Rainer Gutknecht vor wenigen Tagen bei der Eröffnung der Kunstausstellung im Landratsamt. Rechts der aktuelle Landrat Sven Hinterseh. Foto: Schück Foto: Schwarzwälder Bote

Ein "Schwarzwald-Baaremer": Ehemaliger Landrat überraschend gestorben

Der geistige Vater des Schwarzwald-Baar-Kreises ist tot. Völlig überraschend ist der ehemalige und erste Landrat des Schwarzwald-Baar-Kreises, Rainer Gutknecht, im 87. Lebensjahr gestorben.

Schwarzwald-Baar-Kreis. Die Nachricht von seinem Tod erreichte den Schwarzwälder Boten aus verschiedenen Quellen. Noch vor wenigen Tagen war der Wahl-Bad Dürrheimer, der sich selbst als optimistischen Menschen bezeichnete, Gast bei der Eröffnung der Kunstausstellung des Landkreises und wirkte damals, am 5. März, recht heiter.

Rege verfolgte Gutknecht, Mitglied der CDU, das politische und gesellschaftliche Geschehen. Er war blitzgescheit und auch im hohen Alter blieb er eloquent und belesen, schätzte Frankreich und las regelmäßig die Zeitung "Revue de la presse". Anlässlich seines 85. Geburtstages am 1. Juni 2016 blickte er zurück und sagte: "Jetzt bin ich 20 Jahre im Ruhestand, beinahe so lange, wie ich im Amt war. "Ich bin froh und dankbar, dass ich so alt werden darf und noch gesund bin wie vor 20 Jahren". Mit 85 Jahren konnte Rainer Gutknecht noch blitzschnell eine Rede aus dem Stegreif halten, wie damals beim Empfang im Landratsamt zu seinem Geburtstag. Damals bekannte er: "Ich fühle mich als Schwarzwald-Baaremer."

Der zeitlebens unverheiratete promovierte Jurist zählte Schwimmen im Solemar, Radfahren und Laufen zu seinen Hobbys, versorgte seinen Haushalt selbst und pflegte mit Hingabe seine Dachterrasse in Bad Dürrheim.

1973 kam der gebürtige Stuttgarter aus einer modernen Verwaltung in Bergisch Gladbach nach Villingen-Schwenningen. Zu seiner Lebensleistung zählt, dass er die ehemaligen Kreise Villingen und Schwenningen zum neuen Schwarzwald-Baar-Kreis geeint hat. Millionenbeträge flossen unter seiner Leitung in die Schulen und Straßen des neugegründeten Kreises. Das neue Landratsamt am Hoptbühl geht ebenfalls auf seine Initiative zurück. Er setzte das Gebäude gegen den Widerstand im Kreistag durch. Er trat sein Amt am 1. Oktober 1973 an und wurde am 6. Juli 1981 sowie am 3. Juli 1989 jeweils mit großer Mehrheit wiedergewählt. Dass die Kreisräte aus den beiden ehemaligen Landkreisen sich einigen konnten, geht auf Gutknechts Einfluss und Geschick zurück. Der zweifache Träger des Bundesverdienstkreuzes hatte auch den Grundstein für die Freundschaft mit dem ungarischen Partnerschaftskomitat des Landkreises, Bacz-Kiskun gelegt. Als herausragendes Werk von Rainer Gutknecht kann der Almanach des Schwarzwald-Baar-Kreises bezeichnet werden, den der gläubige Katholik ins Leben gerufen und in seiner Zeit als Landrat selbst mit redaktionellen Beiträgen gefüllt und redigiert hat. Auch freundschaftliche Kontakte mit dem Kanton Schaffhausen begründete er. Rainer Gutknecht war mit Geschwistern in Rottweil aufgewachsen, wo sein Vater als Bürgermeister wirkte. Am 1. Juni wäre er 87 Jahre alt geworden.