Diese Tankstelle in der Villinger Straße in Schwenningen wurde am 18. Februar überfallen. Foto: Bloss

Unmaskiert und unter Drogen Tankstelle in Schwenningen überfallen. 36-Jähriger erinnert sich an nichts.

Villingen-Schwenningen - An einem Vormittag im Februar tauchte ein nicht maskierter Mann mit einer Pistole in der Hand in einer Tankstelle in Schwenningen auf und forderte mit verschwommenem Blick und schwankendem Gang: "Give me money!" Von einer zutiefst erschrockenen Angestellten erhielt er 315 Euro. Für sie sah die Schreckschusspistole echt aus.

Seit Dienstag muss sich ein 36-jähriger Mann als angeklagter Täter vor dem Landgericht Konstanz verantworten. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der drogensüchtige und mit einem starken Schlafmittel berauschte Mann zum Zeitpunkt der Tat vermindert schuldfähig war. Der aus Estland stammende Angeklagte erklärte aber mit Hilfe einer Dolmetscherin, er könne sich überhaupt nicht an einen Tankstellenüberfall erinnern. Vielmehr habe er sich an jenem Tag das Leben nehmen wollen, weil "die größte Liebe seines Lebens" sich von ihm getrennt hatte.

Nach einer langen Drogenkarriere und zwölf Jahren Haft in Estland wegen Totschlags habe er nach seiner Entlassung ein drogenfreies Leben angestrebt. Um Schulden zu tilgen, habe er einen gut bezahlten Job als Bauhelfer im Raum Rottweil angenommen. Als die Beziehung kippte, sei für ihn alles umsonst gewesen. 20 Tabletten habe er geschluckt, doch es habe ihm zu lange gedauert, bis er endlich für immer einschlafen konnte. Da habe er die Idee gehabt, Polizisten mit seiner Schreckschusspistole zu provozieren, damit diese ihn totschießen würden. Was danach geschah, wisse er nicht mehr.

Sehr wohl erinnerten sich jedoch drei Angestellte der Tankstelle, die er damals zu Tode erschreckt hatte. Sie identifizierten den Angeklagten eindeutig als den Räuber. Und sie meinten alle: "Der war nicht ganz klar im Kopf." Als er den Verkaufsraum verließ, habe er noch einen Schuss in Richtung Tür abgegeben. Der 36-Jährige hatte sich bereits schriftlich bei den Frauen entschuldigt. Der 41-jährigen Angestellten, die ihm das Geld aushändigte, sagte er: "Ich möchte mich aufrichtig entschuldigen für die Aufregung an diesem Tag." Zum Prozess ist auch ein psychiatrischer Gutachter geladen. Das Urteil soll Mitte nächster Woche verkündet werden.