Rund 20 Mülltüten Unrat kamen bei der Reinigung der Räume im ehemaligen Gambrinus-Gasthaus in Villingen zusammen. Der neue Mieter, Vllaznim Hajolli, will trotz der Zerstörungen und Schmierereien neu eröffnen. Foto: Eich

Unfassbare Zustände: Wände im Gambrinus-Lokal sind mit Sprüchen und Dreck verschmiert. Vorbesitzer hat 36.000 Euro Mietschulden.

Villingen-Schwenningen - Einen Schaden von rund 20.000 Euro haben Vormieter im ehemaligen Gambrinus-Gasthaus in der Oberen Straße hinterlassen. Der Räumung durch den Gerichtsvollzieher geht ein langer Streit voraus.

Es ist ein Bild, das Besitzer Hans Reiser und sein neuer Mieter Vllaznim Hajolli so schnell nicht vergessen werden: Völlig verdreckt und verwüstet haben die ehemaligen Besitzer der Shisha-Bar Beirut die Räume verlassen. Ihr Kommentar bei der Schlüsselübergabe: "Das ist jetzt die neue Deko." Sämtliche Wände sind mit obszönen Sprüchen und Zeichnungen vollgeschmiert, elektrische Leitungen wurde zerstört, Scheiben eingeschlagen, ein durchdringender Geruch nach Urin und Fäkalien hängt im Gastraum. Dieser rührt von den Toiletten her – dort steht das Wasser, die Urinale wurden mit Exkrementen verstopft. In der Küche das gleiche Bild: verdreckt, mit Müll übersät. Geputzt wurde hier seit Monaten nicht mehr.

Hajolli will hier am 19. Dezember eine moderne Shisha-Bar eröffnen, das scheint zunächst utopisch, auch weil er aufgrund einer Verletzung noch angeschlagen ist. "Aber meine komplette Familie hilft mir, das bis dahin wieder herzurichten", erzählt der 20-Jährige, der als technischer Modellbauer arbeitet und die Bar nur nebenher betreiben möchte. Der junge Mann hat zuvor in der Bar gearbeitet, dann wollte er sie übernehmen. "Man hat mich jedoch reingelegt, sodass ich den Mietvertrag direkt über den Besitzer abgewickelt habe", erklärt er.

Besitzer Hans Reiser ist zwar froh über den neuen Mieter, doch zu dem aktuellen Sachverhalt fehlen ihm die Worte. Die türkischen Vormieter waren erst seit Sommer 2013 in dem altehrwürdigen Gebäude, doch seitdem gibt es Probleme: 36.000 Euro Mietschulden haben sich in dieser Zeit angehäuft – auch, weil nicht nur die 300 Quadratmeter große Gaststätte, sondern auch die Wohnung über der Bar durch die Familie besetzt wurde. Zahlreiche Prozesse haben keinen Erfolg gehabt, immer wieder wurde Berufung eingelegt – doch gestern war es endgültig: Der Gerichtsvollzieher nahm die Räumung der Gaststätte vor. "Mir ist unbegreiflich, wie man so etwas machen kann – was sind das nur für Menschen?", ist Reiser fassungslos. Wegen der Sachbeschädigung hat er mittlerweile Strafanzeige gestellt.

Ob er die insgesamt 56.000 Euro jemals zurückbekommen wird, steht noch in den Sternen, auch weil die Räumung der Wohnung noch nicht vollzogen werden konnte. Die Klage ist zwar eingereicht, "doch leider bekommt man sie nicht so leicht raus", ist Reiser deprimiert.