Noch nicht alle Frauen durchlaufen ein Untersuchungsverfahren. Foto: Gambarini Foto: Schwarzwälder Bote

Klinikum: Psychosoziale Belastungsfaktoren bei schwangeren Frauen sollen frühzeitig erkannt werden

Frühzeitig Unterstützungsbedarf bei auffälligen Familien erkennen und den werdenden Eltern dann unter die Arme greifen – das ist das Ziel des GiF-Teams am Klinikum. Doch bislang durchlaufen noch nicht alle schwangere Frauen das Untersuchungsverfahren.

Villingen-Schwenningen. "Gemeinsam ins Familienleben" – kurz GiF – so lautet das Projekt, das seit drei Jahren im Schwarzwald-Baar-Klinikum läuft und Teil eines Unterstützungssystem unter anderem für werdende Eltern ist. Im Jugendhilfeausschuss der Stadt VS wurde das Projekt nun vorgestellt. und vor allem die Quote der untersuchten Frauen kritisch beäugt.

Screeningverfahren

Um herauszufinden, ob eventuell Unterstützung hilfreich wäre, werden schwangere Frauen bei der Aufnahme in Schwarzwald-Baar-Klinikum gescreent. Grundlage ist hier ein Fragebogen, bei dem psychosoziale Belastungsfaktoren wie zum Beispiel Minderjährigkeit, psychische Vorerkrankung, Drogenproblematik, wenig Sozialkontakte und kranke oder behinderte abgefragt werden. Je nach Ergebnis des Screeningbogens werden den Frauen laut Vorlage der Stadtverwaltung "passgenaue Unterstützungsangebote" gemacht. Unterteilt werden die Ergebnisse mit Rot, Gelb und Grün in drei Kategorien. Bei der roten Stufe gehe man von einigen belastenden Faktoren aus, die auf einen erhöhten Unterstützungsbedarf hindeuten, während bei Gelb dieser Unterstützungsbedarf nur möglicherweise vorliegt. In beiden Fällen wird ein Beratungsgespräch angeboten. Bei der grünen Stufe erfolgt die Informationsvermittlung nur auf aktive Nachfrage der Frauen.

Personal und Kosten

Das GiF-Team besteht aus drei Mitarbeiterinnen des Klinikum: Einer Sozialpädagogin, einer Familienhebamme sowie einer Familie-Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin. Sie sind mit einem Stellenumfang von je 25 Prozent für die Frühen Hilfen im Klinikum tätig, die wiederum vom VS-Amt für Jugend, Bildung, Integration und Sport (Jubis) sowie des Kreisjugendamtes finanziert werden.

Zahlen

Die Screeningquote lag laut Angaben der Stadtverwaltung im Jahr 2017 bei 62 Prozent – von 2336 Geburten im Klinikum füllten demnach 1450 Frauen den Fragebogen aus. Erfreulich sei dabei, dass die Screeningquote kontinuierlich erhöht werden konnte, im Jahr 2016 lag sie noch bei 45 Prozent. Nach dem derzeitigen Stand ist für das aktuelle Jahr nochmals von einer Steigerung auszugehen – bislang liegt die Quote für 2018 bei über 72 Prozent. Die Mehrzahl der Frauen wurde 2017 dem grünen Bereich zugeordnet (918 Frauen, 63 Prozent), 462 Frauen dem gelben (32 Prozent) und 70 Frauen dem roten Bereich (5 Prozent).

Steigerung der Quote

Trotz der Steigerungen wurde im Jugendhilfeausschuss kritisch angemerkt, dass eine 100 Prozent-Quote lediglich das langfristige Ziel sei. "Die Zahlen gefallen mir nicht, es sollte das mittelfristige Ziel sein, eine Quote von 100 Prozent zu erreichen", so Joachim von Mirbach (Grüne). Bernd Lohmiller (SPD) merkte darüber hinaus an, ob die Frauen nicht sogar schon bei Gynäkologen oder Hausärzten für ein solches Screening abgefangen werden sollten. Als Kriminalbeamter habe er von verschiedensten Fällen in diesem Bereich erfahren, bei der eine frühzeitige Unterstützung geholfen hätte.

Carina Haag (Jubis) erklärte im Ausschuss jedoch, dass es schwierig sei, Gynäkologen mit ins Boot zu holen. Grundsätzlich sei es auch schwierig, in einem "solchen riesigen System, wie das Klinikum" das Projekt zu etablieren. Haag: "Mit dieser Personalausstattung ist es schwierig, 100 Prozent zu erreichen." Auf Anregung von Joachim von Mirbach – der unterstützendes Nicken von den GiF-Verantwortlichen erhielt – erklärte Stefan Assfalg, Leiter des Jubis, dass im Haushalt 2020 erhöhte Mittel angemeldet werden sollen.