Über Klaus Ringwald und seine Werke im öffentlichen Raum berichtet Johannes Werner. Der Literaturhistoriker ist hier mit dem vom Künstler geformten Kopf Wilhelm Binders zu sehen. Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Johannes Werner beleuchtet Klaus Ringwald und seine Werke im öffentlichen Raum

VS-Villingen. "Klaus Ringwald und seine Werke im öffentlichen Raum" war das Thema des Literaturhistorikers Johannes Werner im Ewald-Huth-Saal des Münsterzentrums in Villingen.

Eingeladen hatten die Klaus-Ringwald-Stiftung, die katholischen Kirchengemeinden und der Villinger Geschichts- und Heimatverein. Der Vereinsvorsitzende Rupert Kubon konnte eine große Schar an Anhängern und Interessenten willkommen heißen. Das Wirken Ringwalds ist unmittelbar mit den Portalen des Villinger Münsters und des Brunnens beim Gotteshaus verbunden.

Ringwald wurde am 6. August 1939 in Schonach geboren und verstarb 2011, Grund an den 80. Geburtstag zu erinnern und sein Werk zu würdigen. Johannes Werner als Freund und Begleiter des Künstlers hob die Größe und Fülle der gestalterischen Hinterlassenschaft in Villingen hervor und wies Ringwald als Porträtisten aus, der darstellt, bloß und frei legt, verdeutlicht und verschärft. Nicht von ungefähr wurde zum Vortrag der modellierte Kopf des Unternehmers und Kunstförderers Wilhelm Binder ausgestellt.

Lange Liste von Porträts

Die Liste von Porträts ist lang. Sie reicht vom Schauspieler Paul Verhoeven, über den Sänger Dietrich Fischer-Dieskau bis hin zur heimischen Bäuerin oder zu Angehörigen, Bischöfen und Politikern sowie dem Komponisten Pierre Boulez. Die Darstellungen des "Kopfjägers", wie ihn Werner nannte, bewiesen charaktervolle Formung.

Ausstellungsorte sind neben anderen das Baden-Badener Rathaus, das Freiburger Münster oder der Speyrer Dom und die Münchner Residenz.

In Villingen reizt der Münsterbrunnen mit "Köpfen und Viechern des Landes", eine prägnante Geschichtstafel, die dem früheren Dekan Kurt Müller ein Denkmal setzt. Künstlerische Größe, handwerkliche Kunst und eigene Betrachtungsweisen sind an den Münsterportalen abzulesen, die mit Pisa oder Hildesheim konkurrieren können. Antipodisch werden Johannes der Täufer und der Evangelist gegenüber gestellt, aktuelle Bezüge gibt es mit Erhard Eppler oder dem gestürzten Hans Filbinger, und das Böse erscheint mit Stammheim.

Mariendarstellungen und Altes Testament versinnbildlichen inhaltliche, formale, symmetrische Bezogenheit – "ein Buch, in dem es viel zu sehen und zu lesen gibt und das viel zu denken gibt".

Johannes Werner sprach auch die "Ornamentik" an, die in Haaren, Falten, Wellen oder Pflanzen findet. Die Verzierungen waren gleichsam im Orgelvortrag von Roman Laub zu vernehmen. Villingen ist reich mit einer Kreuzwegstele, einem Trauerhallenkreuz und des total gestaltete Chorraums der Heilig-Kreuz-Kirche oder dem Brunnen vor St. Ursula.

Das künstlerisch und historisch bedeutendste Werk ist die Christusfigur in Canterbury, ein religiöses Zeichen und menschliche Versöhnungsgeste: "We at Canterbury are deeply in your debt" (Klaus Ringwald).