Mathias Reyher und Margita Geiger betonen, dass das Thema Organspende diskutiert werden sollte. Foto: Schück Foto: Schwarzwälder Bote

Klinikum: Bei fünf hirntoten Patienten lag 2017 Einwilligung vor / "Man sollte darüber sprechen"

11 000 Patienten warten bundesweit auf ein Spenderorgan, sei es nun Niere, Leber, Lunge oder Herz. Doch die Zahl der Organspender ist gesunken, auf unter 1000 im Jahr 2017.

Schwarzwald-Baar-Kreis. Im Schwarzwald-Baar-Klinikum waren im gleichen Jahr fünf Patienten, denen auf Grund eines diagnostizierten Hirntodes Organe entnommen wurden, "15 Menschen konnte dadurch geholfen werden", berichtet Margita Geiger, Medizinische Direktorin des Schwarzwald-Baar Klinikums. Voraussetzung war, dass die Verstorbenen zuvor ihre Einwilligung entweder mit einem Organspenderausweis, einer Patientenverfügung oder mündlich gegenüber ihren Angehörigen bekundet hatten.

"Wenn keine Einwilligung vorliegt, dann entscheiden die Angehörigen", so Mathias Reyher, der Transplantationsbeauftragte des Klinikums. Dabei habe es auch einen Fall gegeben, wo der Ehemann der Verstorbenen der Meinung war, sie hätte ihre Organe spenden wollen. Doch die gemeinsamen Kinder waren dagegen. "Deswegen haben wir dann gegen die Organspende entschieden", berichtet Reyher. Den Familien könne man nicht genug danken, "dass sie in dieser unglaublichen Stresssituation bereit sind, sich auf dieses Thema einzulassen", sagt Margita Geiger. Ungefähr neun Jahre warten Patienten im Durchschnitt auf eine solche Spende. Sie ermögliche ihnen noch Jahrzehnte der Lebensqualität. Dabei kommt es vor allem darauf an, dass Gewebe von Spender und Empfänger möglichst viele gemeinsame Merkmale haben und das fremde Organ nicht abgestoßen wird.

Voraussetzung für eine Organspende ist, dass der Hirntod vorliegt. Beispielsweise nach Herz-Kreislauf-Versagen, einem Unfall oder Schädel-Hirn-Trauma. Nachdem der Hirntod diagnostiziert wurde, wird der verstorbene Patient "organerhaltend" weiter behandelt. Inzwischen wird geklärt, ob Organspendebereitschaft besteht. Nur wenn es eine Zustimmung für die Organspende gibt, wird der Patient weiter künstlich am Leben erhalten.

Nach einigen Untersuchungen werden die Ergebnisse an die Deutsche Stiftung Organtransplantation, beziehungsweise an die Vermittlungsstelle Eurotransplant gemeldet. Das heißt, ein deutscher Patient profitiert auch von europäischen Organspendern und umgekehrt. Einige Länder haben eigene Organisationen, die aber mit Eurotransplant kooperieren. Herz, Leber, Lunge, Niere und Bauchspeicheldrüse werden von Freiburger Transplantationschirurgen oder Spezialisten anderer Zentren entnommen, in denen die Organe anschließend transplantiert werden. Nur zehn bis 30 Prozent der Bevölkerung haben einen Organspendeausweis. "Das ist zu wenig", sagt Mathias Reyher. Er wäre für die sogenannte "Widerspruchslösung", wie sie in anderen Ländern praktiziert wird. Hier wird erwartet, dass der Patient zu Lebzeiten ausdrücklich erklärt, dass er seine Organe nicht spenden möchte, ansonsten dürfen sie ihm entnommen werden.

Religiöse Einschränkungen gebe es übrigens außer im Buddhismus nicht, weiß Margita Geiger. Und auch, was das Alter der Spender betrifft, ist nach oben längst keine Grenze gesetzt. "80 ist das neue 60, der älteste Organspender bei uns war 74", erzählt Geiger. Sie findet es wichtig, dass sich Menschen aktiv mit dem Thema auseinandersetzen und darüber sprechen. "Man sollte darüber sprechen, so lange man noch sprechen kann." Auf Antrag erfährt man auch, ob die Organspende tatsächlich geholfen hat, selbstverständlich, ohne dass der Name des Spenders und des Empfängers bekannt werden.