthers. Drei Siege in den ersten drei Saisonspielen, und das in einer neuen, höheren Liga. Woher kommt diese Serie? Peter Maag kennt die Antwort. So komme der Erfolg einerseits von den Fans, die stets in der schönen Spielstätte Deutenberghalle eine großartige Atmosphäre schaffen würden. Zudem habe Trainer Alen Velcic daran einen Löwenanteil. "Er strahlt selbst kurz vor Spielen eine bewundernswerte Ruhe aus", erklärt Maag. Zudem habe Velcic unter schwierigen Bedingungen die richtigen Spieler gefunden. "Das sind alles nette Kerle", lautet Maags Urteil.

Und er muss es wissen. Denn der 92-Jährige ist nicht nur bei jedem Heimspiel der Panthers Zuschauer, sondern drückt meist auch in der Ferne von der Tribüne aus die Daumen – inklusive Hin- und Rückfahrt im Mannschaftsbus. "Wenn ich nicht gerade krank bin oder die Auswärtsreisen mit einer Übernachtung wie jetzt am Wochenende in Köln verbunden sind, bin ich immer dabei", freut sich Maag. Möglich macht das auch Trainer Velcic selbst, der den Senior ("abends fahre ich selbst nicht mehr") zu vielen Spielen persönlich zu Hause abholt. Im Lauf der Zeit hat sich eine Freundschaft zwischen den beiden entwickelt. "Alen hat mal zu mir gesagt, er nehme mich immer mit, selbst wenn er einen Spieler dafür zuhause lassen muss", sagt der Edelfan augenzwinkernd.

Im Gespräch mit Peter Maag erkennt man jedoch, was Velcic damit gemeint hat. Der Senior ist eine Frohnatur – und ein hervorragender Geschichtenerzähler. Stets mit einem Lächeln auf dem Gesicht berichtet er von seinem Werdegang, seinen Hobbys, seiner Frau Herta, die vor sieben Jahren gestorben ist, aber auch von seinen Erfahrungen als Soldat oder Kriegsgefangener. Dabei holt Maag gerne etwas weiter aus. Das tut der Spannung jedoch keinen Abbruch. Als Zuhörer lehnt man sich zurück und vergisst für einen Moment alles andere – so wahrscheinlich auch die Anspannung vor oder die Enttäuschung nach einem verlorenen Basketballspiel.

Denn auch die Spieler der Panthers haben mit dieser Eigenschaft Maags inzwischen Bekanntschaft gemacht. Bei einem Mittagessen in Kaiserslautern beispielsweise habe sich auf die Frage nach seinem Alter hin das Gespräch so entwickelt, dass Maag der gebannten Truppe von seiner Zeit in Russland berichtete. Auch im Mannschaftsbus komme er oft ins Gespräch mit den jungen Männern. "Da geht es dann aber doch meist um Basketball", sagt Maag und lacht.

In Form einer solchen Geschichte erzählt der 92-Jährige auch, wie es zu seiner Leidenschaft für die Panthers kam: "Meine Frau und ich waren immer Sportler", beginnt Maag, früher zudem passionierter Segelflieger und Skifahrer. "Aktiv waren wir im Sportkegeln. Meine Frau war sehr gut! Auch ich habe es einmal im Seniorenbereich zum südbadischen Meister gebracht", erzählt er. Einmal sei er bei den deutschen Meisterschaften dabei gewesen. "Dort haben sie mich aber wegen einem Fehler in meinem Anlauf disqualifiziert. Das war ein Käs’!", sagt er. Heute kann er darüber lachen.

Neben dem Dasein als aktiver Sportler sei er auch schon immer gerne Zuschauer gewesen. "Mein Fokus lag dabei immer eher auf den Schwenninger Vereinen. Zum einen bin ich begeistert von Eishockey, zum anderen waren dort damals die Handball- und Fußballklubs einfach sehenswerter – während die Villinger noch auf ’ner Wies’ neben dem Eisenbahngleis gekickt haben", erinnert er sich und schmunzelt. Nichtsdestotrotz ist er heute natürlich Mitglied beim FC 08 und auch hin und wieder bei Spielen, betont er. Als Fuß- und Handball in Schwenningen auf den wortwörtlich absteigenden Ast gelangten, sei folglich Basketball in den Fokus des sportbegeisterten Villingers gerückt.

Seine Leidenschaft für den Sport, doch auch für das Reisen, habe er mit seiner Herta geteilt. "Sie war eine tolle Frau. Ich bin gepaddelt mit dem Paddelboot, bin gesegelt mit ’nem Segelboot und bin mit dem Wohnmobil überall hin gefahren. Und ich hatte das Glück, mit ihr jemanden gefunden zu haben, die das alles mitgemacht hat. Selbst als ich noch nicht viel Erfahrung mit Kanus oder Kanadiern hatte – sie hatte den Mut, mit mir in diese Kiste zu steigen", erzählt er und lächelt.

Bis heute ist das Reisen Peter Maags große Leidenschaft, er ist immer noch regelmäßig mit dem Wohnmobil unterwegs – und dabei selbst am Steuer. Sein Lieblingsreiseland ist Frankreich, wo er, wie er sagt, alles gesehen hat, was es gibt. Dies verbindet er gerne mit einem weiteren großen Hobby: der Malerei. "Ich habe immer ein Täschle zum Malen dabei", sagt er. Er treffe sich immer noch einmal im Monat in einem Malkreis, der vor Jahren aus einem VHS-Kurs entstanden ist.

Seinen Tatendrang erklärt Maag mit zwei Gründen. "Ich hatte einen stressigen Job. Als ich dann in Rente ging, war plötzlich alles vorbei. Ich dachte nur ›Das kann’s nicht sein‹. Deshalb habe ich mich auf die Malerei und das Reisen gestürzt." Zum anderen sagt er, kann man die Einsamkeit im Alter nur überbrücken, wenn man Menschen zum Sprechen hat. Deshalb redet er viel mit seinen Nachbarn, unternimmt jedes Jahr eine zweiwöchige "Freundschafts- und Familientour" oder trifft sich mit Freunden, so auch zweimal jährlich mit zwei Kumpels vom Studium.

Und an den Wochenenden, an denen er nicht im Wohnmobil unterwegs ist, sitzt Peter Maag bei den Spielen der Panthers auf der Tribüne. Er kann sicher gut einschätzen, warum die Mannschaft auf einer Erfolgswelle schwimmt. Und vielleicht hat er selbst einen gar nicht allzu kleinen Anteil daran.

Peter Maag wurde am 7. Januar 1926 im oberschwäbischen Ravensburg geboren. Seit Mitte der 1950er-Jahre lebt er in Villingen Dort absolvierte der heute 92-Jährige eine Ausbildung zum Maschinenschlosser, mit 18 Jahren wurde er von der Wehrmacht eingezogen und kämpfte im Zweiten Weltkrieg an der Ostfront. 1949 kam Maag nach mehr als viereinhalb Jahren in russischer Kriegsgefangenschaft nach Deutschland zurück und studierte in Konstanz Maschinenbau. Er arbeitete für ein paar Jahre auf der Schwäbischen Alb in einer Niederlassung des Automobilzulieferers ZF Friedrichshafen, bevor er nach Villingen-Schwenningen zog. In die – damals noch nicht vereinte – Doppelstadt mitgebracht und geheiratet hat er seine Frau Herta, ebenfalls aus Ravensburg. Das Ehepaar bekommt zwei Söhne. Bis zu seinem Ruhestand im Jahr 1989 arbeitete er bei der Firma Winkler Bäckereimaschinen als Abteilungsleiter für automatische Brotanlagen.