Zum vorerst letzten Mal fand am Sonntagabend auf dem Villinger Münsterplatz die Mahnwache für eine bessere Erinnerungskultur statt. Foto: Heinig

Am Sonntag vorerst letzte Mahnwache auf dem Münstedrplatz. Drei Podiumsdiskussionen geplant.

Villingen-Schwenningen - Erschütternde Schilderungen über das Lagerleben der im Zweiten Weltkrieg ins französische Gurs Deportierten setzten am Sonntagabend auf dem Villinger Münsterplatz einen vorläufigen Schlusspunkt unter die Mahnwachen für eine verbesserte Erinnerungskultur der Stadt.

Am 17. November hatte Michael Irion aus Mönchweiler nach der erneuten Ablehnung der "Stolpersteine" durch den Gemeinderat die erste Mahnwache initiiert – mit Kerzen, Musik und Schilderungen von Opfer-Schicksalen während der Hitler-Diktatur. Das 15. halbstündige Treffen am Sonntag wurde gesanglich gestaltet vom FuTA-Ensemble und musikalisch untermalt von Studenten der Musikhochschule Trossingen.

Es war nun vorerst das letzte. Was allerdings nicht bedeute, dass die Initiative aufgebe, "im Gegenteil", sagt Irion. Die Arbeit des "runden Tisches" geht weiter, und es wird zudem ein Verein gegründet. Friedrich Engelke, Theo Leute und Dieter Brandes sind derzeit dabei, eine Gründungsversammlung vorzubereiten und rechnen damit noch im April.

Die Aussetzung der Mahnwachen hänge zum einen mit der zunehmenden Helligkeit der Abende zusammen, begründet Irion, vor allem aber wolle die Initiative vermeiden, dass sie im Wahlkampf für politische Zwecke missbraucht werden, sagt Brandes. Aber: Ab dem 27. Oktober werden sie wieder aufgenommen. Bis dahin werde die Initiative, ermutigt durch das überregionale mediale Echo, der noch immer ablehnenden Haltung des Gemeinderates begegnen. Für Irion ist es unverständlich, dass nun 20 000 Euro für eine wissenschaftliche Studie ausgegeben werden sollen als Vorbereitung auf eine zentrale Gedenkstätte. "Die Informationen, die man sich davon verspricht, sind alle vorhanden", sagt er.

Am 17. März, 20 Uhr, kommt im Martin-Luther-Haus der nächste "runde Tisch" – offen für alle Interessierten – zusammen. Die Initiative "Pro Stolperstein" lädt zudem zu drei Podiumsdiskussionen ein: am 14. April geht es um die Geschichte der Erinnerungskultur, am 28. April um Politik und Erinnerungskultur und am 5. Mai um Kunst und Erinnerungskultur. Beginn ist jeweils um 19.30 Uhr im Villinger Martin-Luther-Haus.