Gedenken an die Deportation der Schwenninger Sinti

VS-Schwenningen (ewk). Mit großer Geschlossenheit hat sich der Evangelische Kirchengemeinderat Schwenningen in öffentlicher Sitzung für die Teilnahme an einer ökumenisch getragenen Veranstaltungsreihe zum Gedenken an die Deportation der Schwenninger Sinti ausgesprochen.

In Zusammenarbeit mit dem Historiker Michael Zimmermann sollen dazu im März 2013 zwei Vorträge, ein Stadtrundgang, ein Konzert und ein ökumenischer Gottesdienst stattfinden.

"Mit dem Gedenken der Kirchen Schwenningens zum 70. Jahrestag der Deportation der hiesigen Sinti nach Auschwitz-Birkenau wird an eine lange Geschichte der Ausgrenzung und grausamen Verfolgung erinnert, an eigenes Versagen und Schuld gegenüber Brüdern und Schwestern in den katholischen, evangelischen, freikirchlichen und neuapostolischen Gemeinden der Stadt an der Quelle des Neckars", heißt es in der Sitzungsvorlage. Und dabei solle nicht übersehen werden, in welch beklagenswerter Lage sich die Roma in weiten Teilen Europas heute befinden. "Vom Schwenninger Hölzlekönig in die Gaskammern von Auschwitz", unter diesem Thema steht der Auftakt-Vortrag von Michael Zimmermann am 25. Januar über den Völkermord an den Sinti als "gern überblättertes Kapitel der Heimatkunde". Am 1. und 2. März gibt es im Gemeindehaus St. Franziskus eine umfangreiche Ausstellung über die Geschichte der Sinti und Roma.

Brücke von der mahnenden Geschichte in die Gegenwart

Ernst-Ludwig Iskenius von Refugio, der Kontaktstelle für traumatisierte Flüchtlinge, schlägt am 5. März eine Brücke von der mahnenden Geschichte in die teilweise bedrückende Gegenwart.

Ein Stadtrundgang am 12. März zur Geschichte der Sinti in Schwenningen führt von der Hölzlekönig-Sage zum Zigeuner-Zwangsarbeiterlager Schillerhöhe und der folgenden Deportation nach Ausschwitz und macht an authentischen Orten die unerträgliche Lebenssituation der Sinti erfahrbar. Schließlich soll ein Konzert am 15. März in der Johanneskirche in Schwenningen deutlich machen "dass das Leben siegt".

Drei Musiker mit eigenen familiären Verfolgungserfahrungen, Dotschy Reinhardt und ihre Vettern Ismael und Bamby Reinhardt, Botschafter der Sinti und Bekenner ihres christlichen Glaubens, wollen mit ihrer Kunst Brücken bauen. Sie stimmen damit ein auf den ökumenischen Gottesdienst am 17. März in St. Franziskus, mit dem Licht in alle Finsternis leuchten, Nächstenliebe als Christenpflicht in Erinnerung gebracht und zur Zivilcourage ermutigt werden soll.

Die Veranstaltungsreihe wird in das Musica- und Erwachsenbildungsprogramm aufgenommen. Zur Gesamtfinanzierung des umfangreichen Programms stellt die Evangelische Kirchengemeinde Schwenningen 1000 Euro zur Verfügung.