Das Lärmmessgerät registriert an vielen Durchgangsstraßen hohe Werte. Foto: Marks

Arbeitskreis wertet Daten aus. Mögliches Konzept für ein Förderprogramm wird erstellt.

Villingen-Schwenningen - Kilometerlang zieht sich der Lärmstrang durch die Doppelstadt. Hunderte Menschen sind vom Verkehrslärm betroffen, Lärm der krank macht und viele Bürger verzweifeln lässt. Aber wie lässt sich dieser verringern ?

Nachdem das Regierungspräsidium Freiburg für wichtige Durchgangsstraßen in der Stadt 30er-Zonen, wie in der Sturmbühlstraße vorgesehen, abgelehnt hat, bleiben der Verwaltung kaum noch Möglichkeiten, Verkehrslärm deutlich zu reduzieren. Flüsterasphalte machen nur bei höheren Geschwindigkeiten über 60 Stundenkilometer Sinn und für Schallschutzwände ist kein Platz. Ein Dilemma. Deshalb verfolgt man im Arbeitskreis Verkehr derzeit die Idee, den Einbau von Lärmschutzfenstern von städtischer Seite zu bezuschussen.

Nach der EU-Umgebungslärmrichtilinie sind Kommunen verpflichtet, bis zum 31. Juli sogenannte Lärmaktionspläne zu erstellen. Kuno Wanzeck vom Stadtbauamt ist Mitglied im Arbeitskreis und mit dem Thema Verkehrslärm in der Stadt bestens vertraut. Derzeit hat er eine ungewöhnliche Aufgabe: Er zählt Fenster. Auf seinem Computer-Bildschirm im vierten Stock des Schwenninger Rathauses hat er die aktuellen Lärmschutzpläne der Stadt aufgerufen.

In knalligem rot sind die Straßen gekennzeichnet, auf denen täglich mehr als 8200 Fahrzeuge durchrauschen und der Lärm größer als 70 dB (A) beträgt. Bereits ab 65 dB(A) besteht laut wissenschaftlichen Untersuchungen ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Im illustren Kreis der Lärmstraßen finden sich in Villingen die untere Bertholdstraße, die Dattenbergstraße, Goldenbühlstraße oder Friedrichstraße, in Schwenningen die Neckarstraße, Sturmbühlstraße, Dauchinger Straße oder die Schützenstraße.

Konzept wird erarbeitet

Ein Ingenieurbüro hat auf Grundlage von Verkehrszählungen und Datenerhebungen der Stadt diese Karten erstellt. "Wir schauen auf den Karten, wie viele Häuser vom Lärm betroffen sind. Mit Hilfe von Google Street View schätzen wir die Anzahl der Fenster, die man austauschen könnte", erläutert Wanzeck die Vorgehensweise. Bis zum Frühjahr sollen konkrete Zahlen für das gesamte Stadtgebiet vorliegen.

Danach geht es ans Eingemachte: Der Arbeitskreis wertet die Daten aus und erarbeitet ein mögliches Konzept für ein städtisches Förderprogramm. Diese Empfehlung soll als Grundlage für die Beratungen des Gemeinderates im Sommer dienen.

Stimmt das Gremium einem solchen Förderprogramm zu, könnten Wohnungsbesitzer unmittelbar danach ihre Zuschussanträge stellen. Wie groß dieser Anteil sein wird sei noch völlig offen. "Je nach Höhe der städtischen Mittel wäre es realistisch, dass die Förderanträge in einem Zeitraum von drei bis vier Jahren abgearbeitet werden könnten", hofft Kuno Wanzeck.

Aber bis dahin muss er noch jede Menge Fenster zählen. "Wir sind noch mittendrin in der Diskussionsphase", räumt der Sprecher der Lärmliga und Mitglied im Arbeitskreis Verkehr, Rudolf Nenno, ein. Sicher sei ein solches Förderprogramm eine Möglichkeit, letztlich sei aber entscheidend, in welchem Kostenumfang es sich bewege und inwieweit die Betroffenen überhaupt Interesse hätten, eigenes Geld für solche Lärmschutzfenster in die Hand zu nehmen.