Über Weihnachten hat der Tafelladen eine Woche lang geschlossen. Am Montag vor Heiligabend ist noch einmal geöffnet. Dann gibt es auch ein paar kleine Geschenke für die Kunden: Brötchen und ein Päckchen Kaffee. Gerade Lebensmittel, die sehr lange haltbar sind, wie Mehl, Zucker, Salz, Reis und Öl, seien im Laden rar, da die Supermärkte diese lange in den eigenen Regalen stehen lassen können. Daher ist die Tafel das ganze Jahr über auch auf Spenden aus der Bevölkerung angewiesen.
Eine dieser Spenden übergeben am Donnerstagvormittag Atila Ferencz vom Ortsverein des Deutschen Roten Kreuzes in Villingen und Ulrich Amann, Leiter der dortigen Geschäftsstelle. Sie tragen einen großen Korb mit Lebensmitteln in den Tafelladen: Joghurt, Konserven, Nudeln, Öl, ein Bastelbuch, Handschuhe und vieles mehr. Der Spendenkorb ist im Rahmen der Aktion "Rückwärts Adventskalender" zusammengestellt worden.
"Die Idee ist in der Bereitschaftsleitung entstanden", berichtet Ulrich Amann. "Wir wollten uns nicht selbst beschenken, nicht jeden Tag Adventstürchen öffnen, sondern anderen etwas geben." Über den Schwarzwälder Boten und die sozialen Medien hatte das DRK Menschen aufgerufen, jeden Tag Lebensmittel in der Geschäftsstelle vorbeizubringen. "Und so kamen die Leute morgens vorbei, brachten beispielsweise zwei Päckchen Nudeln, und sagten: ›Das ist mein Geschenk für heute‹." Der erste Teil der Spenden soll noch vor Weihnachten im Tafelladen verkauft werden, den zweiten Teil bringt das DRK dann im neuen Jahr vorbei.
Klischees entgegenwirken
"Unglaublich, wie viel Bedarf da ist", kommentiert Amann die Arbeit der Tafel. "Es gibt ganz viele Menschen, denen es wirtschaftlich nicht gut geht und die in der Gesellschaft gar nicht auffallen." Auf die Tafel angewiesen zu sein, ist immer noch mit viel Scham verbunden, weiß Rothbauer. "Viele trauen sich einfach nicht." Gerade viele ältere Menschen, die ihr ganzes Leben lang gearbeitet haben und dennoch auf die Tafel angewiesen wären, weil beispielsweise die Rente nicht ausreicht, kämen dennoch nicht.
"Wir wollen, dass sich das im kommenden Jahr ändert." Die Frage, wie Hemmungen und Scham abgebaut werden können, liegt Rothbauer am Herzen. In diesem Jahr haben drei Studenten einen Spielenachmittag inittiert, der einmal im Monat die Möglichkeit hätte bieten sollen, sich auszutauschen und eine schöne Zeit zu verbringen. "Wir wollten dem Klischee der Tafel entgegenwirken, aber es ist leider gar nicht angenommen worden." Auch eine "kleine Auszeit", mit Kaffee und Kuchen, kam nicht gut an.
Am kommenden Samstag ist der Tafelladen auf dem Schwenninger Weihnachtsmarkt vertreten. Dort verkaufen die Ehrenamtlichen selbstgemachtes Bärlauchgelee, Essig und Marmelade – und werben für ihre Arbeit.
Rothbauer verweist auf den Raum im ersten Obergeschoss des Tafelladens. Hier stehen Tische und Stühle in uriger Atmosphäre, Weihnachtssterne hängen an den Deckenbalken, Adventskränze verströmen weihnachtliche Stimmung und Zimmerpflanzen Behaglichkeit. "Wir wollen, dass die Tafel nicht Tafel bleibt, sondern Begegnungsstätte wird." Hier oben soll sie entstehen.
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