Ein Blickfang ist das höchste Villinger Hochhaus auch aus der unmittelbaren Nähe. Foto: Kienzler

Villingens Höchstes am Berliner Platz feiert nächstes Jahr Geburtstag. Familienheim hat noch Visionen.

Villingen-Schwenningen - Etwa 50 Meter hoch ragt Villingens erstes und höchstes Hochhaus am Berliner Platz in den Himmel. Ein Wahrzeichen wird im kommenden Jahr 50 Jahre alt.

Noch immer gibt es Mieter der ersten Stunde, erzählt Sebastian Merkle, Geschäftsführer der Baugenossenschaft Familienheim und Enkel von Ewald Merkle, der das ehrgeizige Bauprojekt der damaligen "Neuen Heimat" 1963/64 mit seiner "rechten Hand" Matthias Krischel aufzog.

Es war die Zeit der Wohnungsnot während der ersten Wohlstandswelle der Nachkriegszeit, als der steile Baukörper "mitten in der Wallachei, das war Pampa, da war sonst nichts" entstand. Man war stolz, erzählen Zeitzeugen, dass die damalige Kleinstadt Villingen einen Wolkenkratzer bekommen sollte. Und ratzfatz war das Haus mit seinen 88 Wohneinheiten voll belegt – und das ist es bis heute, "obwohl dort nicht unsere Luxuswohnungen sind", wie Merkle gesteht.

Schon in den 70ern hat die Genossenschaft vorausschauend gehandelt: Die Grundrisse waren modern, das Haus innovativ, nach Art eines Schachtelhauses gebaut – die Wandelemente sind miteinander verzahnt. Ganz behutsam werden nun frei werdende Wohnungen dem heutigen Stand angepasst, breitere Türen gesetzt und durch Grundrissanpassungen größere Bäder realisiert.

In Gelbtönen mit weißen und grauen Akzenten ragen die Villinger Zwillingstürme mit den Nummern 1 und 2 in die Höhe – zur Bauzeit aber war grauer Sichtbeton angesagt, danach setzte man auf eine weiß getünchte Fassade. Von Anfang an aber hegte man bei dieser Immobilie den Quartiersgedanken: So viele Bewohner, konzentriert auf kleiner Fläche fernab des Stadtkerns, sollten sich gut versorgen können. Deshalb gab es neben dem Hochhauscafé im Erdgeschoss einen 480 Quadratmeter großen Supermarkt, dort wo zuletzt eine Schlecker-Filiale Kundschaft lockte und aussichtsreiche Gespräche schon bald eine neue Nutzung versprechen.

"Nahversorgung" im weitesten Sinne, das ist ein brandaktueller Gedanke, den den Familienheim-Geschäftsführer mit Blick auf den Berliner Platz umtreibt und den er am liebsten noch bis zum geplanten Hochhaus-Jubiläumsfest realisiert wissen möchte: Nach Art eines Concierge-Services soll im großen Foyer ein personell besetzter Empfang installiert werden, wohin sich Mieter mit all ihren Anliegen wenden können und der Schnittstelle zu Anbietern verschiedenster Dienstleistungen sein soll. Wer gießt die Pflanzen während des Urlaubs, übernimmt Einkäufe, nimmt Pakete an oder kümmert sich um die mühselige Gardinenwäsche? Der Mieterservice soll die Antwort sein. In der ersten Stufe des Projekts ermittelten Auszubildende den Bedarf der Mieter, der demnach bei 50 Prozent liege, aktuell wird von Studenten der Hochschule Furtwangen das Konzept erarbeitet, bis hin zur möglichen Finanzierung, die nicht über eine Mietpreiserhöhung passieren soll.

Es gibt also viele Gründe zu feiern am Berliner Platz, aber wie genau das Fest vonstatten gehen soll, ist unklar: "Wir hatten schon viele Ideen", von Pyrotechnik bis hin zur Filmvorführung, die aber durch die angrenzende Bundesstraße ausgebremst wurden – was Autofahrer ablenken könnte, findet die Zustimmung der zuständigen Bundesbehörde nicht, die Kreativität der Familienheim ist daher wieder einmal gefragt.