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Falko Gronmaier leitet die im Bau befindliche Boulderhalle

Als er eine Standortanalyse für eine Boulderhalle in Villingen-Schwenningen zum Thema seiner Bachelorarbeit wählte, ahnte Falko Gronmaier noch nicht, dass er eines Tages eine solche als Betriebsleiter führen würde. Im Herbst ist es soweit.

Villingen-Schwenningen. Der heute 31-Jährige hat nach seinem Abitur am Romäusring-Gymnasium 2007 viel ausprobiert, dabei, wie er sagt, jede Menge gelernt und Erfahrungen gemacht, auf die er jetzt zurückgreifen könne. Vielleicht auch als zukünftiger Gemeinderat, denn Falko Gronmaier steht bei den Grünen als Youngster auf Listenplatz vier.

Er ist in Villingen geboren, in der Südstadt aufgewachsen und entschied sich gegen den Rat seines gesamten Umfeldes nach dem Abitur die Welt als Bundeswehr-Rekrut bei der Marine zu erkunden. 23 Monate schipperte er auf der Fregatte "Köln" durch den Atlantischen und Indischen Ozean – eine "Mega-Erfahrung", wie er sagt.

An der Deutschen Sporthochschule Köln schrieb er sich danach für den Studiengang Sport, Erlebnis und Bewegung mit dem Schwerpunkt Outdoorsport ein. In der Erlebnispädagogik verdiente er nebenher etwas Geld, war mit Schulklassen und Problemkindern unterwegs, bildete sich in Gewaltprävention weiter. "Respekt vor allen, die sich mit Kindern und Jugendlichen beschäftigen", lautet dazu sein Fazit.

Nach dem Studium zog es Falko Gronmaier nach Hamburg zu einem Schulfreund, mit dem er in Jugendtagen Musik gemacht hatte und als Bassist unter anderem mit der Band "Lilly Langtry Theatre" im Münsterzentrum und in den Jugendhäusern aufgetreten war.

"Kurzer Besuch" in der Hansestadt dauert doch länger

Am ersten Abend seines "kurzen Besuches" hatte er einen Job und eine Wohnung und blieb in der Hansestadt. In der großen Boulderhalle "Flashh" fand er einen Job, aus dem recht schnell eine Abteilungsleitung wurde. Gronmaier war für Personal, Front-Office und den Gastronomiebereich zuständig und erhielt im Geschäftsleitungsteam dreieinhalb Jahre lang Einblick in alle Facetten einer solchen Einrichtung.

Nach zehn Jahren in der Ferne zog es ihn 2017 samt Hamburger Freundin wieder in die Heimat zurück. Er begann in St. Georgen mit einer Zimmererlehre. Und er lernte Thomas Kohler kennen, der sich gerade mit der Bauplanung einer Boulderhalle beschäftigte. Man war sich sympathisch, überzeugt vom Boom des Klettersports und davon, dass eine solche Halle nicht nur in der Großstadt funktioniert, sondern auch das Oberzentrum bereichern kann.

Die Lehre musste er schweren Herzens abbrechen, denn auch wenn die Halle noch gar nicht steht – am Donnerstag war Spatenstich –, gibt es für den zukünftigen Geschäftsführer schon jetzt viel zu tun. Mit seiner Rückkehr nach VS tauchte der Sportwissenschaftler in ein politisches Engagement ein, das er von seinem Vater Harald vorgelebt bekam.

Mit 16 wurde er Parteimitglied der Grünen, war zu Studentenzeiten ab und an bei Demos für Klimaschutz und Menschenrechte dabei. Hier wurde er nach seiner Rückkehr in den Vorstand des Ortsverbandes gewählt und er kandidiert bei den Kommunalwahlen. Warum? "Ich weiß, dass ich jetzt länger bleibe und ich möchte etwas beitragen", sagt er. Zeit habe er, wie viele andere auch, eigentlich zwar keine, aber man könne "den Gemeinderat ja nicht nur Rentnern, Lehrern und Selbstständigen" überlassen, findet er.

Seine Schwerpunkte legt er dabei auf die Jugend, auf Sport, Gleichberechtigung und die grünen Urthemen Klima- und Naturschutz. Er selbst bezeichnet sich als "moderner Grüner", der zwar ein Auto besitzt, es aber im Car-Sharing nutzt, für längere Strecken den Zug nimmt, fast nicht mehr fliegt und wenn, dann für ein Umweltprojekt spendet, möglichst plastikfrei lebt und sich überwiegend vegetarisch ernährt.

Die Grenze zwischen den beiden Stadtteilen soll eingerissen werden

Er will sich, falls gewählt, für die Sanierung von Sportstätten einsetzen, für mehr Jugendangebote in den Stadtzentren stark machen, aber auch dafür, dass die gedankliche Grenze zwischen den beiden Stadtteilen endlich eingerissen wird.

Mit einem "alternativen Festival", so seine Idee, könnte die Stadt betonen, dass sie für alle Menschen offen ist: für Jung und Alt, für Einheimische und Fremde, für Menschen mit und ohne Behinderung und gleich welcher sexuellen Neigung. "Wir müssen versuchen, die Menschen zwischen 19 und 30 hierzuhalten", sagt er und greift dabei auf seine eigenen Erfahrungen zurück.

Hätte Villingen-Schwenningen eine alternative Bar- und Clubszene, er wäre vielleicht gar nie weggegangen. Als Betriebsleiter einer Boulder- und Kletterhalle fühlt er sich jetzt am rechten Fleck. Die Jugend der Region hat auf so eine Einrichtung gewartet. Genau das hatte der Student Falko Gronmaier schon vor Jahren in seiner Analyse festgestellt.