Er wird mit Spannung erwartet: Dirigent Achim Fiedler (links). Moderation, Interpretation und bester Umgang mit dem Taktstock ergeben ein Ganzes und kommt in spritziger Musik zur Geltung. Foto: Kouba Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Glänzende Premiere für neuen Dirigenten Achim Fiedler / Musiker werden für "Winterträume" mit Bravo-Rufen belohnt

Villingen-Schwenningen. Witzig, spritzig musizierte sich das Sinfonieorchester Villingen-Schwenningen mit "Winterträumen" ins Jahr 2019. Frischen Wind brachte der neue Dirigent Achim Fiedler mit. Die Strauß-Dynastie stand im Mittelpunkt. Grüße wurden vom Quellenland über die Donau nach Wien übermittelt.

Orchester findet zu neuer Ausdrucksform

Es war ein kleines Wunder: Das stattliche Orchester fand zu einer neuen Ausdrucksform. Sauber intoniert, geschlossen, technisch reif, gefühlvoll und interpretatorisch hochwertig wurden glänzende musikalische Farben durch Streicher, Bläser und Schlagwerker vermittelt. Beispiel: der prickelnde Faschings-Walzer mit Touch Rheinischer Lieder "Wein, Weib und Gesang". Nehmen wir die Ausnahmen vorweg. Der Marsch zu "Boccaccio" des Wiener "Operettenerfinders" Franz von Suppé, ein Operninhalt in Miniform, bei dem im Viervierteltakt Walzerschwung hergezaubert wurde. Ganz anders: Leopold Mozarts barocke "musikalische Schlittenfahrt", ein Divertimento mit hingleitendem Gefährt, Geläut und Peitschenknall.

Kam der Walzer aus Schwaben? Ländler oder deutscher Tanz waren dort zuhause, verfeinert in einer Kunstform durch Joseph Lanner, der nur knapp 43 Jahre alt wurde, aber das Wiener Musikleben prägte. Einer der beliebtesten, mehrteiligen Walzer kam mit verschiedenen Themen, gekonnten Verzögerungen und Accelerando bestens herüber. "Das ist ein Geigen und Blasen, ist eine tönende Flut. Die Männer und Frauen sie rasen, in stürmisch jubelnder Glut" (Bauernfeld) – ja, auch Vater Johann Strauß war vertreten. Sein "Seufzer Galopp" wurde zum Spaß auf Seiten der Musiker und des Publikums, das den Regieanweisungen des temperamentvollen Dirigenten folgte und erheitert seufzte!

Die jubelnde Glut loderte beim "Radetzky-Marsch", ein Rausschmeißer mit Piano-Forte-Klatschen, der ungeahnten Beifall kassierte. Natürlich kam "Schani" nicht zu kurz. Seine Ouvertüre zu "Eine Nacht in Venedig", der "Delirien-Walzer", der "Banditen-Galopp" mit knallenden Flöten-Gangstern, die Polka mazur "Die Emanzipierte" oder die Zugabe "An der schönen blauen Donau" wurden heiter durch Achim Fiedler moderiert, kommentiert und mit Anekdoten gewürzt.

Auch "Pepi", der Techniker der Familie Strauß, war vertreten. Er hat den Rausch in Töne verwandelt mit seinem "Delirien-Walzer" und schaute auf die Wiener "Plappermäulchen", einer schnellen Polka, die zwei Oboen als Chatterboxes ausmachte.

"Alle reden von Klimawandel und Wetter – wir machen es", so Fiedler. Die rasende Polka "Unter Donner und Blitz" wurde derart expressiv und effektvoll wiedergegeben, dass tobende Bravo-Rufe die Antwort waren.

Neujahrsgrüße von OB Jürgen Roth

Die Neujahrsgrüße überbrachte der neue Oberbürgermeister Jürgen Roth mit den besten Wünschen "ein gesundes, glückliches, erfolgreiches Jahr 2019". Er ging auf die Gründung des Orchesters im Jahre 1912 ein und spielte auf das Konzert-Thema "Winterträume" an. Mit dem Winter klappe es nicht, aber man habe Lust auf Musik. Roth sah neue Herausforderungen, die erfolgreich angegangen werden. Welcher Walzer dabei zuerst gespielt werde, müsse abgewartet werden.