Ausstellung: Morgen Vernissage in Schwenningen / Premiere für Vanessa Heitland

Villingen-Schwenningen. Kann man mit vermeintlich vertrauten Positionen das Publikum in die Galerie locken? Das wird sich am Samstag im Schwenninger Lovis-Kabinett zeigen. Die neue Galerieleiterin Vanessa Charlotte Heitland lädt ein zur Vernissage und feiert nach über vier Monaten im Dienste der Doppelstadt nun eine kleine Premiere. Das von ihr favorisierte und konzipierte Ausstellungsprogramm beginnt zwar erst im nächsten Jahr, aber mit der nun bevorstehenden Ausstellung, die sich der städtischen Sammlung widmet, hat sie eine durchaus angenehme und für sie erkenntnisreiche kuratorische Arbeit übernommen.

Heitland hat den kompletten städtischen Kunstbesitz einer Inspektion unterzogen. 3000 Kunstwerke sind dort in vier Sammlungen vorhanden: die Sammlung Christian Link, die Sammlung F. G. Lovis Gremliza, die Sammlung Felix Schlenker und die Sammlung Ursula Binder/Rolf Deimling.

Es ist der Anspruch eines jeden Galerieleiters, stets neue Positionen zu zeigen. Aber in Zeiten knapper Kassen kann man sich auch einmal auf seinen Fundus berufen, zumal wenn der städtische Sammlungsbestand so umfangreich ist wie der der städtischen Galerie Villingen-Schwenningen und der Kunstbesitz ohnehin nicht permanent gezeigt wird.

So griff auch schon Heitlands Vorgänger Wendelin Renn während seiner langjährigen Galerietätigkeit von Zeit zu Zeit tief in seine Schatzkiste, holte das Gesammelte ans Tageslicht und stellte das vermeintlich Vertraute im neuen Kontext vor. Heitland nun hat die Präsentation "revisited" genannt. Der englische Begriff beschreibt treffend die Ausstellung, gleichermaßen aus Sicht des Publikums, aber auch aus der der Galerieleiterin. Man kann "revisited "mit wiederbesucht, aber auch mit überdacht, neu durchdacht übersetzen.

Diese Distanz der Fachfrau, die die facettenreiche Sammlung zuvor nicht kannte, ermöglicht auch für den Besucher eine ungezwungene, neue Sicht der Dinge. Zuallererst stand eine Standortbestimmung auf dem Programm: Was ist vorhanden und wie kann man es zusammenstellen?

Heitland hat das Gesichtete und sorgsam Ausgewählte dann nicht nach kunsthistorischen, chronologischen Aspekten in den Räumen der Galerie angeordnet, sondern nach Themen.

Unabhängig von Epochen- und Gattungsgrenzen wurden die 84 Exponate sieben Begriffspaaren zugeordnet: Die Kojen sind mit Natur und Landschaft, Wiederholung und Serie, Wirklichkeit und Illusion, Form und Farbe, Material und Struktur, Bildnis und Figur, Alltag und Konsum überschrieben. Zwischen den miteinander in Bezug gesetzten, auf den ersten Blick gegensätzlichen Werken entstehen Korrespondenzen, die zur Reflexion anregen.

Zum Beispiel wird in einem Raum die Definition von Figur und Bildnis verhandelt. Die verchromte Bronze "Männlicher Torso" aus dem Jahr 1968 von Michael Schoenholtz trifft auf einen expressiven Holzschnitt von Erich Heckel, ein Gesicht von Felix Schlenker und einen bekannten "Glotzer" von Paul Revellio. Nur ein kleiner Appetithappen auf eine gelungene Ausstellung, die die Besucher genießen dürfen.

Weitere Informationen: Ausstellung in der Städtischen Galerie Villingen-Schwenningen bis 13. Januar. Dienstag bis Sonntag 10 bis 17 Uhr. Vernissage ist am Samstag um 17 Uhr.