Rainer Ritz (von links) Paul La Rosée und Stephan Mose erläutern das Cyberknife, das über das modernste System für die stereotaktische Radiochirurgie verfügt. Foto: Schimkat Foto: Schwarzwälder-Bote

Welthirntumortag: Schwarzwald-Baar-Klinikum gibt Einblicke zu Behandlung

Schwarzwald-Baar-Kreis. Neue Perspektiven eröffnen neue Chancen für Tumorpatienten mit Metastasen im zentralen Nervensystem.

Anlässlich des Welthirntumortages gewährten Rainer Ritz, Direktor der Klinik für Neurochirurgie, Stephan Mose, Direktor der Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie, Paul La Rosée, Direktor der Klinik für Innere Medizin II, Onkologie, Infektiologie und Palliativmedizin, sowie Guido A. Wanner, Direktor der Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie im Klinikum, Einblick in die neuesten interdisziplinären Behandlungsmöglichkeiten von Tumorpatienten.

Im CyberKnife M6 Centrum im Klinikum kommt ein robotergestützter Linearbeschleuniger für die bildgeführte Radiochirurgie zum Einsatz, erläutert Stephan Mose.

Anders als in der konventionellen Strahlentherapie ist der Bestrahlungskopf des CyberKnife auf einem Roboterarm befestigt.

Er ist maximal beweglich und kann den Tumor aus bis zu 3000 verschiedenen Richtungen bestrahlen. Da mit dieser Flexibilität Dosisverteilungen erzeugt werden, können die Strahlungen im Tumor konzentriert werden, angrenzende Organe werden nahezu vollständig geschont.

Rainer Ritz erklärt, dass Hirnmetastasen Tochtergeschwüre sind, die aus dem Körper kommen. Zehn bis 30 Prozent aller Krebspatienten können Hirnmetastasen bekommen, fährt er fort, wobei Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Hirnnervenausfälle Anzeichen für Metastasen im Gehirn sein können.

Anhand von Bildern eines Kernspinntomographen ist zu erkennen, dass die Metastasen im Gehirn scharf abgegrenzt sind. Mit dem Computertomographen gehen die Ärzte mit Aufnahmen des Thorax und anschließend des kompletten Körpers auf die Suche nach dem Tumor, der die Metastasen im Gehirn verursacht hat. Rainer Ritz nennt Beispiele: Ein Tumor in der Lunge kann zwischen 16 und 20 Prozent Metastasen im Gehirn bilden, ein Melanom kann bis zu sieben Prozent Metastasen bilden, bei den Nieren sind es sieben bis zehn Prozent.

"Wir Ärzte entwickeln ein Gesamtkonzept, um zu entscheiden, ob bei den Metastasen eine Ganzhirnbestrahlung durchgeführt werden kann." Es könne auch eine operative Entfernung entschieden werden, wobei die Kriterien für eine Operation untere anderem auch der klinische Zustand des Patienten sowie das Ausmaß der Grunderkrankung seien, betont er. Auf die Frage, wie gefährlich oder sicher eine Operation am Gehirn sei, antwortet Rainer Ritz: "Die Neurochirurgie bedeutet viel Technik, während der Operation wird die Funktion des Gehirns genau beobachtet, mit intraoperativem Ultraschall während der Operation wird genau überwacht, dass keine Nerven verletzt werden, die Beeinträchtigungen oder Lähmungen nach sich ziehen könnten."

Eine CyberKnife-Behandlung sei sinnvoll bei gut- oder bösartigen Primärtumoren im Bereich des Schädels und des Gehirns, bei Primärtumoren an Wirbelsäule und Rückenmark, bei inoperablen kleinen Tumoren der Lunge oder der Bauchspeicheldrüse und Leber, nennt er einige Beispiele.

Guido Wanner weist darauf hin, dass auch häufig Metastasen in der Wirbelsäule vorkommen. Diese verursachen massive Rückenschmerzen oder Gangstörungen. Hier müsse der ursächliche Tumor im Körper gefunden werden, die Stabilität der Wirbelsäule müsse gesichert werden, betont er.

Und er gibt zu bedenken, dass Rückenschmerzen oft falsch eingeschätzt werden, hier sollte man auf Nummer sicher gehen und sich genau untersuchen lassen.