Foto: Pohl Foto: Schwarzwälder Bote

Neuer Leiter der Städtischen Galerie nimmt Arbeit auf / Stephan Rößler sieht sich als "Ermöglicher"

Ideen, Visionen und das eine große Ziel "Museumsquartier Bürk-Areal": So lautet die Kurzform der Agenda von Stephan Rößler. Der neue Leiter der Städtischen Galerie Villingen-Schwenningen hat am Montag seine Stelle angetreten – in einer denkbar ungünstigen Zeit.

Villingen-Schwenningen. Zehn Monate war die Städtische Galerie im Stadtbezirk Schwenningen führungslos. Entsprechend zufrieden und glücklich ist Kulturamtsleiter Andreas Dobmeier am Dienstagvormittag, als er den neuen Galerie-Chef und gleichzeitig seinen Stellvertreter Stephan Rößler im Pressegespräch vorstellt. "Es hat lange gedauert, nachdem Vanessa Heitland im Dezember 2019 ihre Arbeit niedergelegt hatte. Dafür ging es nach der Entscheidung im Verwaltungs- und Kulturausschuss am 7. Oktober nun umso schneller, bis Herr Rößler seine Arbeit aufnimmt", sagt Dobmeier.

Allerdings hatte sich Rößler seinen Start etwas anders vorgestellt, wie er offen zugibt: "Es gibt Schöneres, als mit seiner ersten Amtshandlung das Museum zu schließen." Bekanntlich fällt auch die Städtische Galerie dem Corona-Lockdown zum Opfer. "Besonders bitter ist es, dass unsere aktuelle Ausstellung über Hermann Hesse, die wirklich tolle Besucherzahlen aufweist, nun geschlossen bleiben muss", berichtet Rößler. Normalerweise wäre die Hesse-Ausstellung noch bis 6. Dezember zu sehen gewesen, ob die Möglichkeit einer Verlängerung bestehe – in der Hoffnung, dass die Galerie im Dezember wieder öffnen darf – werde geprüft.

Ein Mann mit Ideen, aber dem realistischen Blick

Rößler hat in den vergangenen zehn Jahren Ausstellungen zu aktuellen Positionen zeitgenössischer Kunst in Zusammenarbeit mit verschiedenen Kunstvereinen, Galerien und Museen kuratiert, organisiert und geleitet. Zuletzt war der studierte Kunsthistoriker und Politikwissenschaftler an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart tätig, dozierte, forschte und publizierte.

Und diese Erfahrung, die wie Andreas Dobmeier bestätigt, den Kulturamtsleiter und das städtische Gremium überzeugt hat, will Rößler nun in Villingen-Schwenningen einbringen. Der neue Galerieleiter bringt Ideen mit und hat Visionen, das wird bei seiner Vorstellung deutlich. Ebenso klar wird auch: Stephan Rößler ist Realist. Er selbst sehe sich nicht als Kurator seiner eigenen Ausstellungen. Vielmehr will er der "Ermöglicher" sein, der Künstlern Chancen bietet.

Obwohl ihm sein Realismus sage, dass alle seine Ziele vor dem Hintergrund einer personellen und finanziellen Situation stehen, hat Stephan Rößler natürlich einen Plan, den er im Oberzentrum umsetzen will. Fünf Ziele hat er für sich definiert:

Er will ein Ausstellungsprogramm erstellen, das sich durch Publikumswirksamkeit, einen wissenschaftlichen Diskurs und neue Impulse auszeichnet. "Kurz gesagt: Ich will verschiedene Zielgruppen ansprechen, die aber insgesamt jünger, weiblicher und internationaler sind."

Ein weiteres Ziel ist die "Erhöhung der Sichtbarkeit der Städtischen Galerie". Diskussionen wie in jüngster Vergangenheit, welchen Stellenwert die Galerie oder welche Notwendigkeit eine Leitung haben, sollen in der Zukunft keine Rolle mehr spielen. "Die Städtische Galerie muss ein selbstverständlicher Teil der kulturellen Identität der Stadt sein", erklärt Rößler.

Fördermittel sind zum Teil schon bewilligt

Denn, die Stadt verfügt über einen "enormen Schatz", was den Galerie-Chef zu seinem dritten Ziel bringt: "Wir müssen unsere städtische Kunstsammlung präsenter machen. Nicht, in dem wir sie ausstellen, sondern beispielsweise digital zugänglich machen." Im Idealfall bis zur Umsetzung des Bürk-Areals.

Und das ist das nächste Stichwort, das über all den Ideen und Visionen in Zukunft schweben werde. "Das Museumsquartier auf dem Bürk-Areal muss unser aller Ziel sein", betont Rößler. "Wir wollen einen Neubau und die damit verbundenen neuen Möglichkeiten." Allerdings schwebt das Bürk-Areal nicht nur über den zukünftigen Projekten, sondern auch über der Stelle von Stephan Rößler, wie Andreas Dobmeier nochmals verdeutlicht: "Seine Erfahrung in der Organisation war bei der Stellenvergabe ebenfalls ausschlaggebend, denn wir brauchen für das Unterfangen Bürk-Areal jemanden, der dieser Aufgabe gewachsen ist."

Frischen Wind will Rößler zudem in Sachen Digitalisierung in die Galerie bringen. Dabei ist für ihn aber klar: "Das digitale Angebot, das auch gefragt wird, dient als Ergänzung zum analogen – nicht als Ersatz."

Doch bevor der "Ermöglicher" all seine Ideen umsetzen kann, wird er die kommenden Wochen oder gar Monate auch auf externe Hilfe angewiesen sein. Denn wie der Realist in ihm weiß: Ohne finanzielle Mittel geht es nicht. Diese werden und sollen aus der Politik kommen. Einen Teilerfolg habe die Galerie schon verzeichnet: Für die geplante Ausstellung "Kunst und Technik", die nach der Hesse-Ausstellung voraussichtlich die nächste sein wird, gibt es vom Land Baden-Württemberg 30 000 Euro. Weitere Fördermittel in Höhe von 10 000 Euro seien im Rahmen der Soforthilfe "Neustart" beim Bund beantragt worden – hier steht die Bewilligung noch aus.