Bei der Leitbildwerkstatt im Oktober wird viel diskutiert, aber auch viel Kritik geübt. Foto: Bloss Foto: Schwarzwälder-Bote

Stadtentwicklungskonzept: Leitbild kommt erst später in Gemeinderat / Beteiligte üben weiterhin Kritik

Großer Zulauf, aber viele kritische Stimmen: Die jüngste Leitbildwerkstatt im Zuge des integrierten Stadtentwicklungskonzepts hatte für kontroverse Reaktionen gesorgt. Welches Fazit ziehen die Verantwortlichen daraus? Und was erhoffen sich Bürger und Stadträte?

Villingen-Schwenningen. "Gemeinsam Weichen stellen" – unter diesem Motto steht das große Stadtentwicklungskonzept, mit dem die Stadt Ende vergangenen Jahres das Planungsbüro urbanista aus Hamburg beauftragt hatte. Nach fast einem Jahr und mehreren Bürgerbeteiligungen vermissen viele Mitwirkende jedoch konkrete Ergebnisse und die Anwendbarkeit auf VS – so der Tenor der jüngsten Leitbildwerkstatt im Oktober.

Die Vielzahl der Rückmeldungen aus dem Workshop bestärke sowohl Stadt als auch urbanista darin, dass es richtig war, auf einen solchen Dialog und die Rückkopplung der ersten Ergebnisse mit der Bürgerschaft zu setzen, erklärt indes Madlen Falke von der städtischen Pressestelle im Gespräch mit unserer Zeitung. "Jedoch haben die vielen positiven, aber auch kritischen Rückmeldungen gezeigt, dass es noch Einiges zu tun gibt", ziehen die Verantwortlichen als Fazit.

Beide Partner, Stadt und urbanista, hätten sich inzwischen intensiv beraten. Der Zeitplan habe ursprünglich vorgesehen, dass Anfang kommenden Jahres das Leitbild im Gemeinderat vorgestellt wird. Dies werde sich allerdings verzögern. Um alle Akteure einzubinden, wolle sich die Stadt Zeit nehmen.

Dass der konkrete Bezug zur Stadt vielen Teilnehmern gefehlt habe, nimmt urbanista-Mitarbeiter Markus Ewald als größte Kritik aus der Leitbildwerkstatt mit.

Trotzdem betont er: "Das Projekt ist auf die nächsten 10 bis 20 Jahre angelegt. Eine gewisse Abstraktheit ist notwendig, um handlungsfähig zu sein." Als Leitbild sei es seiner Meinung nach an die Stadt angepasst gewesen. Das integrierte Stadtentwicklungskonzept, das sich aus dem aufgestellten Leitbild ergebe, werde dann aber konkrete Projekte und Maßnahmen benennen.

Damit dies jedoch nicht in der Schublade liegen bleibe, sondern gelebt werden könne, sei die Abstimmung mit den Bürgern, der Politik und der Stadtverwaltung wichtig. Die Maßnahmen, die die Stadt bereits geplant hat, müssten jetzt mit den von den Bürgern genannten Vorstellungen und den Strategien von urbanista zusammengebracht werden.

"Für Allgemeinplätze ist urbanista nicht da", macht Frank Banse von der SPD-Fraktion deutlich. Doch bisher habe er ein gutes Gefühl, dass das Büro die geforderten Maßnahmen auf VS anwenden könne. Er zeigt sich zudem erfreut über die rege Bürgerbeteiligung bei der letzten Werkstatt. "Das Ergebnis wird gut", meint er.

Es geht ans Eingemachte

"Ich bin urbanista dankbar, dass uns kein fertiges Konzept übergestülpt wird, sondern dass wir mitentscheiden können", meint Bürger Peter Sachse, der die Werkstatt mit regem Interesse verfolgt hatte. Er habe aber auch Erwartungen – unter anderem bei Verkehr und Flüchtlingsintegration – und sei gespannt, wie urbanista die Anregungen einbinden werde. "Jetzt geht’s ans Eingemachte", meint er.

Enttäuschend wenig Gehalt habe die vergangene Leitbildwerkstatt hervorgebracht, meint indes die CDU-Fraktionsvorsitzende Renate Breuning. "Ich habe wenig Erwartungen an das, was noch kommt, für das, was wir finanziell einsetzen", fasst sie zusammen.

Von einem "Berg an Hausaufgaben", die erledigt werden müssten, spricht auch Hansjörg Böninger vom GVO. Er hatte bereits beim Workshop nicht mir Kritik gespart. Die Recherchen müssten kritischer bewertet werden. Trotzdem: "Wir müssen urbanista die Chance dazu geben", sagt Böninger.

Kritik an der Zusammensetzung der Mitwirkenden übt Dominik Beha von den Freien Wählern. Die Verwaltung sei überrepräsentiert gewesen. "Für eine Bürgerbeteiligung ist das Projekt am Ziel vorbeigeschossen."