Erfreulich für die Brauchtumspfleger der Historischen Narrozunft: Auch der Nachwuchs interessiert sich beim Narro- und Mäschgerleabend für ein korrektes Häs. Foto: Heinig Foto: Schwarzwälder Bote

Fasnet: Zunft informiert beim Narro- und Mäschgerleabend

VS-Villingen. Wer vorhat, an der Fastnacht das erste Mal in ein historisches Häs zu schlüpfen oder dies schon lange nicht mehr getan hat, der war beim Narro- und Mäschgerleabend der Historischen Narrozunft am Donnerstagsabend in der Zehntscheuer genau richtig.

"Wir möchten keine bösen Verbote aussprechen, sondern Verständnis für das Brauchtum wecken und zeigen, wie schön Tradition sein kann", begrüßte Brauchtumssprecher Michael Bohrer die gut 150 Gäste im Fürstenbergsaal. "Junge und ältere Neulinge" hästechnisch auf den rechten Weg zu bringen – das Ansinnen der Zunft hat sich seit den ersten Belegen für einen Narro 1710 nicht geändert. Seit rund 100 Jahren erscheinen Narro und Surhebl auch mit weiblicher Begleitung, erzählte Bohrer und schloss daraus: "Wir sind sehr liberal, bei uns dürfen auch Frauen mitmachen". Allerdings nur, wenn auch sie "rächt a’zoge" sind.

Wie man das erreicht, das wurde den zukünftigen Hästräger nach der Präsentation eines Stummfilmes über die Villinger Straßenfasnet 1959 an verschiedenen Stationen ausführlich gezeigt.

Dabei hatten die Besucher die Worte Bohrers im Ohr. Die Engpässe bei den Herstellern von Häsern und Schemen treiben derzeit so manches potenzielle Maschgere in die Hände von "Handwerkern", die zu Gunsten des schnellen Geldes "billigen Schrott" produzieren. Früher habe man sich Häs und Scheme vom Munde abgespart und Stück für Stück mit Wartezeiten bis zu fünf Jahren erworben, weiß Bohrer. Heute sei man eher in der Lage, 5000 Euro auf einmal auszugeben. Doch ist das, was man dafür erwirbt, auch sein Geld Wert? Bohrer bot an, diese Frage gemeinsam mit den Ratsherren zu beantworten, "gerne auch über info@narrozunft.de". "Wir machen auf Wunsch sogar Hausbesuche", ging er noch einen Schritt weiter und empfahl jedem Neuen, sein Häs schon vor der Fasnet einmal komplett anzulegen.

Bei Claudia Raufer und Priska Haas erfuhren die weiblichen Gäste anhand eines Negativbeispiels, wie die Radhaube der Alt-Villingerin auf keinen Fall aussehen sollte und wie sie auch bei Kurzhaarigen Dank eines künstlichen Dutts am besten hält. Bei der Radhaube scheiden sich im Übrigen die Geister. Weil Jutta Grothaus im Kreisalmanach 2020 als Herstellerin auch silberner Hauben erschien, griff Bohrer das heikle Thema auf. "Silberhauben gab’s, aber nicht an der Fastnacht", sagte er und wurde deutlich: "Wir wollen nur goldene". Laut der ebenfalls anwesenden Haubenmacherin gibt es aber auch für die historisch belegten silbernen Hauben Liebhaberinnen: "In diesem Jahr werden drei neue zu sehen sein", sagt Jutta Grothaus.