In den ehemaligen Kompaniegebäuden des Mangin-Areals sollen Teile der Stadtverwaltung von Villingen-Schwenningen untergebracht werden. Foto: Eich

Neuer OB setzt auf Stärkung beider Rathäuser. Jedem Ort der Doppelstadt sein Pläsierchen.

Villingen-Schwenningen - Vorwahlen, Innenstädte, Sportverbände oder Busbahnhöfe – Villingen-Schwenningen hat dank seiner zwei großen Stadtbezirke vieles doppelt. Doch in Sachen Verwaltungsstandorte ist es für manche des Guten zu viel: Auf insgesamt elf Standorte verzettelt sich die Stadtverwaltung der Großen Kreisstadt. Jetzt nimmt man einen neuen Anlauf, um das zu ändern.

Nicht nur, weil es einerseits Badener, andererseits Schwaben sind, sind sich die Villingen-Schwenninger nicht immer grün. Der eine gönnt dem anderen auch die Verwaltung nicht. So kam es, dass die geplante Zusammenführung der Stadtverwaltung maßgeblich im Stadtbezirk Villingen zum Politikum des Oberzentrums im Schwarzwald-Baar-Kreis werden sollte.

Für den CDU-Oberbürgermeister Jürgen Roth, der bei der Wahl im Oktober 2018 den langjährigen SPD-Mann Rupert Kubon im Amt des Oberbürgermeisters beerbt hat, sollte dieser Umstand sogar mit wahlentscheidend werden – er setzte sich in einem engen Wahlrennen gegen Kubons persönlichen Referenten Jörg Röber durch, der sich vehement für die Umsetzung der alten Mangin-Pläne starkgemacht hatte.

Er sagte es schon im Wahlkampf deutlich: Jürgen Roth hält nicht viel von der ewigen Gleichmacherei und der Forderung, was für Villingen gilt, müsse gleichzeitig auch für Schwenningen gebräuchlich sein und umgekehrt. Jedem Ort sein Pläsierchen – ein Credo, das der ehemalige Tuninger Bürgermeister schon früh nach dem Amtsantritt zu Jahresbeginn 2019 umsetzte.

Roth: "Eine Lösung, konzentriert in VS-Villingen, halte ich für keine gute Idee"

Der Boden für die Verwaltungszusammenführung auf dem ehemaligen Kasernen-Areal Mangin in Villingen war von Vorgänger Kubon schon bereitet worden. Die Pläne lagen auf dem Tisch, diskussionswürdig waren bisher lediglich Details, etwa ob es einen neuen Ratssaal und Räume für die Gemeinderatsfraktionen brauche oder eben nicht.

Den Projektbeschluss aber hatte Kubon seinem Nachfolger überlassen. Schließlich müsste dieser, und auch der bei den Kommunalwahlen 2019 gewählte neue Gemeinderat, die Sache auch umsetzen, erklärte Kubon vor seinem freiwilligen Ausscheiden. Bis nach der Gemeinderatswahl also hatte Roth Schonfrist. Doch wer genau hinhörte, ahnte schon: So, wie eigentlich geplant, sollte die Verwaltungszusammenführung mit dem neuen Stadtvater nicht kommen. Weniger Verwaltung, mehr Raum für Wohnen auf dem sieben Hektar großen Areal – dieser Plan sickerte immer wieder zwischen seinen Zeilen durch. Vor wenigen Tagen dann ließ Roth die Katze tatsächlich aus dem Sack: "Eine Lösung, konzentriert in VS-Villingen, halte ich für keine gute Idee", sagte der Rathauschef.

Am Mittwoch nun präsentierte er dem Gemeinderat des Oberzentrums seine neuen Pläne im Detail: Das ehemalige Kasernenareal in Villingen spielt darin zwar noch eine Rolle, die Hauptrolle aber nicht mehr. Stattdessen setzt Roth auf die Stärkung der beiden Rathäuser in Schwenningen und Villingen. Und er will das "Tafelsilber" – teilweise historische und in den meisten Fällen äußerst zentral gelegene Immobilien in den beiden Stadtbezirken – nicht mehr, wie von Kubon geplant, vollumfänglich zu Geld machen. Nein, viele von ihnen sollen nach und nach saniert werden und als "Frequenzbringer" weiterhin als Verwaltungsstandorte in den Innenstädten verbleiben. Allein 13 Millionen Euro sollen in das historische Schwenninger Rathaus fließen.

Raus aus angemieteten Räumlichkeiten, rein ins Eigentum

Zudem ist Roths oberstes Ziel: raus aus angemieteten Räumlichkeiten, rein ins Eigentum. Eine Effizienzsteigerung der Verwaltung, stellt Roth klar, hat für ihn nicht zwingend etwas mit räumlicher Nähe zu tun. Der digitalisierungsaffine Oberbürgermeister, der derzeit das freie Wlan in den beiden Stadtkernen umsetzen lässt, will die Leistungskraft der Verwaltung mit neuen digitalen Wegen, Strukturen und sogar Konferenzsystemen deutlich steigern.

Teuer sind die Pläne für die Neustrukturierung der doppelstädtischen Verwaltung weiterhin. "78 Millionen Euro kostet das Ganze", erklärt Roth frei heraus. Günstiger als Kubons Lösung ist die Variante damit auf den ersten Blick nicht. Aber: Mit dieser Lösung würde die Summe auf viele Maßnahmen verteilt und auf viele Jahre gestaffelt fällig, Villingen-Schwenningen sei damit eine "maximale Flexibilität" gewährleistet, verspricht der Oberbürgermeister.

Die Vorzeichen, dass er mit seinen Plänen durchkommt, stehen bereits jetzt, vor der Beschlussfassung durch den Gemeinderat, gut. CDU (11 Sitze), Freie Wähler (7), DLHV (1) und sogar die SPD (6) sprachen sich in einer ersten Stellungnahme unter dem Strich für Roths neue Lösung aus, harsche Kritik hagelte es aber von den Grünen (8 Sitze) und der FDP (4) sowie viel Skepsis von der AfD (3).

Kubon hatte mit seinen Plänen für den Neubau eines "Zentralen Rathauses" auf der grünen Wiese zwischen Villingen und Schwenningen bei einem Bürgerentscheid im Oktober 2012 eine herbe Niederlage erlitten – satte 79 Prozent hatten damals gegen den 49 Millionen Euro teuren Neubau gestimmt. Wie sehr ihn dieses Votum schmerzte, daraus machte Kubon keinen Hehl. Nun scheint auch seine zweitliebste Lösung, die große Verwaltungszusammenführung auf dem Mangin-Areal in Villingen, nicht wie geplant verwirklicht zu werden.