Immer wieder ist die Stumpenkreuzung Schauplatz von schweren Verkehrsunfällen. Nun wird erneut der Bau eines Kreisverkehrs gefordert. Foto: Eich

"Glück, dass es noch keine Toten gab". Ist Kreisverkehr letzte Möglichkeit?

Villingen-Schwenningen - Die Stumpenkreuzung ist nach dem jüngsten Verkehrsunfall mit mehreren Verletzten wieder in aller Munde. Kann jetzt nur noch der Bau eines Kreisverkehrs helfen?

13 Unfälle von 2013 bis 2018 mit zahlreichen Verletzten und Sachschaden, der vermutlich in die Hunderttausende geht: Die Stumpenkreuzung bei Obereschach ist immer wieder Schauplatz schwerer Kollisionen. Die Ursache ist in den meisten Fällen die gleiche: Die aus Obereschach kommenden Fahrzeuge übersehen – trotz Stopp-Stelle und übersichtlicher Kreuzung – den querenden Verkehr aus Richtung Nordstetten oder Kappel, sodass es zu Zusammenstößen kommt.

Schon seit Jahren diskutieren die Verantwortlichen, mit welchen Maßnahmen dieser Unfallschwerpunkt entschärft werden kann. Im Gespräch war dabei im Herbst 2016 auch der Bau eines Kreisverkehrs, dieser wurde im Kreistag jedoch abgelehnt. Der Grund waren die Kosten in Höhe von rund 545.000 Euro.

Nach dem jüngsten Unfall vor anderthalb Wochen, bei dem vier Menschen verletzt wurden, forderten die Freien Wähler in der jüngsten Fachausschusssitzung des Kreistages erneut den Bau eines Kreisverkehrs. Denn: Alle bisherigen Maßnahmen, beispielsweise das Aufstellen von Gefahrenzeichen, hätten nichts gebracht. Das sieht auch die Stadt so. "Viele Ansätze greifen das Thema nicht bei der Wurzel. Hauptproblem an dieser Kreuzung ist die Missachtung des vorhandenen Stopp-Schildes", so Madlen Falke, Pressesprecherin der Stadt gegenüber dem Schwarzwälder Boten. Arno Göpfert, Verkehrsexperte beim Polizeipräsidium Tuttlingen, sieht das ähnlich: "Wir können nicht noch mehr Schilder aufstellen!"

Bringt Blitzer nichts?

In zahlreichen Vor-Ort-Terminen habe sich herauskristallisiert, dass bei den verkehrlichen Maßnahmen "die Oberkante erreicht ist". Göpfert weiß jedoch: "Alle baulichen Maßnahmen kosten Geld, und davon haben Kommunen und Landkreise immer nur begrenzt zur Verfügung." Die billigste Lösung aus seiner Sicht sei, die Straße nach Weilersbach zu sperren. Die Stadt spricht sich jedoch gegen eine solche Sperrung aus. "Die würde keine weiteren Unfälle ausschließen, weil weiterhin die Möglichkeit besteht, in Richtung Kappel abzubiegen", erklärt die Sprecherin der Stadt.

Im Kreistag wurde derweil kritisiert, dass die Stadt an dieser Stelle zu wenig unternommen habe – denn auch die Möglichkeit eines stationären Blitzers wurde nicht umgesetzt. Doch die Stadt betont erneut: "Aus unserer Einschätzung ist nicht die Geschwindigkeit maßgeblich dafür verantwortlich, dass hier Unfälle passieren, sondern, dass beim Stopp-Schild nicht ordnungsgemäß gehalten wird", so Falke. Bei sechs Messungen im vergangenen Jahr habe man eine Verstoßquote von 8,5 Prozent festgestellt – von 1330 registrierten Fahrzeugen waren 140 zu schnell. Zudem wird befürchtet, dass der 130.000 Euro teure Blitzer "in freier Landschaft" oft Ziel von Vandalen wird.

Aus Sicht von Verkehrsexperte Arno Göpfert könne man den Unfallschwerpunkt deshalb nur mit dem Bau eines Kreisverkehrs in den Griff bekommen. "Dort gibt es fast nie Unfälle mit schweren Folgen", betont er.

Was das Thema Kosten betrifft, so fordert der Verkehrsexperte Weitblick: Man müsse die Baukosten in Relation mit den dort entstandenen Sachschäden aber auch mit Krankenhauskosten oder Kosten aufgrund des Arbeitsausfalls der Verletzten sehen. "Dafür kommt die Allgemeinheit ebenfalls auf, deshalb sollte jeder ein Interesse daran haben, dort weitere Unfälle zu vermeiden."

Aus seiner Sicht sei es zudem vielfach "reines Glück, dass es bei den Unfällen noch keine Toten gab." Sollte sich an der Situation dort nichts ändern, werde es auch weiterhin Unfälle geben. "Und wir wollen uns nicht irgendwann fragen, wer die Verantwortung trägt, wenn dort ein tödlicher Unfall passiert."