Vor dem fast fertiggestellten Neubau der Wohnungsbaugesellschaft (Wbg) in der Schwenninger Riemenäckerstraße (von links): Bernd Behnisch (Architekt); Carl Wittkämper, Silvia Wölfle und Bernd Schenkel (Mieterbund), Rainer Müldner und Helene Stang (Wbg) und Jürgen Kern (Bauleiter). Foto: Mieterbund

Informationsbesuch bei Wohnungsbaugesellschaft. Geschäftsführer Müldner plant Fünf-Euro-Neubau.

Villingen-Schwenningen - Bezahlbarer Wohnraum bleibt das Ziel des Mieterbundes. Er erörterte das Thema jetzt mit der Wohnungsbaugesellschaft (Wbg).

Baugebiete für Einfamilienhäuser füllen sich rasch. Aber auch der Mietwohnungsbau ist im Wandel. Bestehende Gebäude werden von Grund auf saniert und modernisiert. Diese Entwicklung trage dazu bei, dass es immer mehr Wohnungen gibt, die gehobenen Wohnkomfort bieten und die beim Energieverbrauch Einsparungen von etwa 70 Prozent ermöglichen. Sie trägt auch dazu bei, dass in Stadt und Kreis ein ausgeglichener Wohnungsmarkt besteht.

Das Problem liegt laut Mieterbund bei den Mieten. Eine grundlegend sanierte Wohnung sei nach der Sanierung oft um zwei Drittel teurer als zuvor. Bei Abriss und Neubau verdopple sich in der Regel die Miete. Die Zahl einfacher und preiswerter Wohnungen werde geringer, aber die Zahl der Menschen, die sich keine teuren Wohnungen leisten können, nehme eher noch zu.

Zu einem Erfahrungsaustausch über dieses Problem trafen sich Mitglieder des Vorstands des Mieterbundes – Silvia Wölfle, Carl Wittkämper und Bernd Schenkel – mit dem Leitungsteam der Wohnungsbaugesellschaft. Geschäftsführer Rainer Müldner, Helene Stang (Verwaltung) und Peter Fürderer (Controlling) stellten Ziele und Projekte der Wbg vor. Ein zentrales Ziel ist für Müldner eine "günstige und faire Miete" bei den knapp 1500 Mietwohnungen der Gesellschaft. Im laufenden Jahr habe es keine Mieterhöhungen gegeben. Die durchschnittliche Kaltmiete liegt derzeit bei 4,90 Euro pro Quadratmeter. Ein Leerstand von nur 2,4 Prozent zeige die gute Nachfrage nach den Wohnungen der Wbg.

Acht Euro/Quadratmeter

Die Wbg will durch preiswerteres Bauen versuchen, die Fünf-Euro-Neubauwohnung in die Praxis umzusetzen. "Ein Quadratmeterpreis von fünf Euro bei einer Neubauwohnung wäre eine echte Trendwende", stellte Bernd Schenkel fest. Die Mietpreise für Neubauwohnungen liegen zurzeit bei acht Euro/Quadratmeter. Müldner setzt auf eine innovative Planung und Bauweise. Er setzt auch auf eine geänderte Wohnbauförderung des Landes: Es werde in Zukunft auch außerhalb von Ballungsräumen attraktive Förderangebote geben – teilweise mit null Prozent Zinsen.

Bei der Sanierung bestehender Gebäude steht für Müldner die soziale Verantwortung im Vordergrund. Das heißt: keine Luxussanierungen; die bisherigen Mieter sollen auch nach einer Sanierung in ihrer gewohnten Umgebung bleiben können.

Übereinstimmung bestand auch darin: Wohngebiete müssten sozial gemischt bleiben. Was in manchen Großstädten als "Gentrifizierung" beschrieben wird – wohlhabende Mieter und Wohnungsbesitzer verdrängen eingesessene, oft finanzschwächere Einwohner aus bestimmten Wohngebieten –, dürfe sich in VS nicht wiederholen.

Den Abschluss des Besuchs bildete ein Gang durch das Neubauprojekt der Wbg in der Riemenäckerstraße. Dort sind 39 Wohnungen kurz vor der Fertigstellung. Architekt Bernd Behnisch hob die Vielfältigkeit der Wohnungstypen hervor, von der Einzimmer- bis zur geräumigen Vierzimmerwohnung. Es sind Wohnungen des gehobenen Komforts mit einem Platz in der Tiefgarage, mit Fußbodenheizung und großen, bodentiefen Fenstern im Wohnbereich. Ein Blockheizkraftwerk, das sowohl den Neubau als auch die Wohnanlage im Ludwig-Finckh-Weg mit Wärme versorgt, erzeugt zusätzlich Strom fürs öffentliche Netz.