Das helle Licht der Firma Waldmann wird durch die Entlassung von rund 100 Mitarbeitern am Schwenninger Standort getrübt. Foto: Waldmann

Lichttechnik-Spezialist reagiert auf Marktveränderungen. Stellenabbau sozialverträglich gelöst.

VS-Schwenningen - Die Firma Waldmann Lichttechnik entlässt zum Jahresende knapp 100 Mitarbeiter am Standort Schwenningen. Bereits im Mai hat das Traditionsunternehmen kundgetan, dass es auf veränderte Marktverhältnisse reagieren müsse.

Bislang waren am Firmenstammsitz im Industriegebiet Ost mehr als 600 Mitarbeiter beschäftigt. Weltweit arbeiten für den Leuchtenhersteller 1100 Beschäftigte. Die Produktion laufe hauptsächlich in Schwenningen, so Geschäftsführer Gerhard Waldmann am Mittwoch. Der Schritt, Leute zu kündigen, sei ihm "sehr, sehr schwer gefallen", denn sein Herz hänge an jedem Mitarbeiter. Aber um weiteres Ungemach vom Unternehmen abzuwenden, sei diese Maßnahme erforderlich gewesen.

Angesichts merklich schwächerer Konjunktur, tief greifendem Wandel in der Beleuchtungsindustrie und gestiegener Kosten hat Waldmann bereits vor einigen Monaten ein weltweit angelegtes Effizienzprogramm "Waldmann Fit 2022" gestartet. Ziel ist es, die Nachhaltigkeit und Effizienz des Unternehmens zu erhöhen, Risiken am Markt besser abzufedern und gestärkt in die Zukunft zu gehen. Dazu hat Waldmann in den vergangenen Monaten weltweit alle Kostenpositionen und Strukturen eingehend analysiert.

Zu den Ergebnissen und definierten Maßnahmen erhielt die Belegschaft jetzt in einer außerordentlichen Betriebsversammlung am Stammsitz weitere Informationen. Dieser Wandel in einem schwierigen Marktumfeld führe zu notwendigen und Restrukturierungsmaßnahmen innerhalb der Organisation und bestehenden Prozessen, heißt es in einer Pressemitteilung des Unternehmens. In den vergangenen Monaten sei jede Geschäftseinheit akribisch geprüft worden. Dies habe zur Folge, dass die Geschäftseinheit der medizinischen Phototherapie aufgelöst wird. Die vom Gesetzgeber erhöhten Anforderungen bei Zulassungen für Medizingeräte machten eine Fortführung für ein mittelständisches Industrieunternehmen unwirtschaftlich.

Waldmann wolle sich auf seine Kernkompetenzen in den Geschäftseinheiten Office, Industrie, Pflege und Gesundheit sowie deren Weiterentwicklungen durch neue digitale Technologien konzentrieren.

Die Reduzierung der Arbeitsplätze hat Waldmann im engsten Dialog mit dem Betriebsrat sozialverträglich gestaltet. "Als inhabergeführtes Familienunternehmen, das in der Region seine Wurzeln hat und sich auch in Zukunft weiter zu diesem Standort bekennt, fällt uns ein solch tiefgreifender Schritt unglaublich schwer und ist ein Novum in der 91-jährigen Geschichte", betont Gerhard Waldmann. "Wir haben sämtliche Alternativen intensiv geprüft. Aufgrund der angespannten weltwirtschaftlichen Lage und des extremen Kostendrucks, den wir erfahren, ist die Maßnahme jedoch unvermeidbar. Dies schmerzt mich persönlich zutiefst und wir bedauern diese Maßnahme sehr."

Waldmann wird sich wandeln und parallel zur Umsetzung des Effizienzprogramms an seinen strategischen Investitionen festhalten. Dies betrifft vor allem die Investition in neue digitale Produkte mit zunehmender Intelligenz der Leuchten-Systeme. "Die nächsten Monate werden nicht einfach und sie werden das Unternehmen verändern, jedoch werden wir unsere lichttechnische Fachkompetenz in Kombination mit digitalen Beleuchtungsanwendungen zu nutzen wissen. Wir gestalten die Zukunft mit und haben bereits die Weichen gestellt. Wir sind überzeugt davon, dass wir diesen Wandel schaffen werden", so Gerhard Waldmann.

Nicht nur das Stammhaus erfährt durch die Entlassungen gravierende Veränderungen. Die seit knapp sechs Jahren existierende Tochtergesellschaft in Großbritannien wird zum Jahresende geschlossen. Grund sind die Entwicklungen durch den Brexit, so Waldmann. Wegen des weltweiten Operierens von Waldmann werde die Präsenz in Großbritannien mit einer Handelsvertretung aufrecht erhalten. Der bisherige Geschäftsführer und eine Mitarbeiterin übernähmen die Arbeit. Die anderen beiden Beschäftigten hätten schon neue Stellen.