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Verzögerungen beim Lyautey-Areal treibt Investor weiter um / OB macht Angelegenheit zur Chefsache

Im Streit mit dem Landesdenkmalamt hinsichtlich der zukünftigen Gestaltung der Mannschaftsgebäude auf dem Lyautey-Areal hat Oberbürgermeister Jürgen Roth dem Investor nach persönlichen Gesprächen Unterstützung zugesagt.

Villingen-Schwenningen. Mit schweren Schlössern sind die denkmalgeschützten Mannschaftsgebäude der französischen Streitkräfte geschützt – im Inneren macht sich jedoch der Zerfall bemerkbar. Der Putz bröckelt von den graffitibeschmierten Wänden, die Scheiben sind teilweise eingeschlagen, Taubenkot liegt auf dem Boden. "An den Gebäuden nagt der Zahn der Zeit, hinzu kommt der Vandalismus", erklärt Uwe Birk, Vorstand DBA Deutsche Bauwert AG aus Baden-Baden, bei der Besichtigung der Objekte auf dem Lyautey-Areal. Und er ist sich sicher: "Wenn die Gebäude noch länger leer stehen, kann man sich abräumen."

Genau deshalb kann Birk nicht verstehen, warum sich das Landesdenkmalamt bei den Plänen des Investors, der einen Großteil des Geländes inklusive der denkmalgeschützten Gebäude gekauft hat, um dort knapp 400 Wohn- und Gewerbeeinheiten entstehen zu lassen, quer stellt. "Überall spricht man von Wohnungsnot und trotzdem werden die Pläne blockiert – das frustriert mich", erklärt Birk.

Über das Treppenhaus, in welches zukünftig ein Aufzug installiert werden soll, um den barrierefreien Zugang zu ermöglichen, geht es hoch in das erste Dachgeschoss. Die dort geplanten Wohnungen (insgesamt in den Dachgeschossen der beiden Mannschaftsgebäude zwölf an der Zahl) sollen über zwei Etagen in den Dachraum des zweiten Dachgeschosses erweitert und so zu Maisonette-Wohnungen umfunktioniert werden. Dazu wäre es aus Sicht des Investors und des Architekten notwendig, in der obersten Ebene für deutlich verbesserte Lichtverhältnisse zu sorgen. Doch genau hier scheiden sich die Geister.

Die bisherigen Vorschläge habe das Landesdenkmalamt abgelehnt, betont Birk, während er im Hitzestau des stickigen und dunklen Dachgeschosses auf die schmalen so genannten Fledermausgaupen deutet. "Die sollen erhalten bleiben", erklärt er. Für ihn aber ein Unding – denn angesichts der dreifachverglasten Fenster, die dort benötigt werden, würde die dicken Rahmen für Öffnungen der Gaupen quasi völlig verschließen.

Stattdessen möchte Architekt Hans Jakel das Dach öffnen und damit Belichtung sowie Freisitze ermöglichen, die aufgrund von Lamellen von außen kaum sichtbar seien und somit aus Sicht des Architekten keinen gravierenden Eingriff bedeuten. "Die Lamellen verbinden sich quasi mit der Dachansicht", so Jakel. Er sieht die Haltung des Landesdenkmalamtes als keinen guten Weg. Dieses hatte vorgeschlagen, Dachflächenfenster einzubauen – das wiederum halten die Verantwortlichen für ein Unding. "Das wäre eine 80er-Jahre-Architektur und eine Notlösung – schließlich hätten die Wohnungen dann noch immer keine Dachöffnung", so Birk.

Die Auseinandersetzung mit den Denkmalschützern aus Freiburg sei insbesondere deshalb verwunderlich, weil die DBA Deutsche Bauwert Referenzobjekte vorweisen könne, in denen bei gleichen Rahmenbedingungen Dachöffnungen realisiert werden konnten. "Nur hier ist das nicht möglich", so der Vorstand. Er befürchtet bereits, dass dem Immobilienunternehmen auch bei den weiteren Planungen und Vorhaben auf dem Gelände Steine in den Weg gelegt werden.

Birke nimmt dabei jedoch ausdrücklich die Stadt in Schutz. Die Zusammenarbeit mit den städtischen Ämtern lobt der Vorstand. Das konnte er auch nach persönlichen Gespräch am Dienstag mit Oberbürgermeister Jürgen Roth unterstreichen. Dieser unterstützt seinen Angaben zufolge die Bestrebungen des Investors, weshalb Birk auch mit einem guten Gefühl wieder zurück nach Baden-Baden reiste. "Er hat die Angelegenheit zur Chefsache gemacht", erklärt der Vorstand. Die städtische Pressesprecherin Oxana Brunner bestätigt auf Anfrage, dass die Stadt die Pläne des Investors "vollumfänglich" unterstütze und man sich notfalls an das Regierungspräsidium wenden werde. Brunner: "Wir halten den Dachgeschossausbau ebenfalls für notwendig."

Im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten gibt Birk außerdem Einblick in die weiteren Schritte auf dem Lyautey-Areal. So solle für die Neubauten – den so genannten City Cubes – in drei Monaten der Spatenstich erfolgen. Das Stadthaus mit geförderten Wohnungen entstehe derweil an der Richthofenstraße.

Für den Bereich rund um den Exerzierplatz bedürfe es hingegen eine B-Planänderung, weswegen man sich hier hinsichtlich des Baubeginns noch in Geduld üben müsse. Unter anderem sei es nun notwendig, eine Tiefgarage mit insgesamt rund 400 Plätzen zu realisieren, um auch für Besucherplätze sorgen zu können. Das frühere Casino soll übrigens während der Bauphase als Veranstaltungs- und Verkaufsort genutzt werden. Später sind dort neben Wohn- auch Büroflächen angedacht.

Insgesamt entstehen auf dem Gelände der DBA Deutsche Bauwert 380 Wohnungen, weitere 250 Wohneinheiten sollen im nördlichen Teil des Areals durch die Richter-Gruppe aus Mainz realisiert werden.