Besprüht ist eine Wand im Eingangsbereich des "’s Rössle". Foto: Riesterer

Parole "ziert" Wand gegenüber der Stadtbibliothek. "Die Sache ist ärgerlich." Mit Kommentar

VS-Schwenningen - "Wohnraum für alle statt Profit für einzelne!". Dieser Satz "ziert" nun eine Hauswand gegenüber der Stadtbibliothek. Ausgerechnet an dem Leerstand, dessen Schaufenster von der Initiative "Sauberes VS" verschönert wurden.

Mehr Enttäuschung als Ärger liegt in der Stimme von Central-Hotel-Chef Ronan Doran als er von der Sprüherei erfährt, die kürzlich an der Hauswand des Ladenlokals Alte Herdstraße 10 und 12 gegenüber der Stadtbibliothek angebracht wurde. "Das ist mir noch nicht aufgefallen. Es geht uns darum, die Stadt für Bürger und Besucher schön zu gestalten und wir wären dankbar, wenn die Menschen dabei helfen, sie auch schön zu lassen", sagt der Hotelier.

Mit "uns" meint Doran die Initiative "Sauberes VS – für dich und mich", die er, der Grafikdesigner Jörg Schlenker und CDU-Gemeinderat Dirk Sautter ins Leben gerufen haben. Durch ihr Engagement wurden auch die Schaufenster des seit Jahren leer stehenden Ladengeschäfts mit "Willkommen in Schwenningen"-Schriftzügen inklusive eines Infotextes zum Schwenninger Moos beklebt. Auch Dirk Sautter wusste noch nichts von der Sprüherei: "Die Sache ist ärgerlich", macht er deutlich.

Der Stadtverwaltung hingegen ist der Schandfleck bereits aufgefallen. "Am Dienstag vergangener Woche bei der Infoveranstaltung über das neue Forum VS im ’s Rössle war die Sprüherei bereits da. Als die Veranstaltung tags zuvor vorbereitet wurde noch nicht", beschreibt Oxana Brunner von der Pressestelle den Zeitrahmen, in der die Botschaft gesprüht worden sein muss. Weil es sich jedoch nicht um ein städtisches Gebäude handle, sei die Stadt auch nicht für die Entfernung oder Reinigung zuständig.

An dieser Stelle, erklärt Doran, setzt die Arbeit der Initiative an. "Bei Privatgrundstücken kann die Stadt nichts machen. Wir sprechen dann mit den Eigentümern von solchen Gebäuden und bieten unsere Hilfe an. Manche beteiligen sich dann auch finanziell am Saubermachen." So werde man auch in diesem Fall verfahren. Bei der Polizei ist bis Donnerstagnachmittag noch keine Anzeige wegen der Sache eingegangen, wie die Pressestelle des Präsidiums in Tuttlingen mitteilt.

Auch wenn die Initiative unpolitisch sei, kann sich Doran einen Seitenhieb in Richtung des Verursachers nicht verkneifen: "Großen Investoren oder Kapitalisten, auf die man damit abzielt, ist eine solche Sprüherei in Schwenningen egal. Da müsste man schon nach Frankfurt oder New York gehen." Sautter hingegen meint, die linksorientierten Aktionen, etwa Aufkleber in der Dauchinger Straße, hätten zuletzt etwas zugenommen. Auf den für ihn wirklich ärgerlichen Aspekt verweist Doran: "Wir könnten so viel unserer Energie für schöne Blumenbeete oder ähnliches verwenden. So aber opfern Bürger samstags ihre Zeit stattdessen dafür, die Beschädigungen anderer wieder zu beseitigen."

Kommentar: Völlig daneben

Schmierereien wie der Schriftzug, der nun eine Hauswand gegenüber der Stadtbibliothek verschandelt, sind völlig daneben und undankbar. Vollkommen unabhängig davon, ob der Inhalt politisch ist oder nicht. Dem unbekannten Aktivisten sollte bewusst sein, dass jemand im Nachhinein den Schmutz von der Hauswand putzen muss. In diesem Fall geht es jedoch nicht nur um Kosten, die jemand tragen muss. Vielmehr trifft es engagierte Bürger, die sich dafür einsetzen, ihr Villingen-Schwenningen zu verschönern. Über solche Freiwilligen könnte jede Stadt dankbar sein. Doch nicht Dankbarkeit oder gar Ansporn, selbst mitzuhelfen, sind der Lohn der Ehrenamtlichen. Im Gegenteil: Deren Engagement wird von ein paar wenigen Vandalen mit Füßen getreten. Bleibt zu hoffen, dass die fleißigen Helfer nicht irgendwann die Lust am Mitgestalten verlieren.