Lesen macht Spaß und regt immer wieder zu unterhaltsamen Diskussionen an. Das wissen auch (von links) Michael Nopper, Rupert Kubon, Märit Kaasch und Lucy Lachenmaier. Foto: Bombardi Foto: Schwarzwälder Bote

VHS-Veranstaltung: Wieder "Bücher im Gespräch" im Café Häring / Vier Leser – vier Meinungen

VS-Schwenningen. Die Herbstausgabe der VHS-Veranstaltung "Bücher im Gespräch" fand am Wochenende einmal mehr im Kultur-Café Häring statt. Sie ermöglichte den Zuhörern den Zutritt in vier Autorenwerke, die das literarische Quartett mit Märit Kaasch, Rupert Kubon und Michael Nopper unter der Leitung von Lucy Lachenmaier aus unterschiedlichen Blickwinkeln analysierte.

Recht schnell entstand auf diese Weise ein unterhaltsamer Abend, der den Gästen den Zugang zu dem einen oder anderen Werk der Belletristik erleichtern sollte. Märit Kaasch machte den Anfang und entführte mit dem Roman "Das Licht" aus der Feder von Autor T.C. Boyle in eine Welt der LSD-Partys und der Geschichte einer Familie, die sich immer stärker bis an die Grenzen des Bewusstseins in ihr verstrickte. Kaasch lobte den Tiefgang des Romans, in den der Leser immer mehr hineingezogen wird und dennoch immer der außenstehende Betrachter bleibt. "Mit diesem Buch konnte ich nichts anfangen", bemängelte Rupert Kubon die teilweise derbe Sprache oder die Aneinanderreihung eines LSD-Trips an den anderen. "Am spannendsten war für mich der Prolog, als der später drogenabhängige Wissenschaftler noch in der Schweizer Chemie arbeitete. Doch diese Geschichte hatte mit dem, was folgte, nur wenig zu tun", fuhr Kubon fort.

Ganz anderer Meinung war Michael Nopper, der den Roman für seine detaillierte Beschreibung der Wirkung von Drogen schätzte. Lucy Lachenmaier empfahl schließlich, das Buch in Ruhe zu lesen, um den Spannungsstrang in seinem vollen Ausmaß zu erfahren.

Mit dem Roman "Winterbergs letzte Reise" von Jaroslav Rudis wählte Kubon ein Buch, das in der typischen ironischen, morbiden und frivolen Art tschechischer Erzählkunst die Geschichte eines Altenpflegers, der mit seinem Patienten die letzte Reise antritt, beschreibt. Kubon sprach von einer wunderbar erzählten Handlung, die in einer Art Train-Movie die Geheimnisse der beiden Zugreisenden ergründet. "Der Gedanke an eine Zugfahrt durch Europa gefiel mir. Doch das Buch wirkte auf mich wie eine lange Zugfahrt. Mit zunehmender Dauer stieg die Langeweile beim Lesen", bezeichnete Kaasch den 500-seitigen Epos als zu umfangreich. Lachenmaier pflichtete ihr bei. "Die Länge ist enorm. Das führt im Verlauf des Romans dazu, dass sich die Handlungen kontinuierlich wiederholen. Aus literarischer Sicht ist Winterbergs letzte Reise ein sehr gutes Buch." Nopper sah es ähnlich. Er kritisierte die Romanlänge, doch die Erzählpassagen, die in die Historie der beiden Reisenden führten, bezeichnete er als eine Bereicherung.

Michael Nopper präsentierte Julian Barnes Roman "Die einzige Geschichte". Sie berichtet davon, dass jeder Mensch nur eine einzige wahre Liebe in seinem Leben hat. Das Buch selbst ist in eine Liebesgeschichte zwischen einem 19-jährigen Mann und einer 48 Jahre alten Frau, deren schleichende Entfernung voneinander und dem sich daraus ergebenden Verfall der einst glücklich verheirateten Ehefrau unterteilt. Nopper hob die außergewöhnliche Perspektive hervor, mit welcher die Geschichte erzählt wird. Kubon sprach von einem tollen und gut lesbaren Buch, das eindrücklich die Auswirkungen des Alkoholismus beschreibt.

Kaasch sprach von einer zart beschriebenen Handlung, die trotz ihres tragischen Verlaufs zu einem tröstlichen Ende findet. Lachenmaier gefiel die Erzählwiese in Ich-Form, dank der die Handlung noch intensiver wirkt. Lucy Lachenmaier war es auch, die das letzte Buch "Oxenberg & Bernstein" des rumänischen Schriftstellers Catalin Mihuleac vorstellte. Sie lobte ein mit unglaublicher Ironie und in ungewöhnlicher an Metaphern reicher Sprache geschriebenes Werk. Kubon sprach von einem sehr guten, aber auch verdammt hart geschriebenen Buch. "Die Handlung bleibt in ihrer beschriebenen Brutalität einprägsam", ergänzte Kaasch und sprach von einem unfassbaren Schluss.

Zum Abschluss empfahl das literarische Quartett seinem Publikum mit den Romanen "Brüder" von Jackie Thomae, "Der grüne Rollo" von Heinrich Steinfest, "Am Abend vor dem Meer" von Khaled Hosseini und "Auf Erden sind wir kurz grandios" von Anne-Kristin Mittag vier weitere Buchtipps.