Inkontinenz-Patienten bekommen nicht in allen Apotheken, was sie brauchen. Foto: dpa

Neuer Versorgungsvertrag der AOK senkt Erstattung. Viele Apotheken nehmen Rezepte nicht mehr an.

Villingen-Schwenningen - Wer an Inkontinenz leidet, ist schon genug gestraft. Wie schwierig es mitunter für Patienten jetzt sein kann, an entsprechende Hilfsmittel zu kommen, zeigt der neue Versorgungsvertrag der AOK.

Die allgemeine Ortskrankenkasse (AOK) hat zum 1. Oktober einen neuen Vertrag über aufsaugende Inkontinenzprodukte ausgearbeitet, der das Erstattungsniveau für eine pauschale Versorgung der Patienten im Vergleich zum Altvertrag um vier auf 29 Euro senkt. Das heißt, dass Apotheken, die mit der AOK einen Vertrag über Inkontinenzhilfsmittel abschließen, dem Patienten für die Pauschale von 29 Euro bei Vorlage des Rezepts vom Arzt die Produkte nach Haus liefern. "Bei dem Geschäft legt man drauf oder versorgt die Patienten vorsätzlich schlecht", empört sich Hans-Otto Hengstler von der Rietenapotheke in Schwenningen. Bei einem Bedarf von vier bis fünf Pants pro Tag, von denen eines etwa 70 Cent kostet, gehe die Rechnung eben nicht auf, vor allem, wenn der Apotheker zuerst den Patienten beraten und dann noch frei Haus liefern müsse. Viele Apotheker wollen deshalb mit der AOK keinen Vertrag mehr abschließen. Für die meist älteren Patienten heißt das, dass sie sich erst eine Apotheke suchen müssen, die ihr Rezept annimmt.

Es könne nicht zu einem Versorgungsengpass kommen, meinte Frank Wehinger, Leiter Kommunikation und Politik bei der AOK in Villingen. Schließlich könnten die Patienten auch auf Sanitätshäuser und Homecare-Unternehmen ausweichen, die frei Haus liefern. Wie viele Apotheken den neuen Vertrag unterzeichnen, werde sich demnächst zeigen. Viele wollten die Entscheidung des Landesapothekerverbands abwarten. Der ist dem Vertrag beigetreten, aber mit "Bauchschmerzen". Den bisherigen Vertrag mit einer Pauschale von 33 Euro hatten eine Apotheke in Villingen und vier in Schwenningen abgeschlossen.