Marionetten üben einen besonderen Reiz aus. Recht große Figuren werden von der Compagnia Marionettistica Carlo Colla e Figli aktiviert, um die Händel-Oper Rinaldo mit Leben zu füllen. Foto: Kouba Foto: Schwarzwälder-Bote

Compagnia Marionettistica Carlo Colla e Figli setzt Händels Oper märchenhaft in Szene

Von Siegfried Kouba Villingen-Schwenningen. Es ist die alte Geschichte von Liebesleid und Liebesfreud, von Magie und historischem Hintergrund, vereint in Georg Friedrich Händels Oper Rinaldo. Märchenhaft wurde die Aufführung im Villinger Theater am Ring in Szene gesetzt. Erstaunlich, wie viele Besucher ein alter Stoff anlockt. Die Gäste waren fasziniert, was an weitest gehender Ruhe im Theaterrund zu merken war. Das Puppenspiel mit Musik kam an. Das Gemeinschaftswerk war gelungen. Alles war stimmig. Solisten, die Compagnia Marionettistica Carlo Colla e Figli und die Lautten Compagney harmonierten bestens. Vermittelt wurde barockes Flair. Regie (Eugenio Monti Colla), Agieren der "Poppenspäler", Einsatz des musikalischen Leiters (Wolfgang Katschner), Lichttechnik und technische Leitung (Franco Citterio/Tiziano Marcolegio) fügten sich organisch zusammen.

Händels Werk führte in die Zeit der Kriegszüge. Goffredo liegt mit seinem Bruder Eustazio und Rinaldo, dem Geliebten von Tochter Almirena, vor den Toren Jerusalems. Durch die Kriegswirren werden die Liebenden getrennt. Der orientalische Verteidiger Argante bedient sich der Magie der Zauberin Armida. Martialisches Geschehen und persönlicher Hader werden ausgetragen. Doch die Ritter aus dem Okzident erringen den Sieg, auch dank des Sehers Mago. Die moralische Krone erhält die Liebe. Almirena und Rinaldo können sich vereinen. Den Unterlegenen wird Gnade gewährt, und Argante und Armida finden zusammen.

Mit viel Aufwand wurde eine Bühne auf der Bühne zum Schauplatz der Oper. Die Bilder wechselten gekonnt, egal ob Satyrszene, angedeutete Halbwüste, Kreuzritter, Meeresgestade, Paläste oder Liebesgarten. Die "Figuren" agierten gekonnt. Alles vermittelte den Schein von Lebensechtheit. Selbst die Atembewegungen der Marionetten überzeugten. Hie und da gab es ungewollte Komik, wie beim Entschwinden Rinaldos mit einem Boot.

Gesanglich blieben keine Wünsche offen. Was besonders gefiel, war das abgerundete barocke Feeling, das die jungen Solisten vermittelten. Stimmliche Reize boten Yosemeh Adjei als Goffredo, Matthias Lucht als Eustazio und Clint van der Linde als Rinaldo mit feinen Timbres der Countertenöre. Dezente Leichtigkeit und gekonnte Formulierung der Melismen waren perfekt, Höhen wurden schwerelos erreicht. Erforderliche Dramatik und doppelseitige Erscheinungsform legte Gesche Geier als Armida in ihren voll klingenden Sopran, um die Saiten facettenreicher Stimmungen anzureißen. Gesangliche Anmut vermittelte Marie-Sophie Pollak. Dem "Lascia Ch’io Pianga" verlieh sie liebreizenden Glanz. Daneben konnte sie melancholische oder hoffnungsvolle Bilder entwerfen.

Ebenfalls eine gute Wahl war mit Matthias Vieweg getroffen. In der Doppelrolle als Argante und Mago überzeugte sein gefestigter Bariton mit Kraft und Ausdrucksstärke. Auch die Lautten Compagney vermittelte musikalische Träume mit mediterranen Stimmungen, mächtigen Märschen, Blitz und Donner. Solobeiträge und Zusammenwirken mit den Sängern waren perfekt. Gelungen waren außerdem der Vogelgesang (Flöte) oder Vorspiele und Intermezzi.

Den frenetischen Schlussapplaus hatten alle Akteure verdient.