Reichen die Gleise am Villinger Bahnhof für die Zukunft überhaupt aus? Foto: Eich

Info-Veranstaltung irritiert Besucher. Achselzucken für Rollstuhlfahrer und Mütter mit Kinderwagen.

Villingen-Schwenningen - Es gab zwar viele Informationen rund um den geplanten Umbau des Villinger Bahnhofs, doch noch größer sind die Fragezeichen, die sich nun ergeben. Reichen die Gleise aus? Welche Chancen haben Rollstuhlfahrer und Mütter mit Kinderwagen?

Das Interesse an der Info-Veranstaltung der Bahn am Dienstag war groß. Die Verwunderung danach auch – und zwar nicht nur über die Inhalte, sondern auch über den Tonfall, der vorherrschte. So zeigte sich Jörg-Dieter Klatt, ein interessierter Bürger, erschüttert, "wie arrogant und distanziert diese Veranstaltung mit den besorgten Anwesenden umgegangen ist". Auch mit den Einwänden des Nahverkehrsexperten Ulrich Grosse. Er hatte angesichts der anstehenden Umbaumaßkosten in Höhe von zehn Millionen Euro auf das steigende Verkehrsaufkommen für die kommenden Jahre hingewiesen. Der Ausbau der hinteren Neckartalbahn und die damit einhergehende Vernetzung mit der Breisgau-S-Bahn lassen Villingen zum Bahnknoten werden, der, nach heutiger Sicht, pro Tag eine doppelte Anzahl von Zügen passieren lässt. Um dies zu bewerkstelligen, reiche die derzeitige Kapazität an Verkehrsgleisen nicht aus, so Grosse. Vermutlich stehe also mittelfristig ein weiterer teurer Umbau an. "Wir bauen jetzt erst mal so" - das sei die achselzuckende Antwort des Bahnvertreters gewesen.

Aufzugsdefekt beinahe schon die Regel

Ebenso fragwürdig war für die Besucher, welche Möglichkeiten es im Falle eines Aufzugsdefektes für Rollstuhlfahrer oder Mütter mit Kinderwagen geben kann. Ein solcher Defekt, war zu hören, sei nämlich entlang der Schwarzwaldbahn derzeit schon beinahe die Regel. Nach Auskunft des Bahnvertreters gebe es dann keine Möglichkeit mehr, einen Rollstuhlfahrer oder Kinderwagen von dem Mittelbahnsteig (Gleise 2 und 3) zum Bahnhofsgebäude zu bringen. Sein Fazit: "Dann müssen Sie halt die Feuerwehr holen! Die bringt Sie binnen 30 Minuten auf Bahnsteig 1!"

Großen Wert legten die beiden Bahnvertreter Barbara Zinke und Sven Schäfer in ihren Ausführungen auf die "Sicherheitsvorschriften", insbesondere im Rahmen des Umbaus. Beziehen können sich diese Vorschriften etwa auf die Bahnsteig- oder Treppenbreite unter Wegfall des Koffertransportbandes oder die Größe der Aufzugskabinen. Weil diese Vorschriften aktuell beim Bau von Stuttgart 21 seitens der Bahn permanent unterlaufen würden und dank so genannter "Unternehmensinterner Genehmigungen" (UIG) viel möglich gemacht wird, wünschte sich mancher Besucher im Nachgang der Info-Veranstaltung auch eine "Villinger UIG", mit deren Hilfe man den schienengleichen Übergang bei Gleis 5 belassen könnte.

Bahnkunden wie Klatt hoffen, dass der Landtagsabgeordnete Karl Rombach in seiner Funktion als Vorsitzender des Verkehrsausschusses sich stärker für einen reibungslosen Schienenverkehr in der Region einsetzt. Und sollte die Bahn im Zuge des Großprojektes noch weitere Info-Veranstaltungen abhalten, so der Wunsch eines Besuchers, wäre es schön, die Referenten wendeten sich nicht an ein Fachpublikum – mit unübersichtlichen Architekturplänen, unverständlichen Abkürzungen und Fachausdrücken – damit könne der Bahnkunde Otto Normalverbraucher reichlich wenig anfangen.