Die vielleicht letzte Mahnwache zu Gunsten der Stolpersteine war auf dem Münsterplatz. Es sang dazu das Futa-Ensemble. Foto: Heinig Foto: Schwarzwälder Bote

Gedenken: Verein Pro Stolpersteine gestaltet die vielleicht letzte Mahnwache / Entscheidung am Mittwoch

Zur "vielleicht letzten" Mahnwache des Vereins "Pro Stolpersteine VS" kamen am Sonntagabend trotz strömendem Regen noch einmal rund 80 Menschen auf den Villinger Münsterplatz. Am Mittwoch entscheidet der Gemeinderat, ob Stolpersteine in städtisches Pflaster eingefügt werden.

VS-Villingen. Der Vorsitzende Friedrich Engelke, dessen Nachdrücklichkeit und Ausdauer maßgeblich dazu bei trug, dass die kleinen "sozialen Skulpturen" nach der letzten Ablehnung durch den Gemeinderat 2013 nicht in Vergessenheit gerieten, blickte zurück auf fünf Jahre Mahnwachen, immer sonntags, sowohl in Villingen als auch in Schwenningen und im Gedenken nicht nur der jüdischen Opfer der Nazi-Diktatur, sondern auch anderer Opfergruppen.

Sieben Kerzen wurden am Sonntag entzündet, für jede Gruppe eine: für Juden, für Euthanasie-Opfer, für Cinti und Roma, politisch und religiös Verfolgte, Homosexuelle und für "Reichsausschusskinder", die ihren Familien aufgrund einer Behinderung zur "Pflege" entnommen und als "lebensunwert" getötet wurden. Während die Recherche nach Juden, die in Villingen und Schwenningen lebten, "recht einfach" war, wie Engelke sagte, gestaltete sich die Suche nach den anderen Opfern zum Teil sehr schwierig, auch, weil Angehörige nichts von einer Veröffentlichung wissen wollten. 19 Stolpersteine des Künstlers Gunter Demnig sind dank Patenschaften bereits im Besitz des Vereins, am Ende sollen es rund 50 werden, wie Engelke schätzt.

In Auftrag geben werde er sie bei einem entsprechenden Gemeinderatsbeschluss noch am Mittwochabend, kündigte er im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten an. Da der Künstler jeden seiner Steine persönlich verlege, wofür die Kosten im Preis von rund 130 Euro pro Stein bereits eingerechnet seien, sei ein möglicher Termin dafür noch nicht abzusehen, so Engelke weiter. "Der Künstler ist bis in den Spätsommer hinein ausgebucht." Doch so viel steht bereits fest, sollte der Stadtrat am Mittwoch grünes Licht geben: Bei einem ersten Verlegetermin werden 28 Steine vor den Häusern, in denen die Opfer zuletzt aus freien Stücken lebten, in den Boden eingelassen. Bei einem weiteren "in etwa eineinhalb Jahren" dann noch einmal eine ähnliche Anzahl.

Zudem schwebt den Vereinsmitgliedern ein der Öffentlichkeit ständig zugängliches Buch mit Namen von Zwangsarbeitern und KZ-Häftlingen aus ganz Europa vor, die bislang namenlos auf dem Schwenninger Friedhof liegen. "I have a dream", zitierte Engelke am Sonntagabend Martin Luther King – vielleicht erfüllt er sich bald.