Begeistert vom Trommlerzug der Caritas ist dessen Dirigent Michael Reichenberger. Foto: Trenkle Foto: Schwarzwälder-Bote

Caritas-Trommler nehmen nun auch Musiker ohne Behinderung auf / Neue Stücke geplant

Villingen-Schwenningen (wt). Als Menschen mit Behinderungen haben sie es durch den Trommlerzug des Caritasverbandes schon mitten hinein in die Gesellschaft geschafft. Jetzt folgt beim Caritas-Trommlerzug ein weiterer Schritt hin zur Inklusion – allerdings einmal andersherum.

Julien Nivoley hat ein tolles Rhythmusgefühl. Wenn Dirigent Michael Reichenberger, musikalischer Leiter des Fanfarenzugs der Glonki-Gilde Villingen, den Taktstock beim Trommlerzug hebt, dann kann der 25-jährige Mann mit Down-Syndrom die Vorgaben bestens umsetzen. Auch seine 16 Kollegen können dies fast alle und beeindrucken ihr Publikum inzwischen sogar mit Dreistimmigkeit.

Aber wehe, wenn doch jemand aus dem Takt gerät. Dann sorgt vielleicht gerade jene bemerkenswerte Gabe der musikalischen Orientierung am Nächsten dafür, dass innerhalb der gleichen Stimme die anderen jenem folgen, der einen kleinen Fehler machte. Solch eine musikalische Kettenreaktion kann fatal enden, wenngleich – wie bei jeder anderen Musikgruppe auch – der Unterhaltungswert hierdurch eher steigt, denn sinkt.

Um innerhalb der Stimmen einen sicheren Rhythmus zu halten, damit noch Anspruchsvolleres getrommelt werden kann, sucht Dirigent Reichenberger nun noch zusätzliche Trommler ohne Lern- und geistige Behinderung. "Im Trommlerzug werden damit sozusagen Nicht-Behinderte nun nicht mehr ausgeschlossen – auch eine Art, Diskriminierung zu beenden", sagt der Dirigent mit einem Lächeln.

"Damit ist eine hervorragende Gelegenheit geboten, Menschen mit und ohne Behinderungen auch intern und über den Bühnenrand hinaus zusammenzubringen", meint Antonia Berberich, für den Trommlerzug zuständige Religionspädagogin bei der Caritas.

Reichenberger stimmt zu und konkretisiert: Die Menschen mit Behinderungen hätten nach den vielen Proben und Auftritte inzwischen ihr Instrument sehr gut im Griff. Dass Interessenten ohne Behinderung dies gleich ebenso gut könnten, sei nicht gesagt, gibt der Betriebselektriker im Klinikum Villingen-Schwenningen zu bedenken: "Zur sicheren Führung braucht es schon erfahrene Musiker."

Und noch mehr wird benötigt: Zeit, eine eigene Trommel wäre nicht schlecht, und Mut, Menschen mit Behinderungen zu begegnen. "Diese sind oft sehr direkt", so Berberich, viele Menschen ohne Behinderung hätten hier gegenüber jenen so manches Defizit.

Geprobt wird beim Trommlerzug in unregelmäßiger Folge jeweils montags von 18.30 bis 19.30 Uhr im Villinger Gutleut-Haus (Gerwigstraße 6) in den Räumen der Tagesstätte "Die Brücke". Im Vierteljahr ist mit drei bis fünf Auftritten zu rechnen. Zeit mitbringen müssen Interessenten besonders um die Fasnacht herum: Für die kommende sind bereits für Donnerstag, Samstag, Montag und Dienstag Auftritte geplant. Interessenten können sich bei Antonia Berberich unter Telefon 07721/84 07 20 sowie per E-Mail berberich@caritas-sbk.de melden.