Machen sich für die Idee der Genossenschaften gerade auch im ländlichen Raum stark (von links); Ralf Schmitt, Vorstand der Volksbank eG Schwarzwald-Baar-Hegau, Steffen Jäger, Erster Beigeordneter des Gemeindetags Baden-Württemberg, Ingrid Engelhart, Geschäftsführende Vorsitzende des Vereins SPES Zukunftsmodelle, Roman Glaser, Präsident des Baden-Württembergischen Genossenschaftsverbands, Staatssekretärin Friedlinde Gurr-Hirsch, Fridolin Koch, Leiter des K-Punkts Ländliche Entwicklung im Kloster Heiligkreuztal, und Reiner Doluschitz, Leiter der Forschungsstelle für Genossenschaftswesen an der Universität Hohenheim. Foto: Zieglwalner Foto: Schwarzwälder Bote

Soziales: Referenten machen sich für bürgerschaftliches Engagement gerade im ländlichen Raum stark

Die Idee der Genossenschaft zu verbreiten, für Gründungen zu werben und Mitstreiter zu gewinnen, hat sich der Baden-Württembergische Genossenschaftsverband (BWGV) auf die Fahnen geschrieben. Dieses Modell bürgerschaftlichen Engagements stand so auch im Mittelpunkt eines Nachmittags bei der Volksbank eG Schwarzwald-Baar-Hegau in Villingen.

VS-Villingen. Aus den verschiedensten Perspektiven beleuchteten die Redner, die der BWGV für seine Veranstaltung zum Thema "Ländlicher Raum" bei der Volksbank gewonnen hatte, das Konzept, allen voran Friedlinde Gurr-Hirsch, Staatssekretärin im Ministerium für ländlichen Raum und Verbraucherschutz.

Sie alle hatten sich zum Ziel gesetzt, die Teilnehmer aus der ganzen Region, ob ehrenamtlich engagierte Menschen, Bürgermeister oder Kommunalpolitiker, mit ihrer Begeisterung anzustecken und das Netzwerk weiter auszubauen. Er sei selbst stolz, der Vorstand einer Genossenschaft zu sein, betonte Ralf Schmitt von der Volksbank, so trete er auch gerne als Gastgeber der landesweiten Veranstaltungsreihe rund um Bürgergenossenschaften auf. Ob erneuerbare Energien oder Initiativen, um strukturelle Defizite zu beheben, Genossenschaften seien der Inbegriff bürgerschaftlichen Engagements, stellte Friedlinde Gurr-Hirsch fest und nannte Beispiele von der Ärzteversorgung über Gastronomiebetriebe als Ort der Begegnung im Dorf bis hin zur Versorgung älterer Menschen, die Einwohner über diese Organisationsform selbst in die Hand nehmen.

Die über 150 Jahre alte Idee von Friedrich Wilhelm Raiffeisen, dass sich viele zusammenschließen, könne auch heute helfen, die Herausforderungen im ländlichen Raum zu meistern und positiv in die Zukunft zu gehen, erklärte Roman Glaser, Präsident des BWGV. Lösungen gerade für infrastrukturelle Mängel wie beim Verkehr oder der Pflege seien gefragt, unterstrich Reiner Doluschitz, Leiter der Forschungsstelle für Genossenschaftswesen an der Universität Hohenheim. Es gelte, junge Leute für das Genossenschaftswesen zu gewinnen, aber ebenso an die ältere Generation zu denken.

Den Bedarf solcher Projekte sieht auch Steffen Jäger, Erster Beigeordneter des Gemeindetags Baden-Württemberg. Auf dem Land sei es zwar noch üblich, selbst anzupacken, allerdings lasse diese Bereitschaft überall nach, so heiße es, die Werbetrommel für solche Modelle zu rühren.

Verschiedene Konzepte von der Nachbarschaftshilfe bis zum Bürgerauto entwickelt der Verein SPES Zukunftsmodelle, erläuterte dessen Geschäftsführende Vorsitzende Ingrid Engelhart. Dies trage zur Lebensqualität bei. Viel Potential für ein gutes Leben auf dem Land macht auch Fridolin Koch vom K-Punkt Ländliche Entwicklung im Kloster Heiligkreuztal, aus. Toll sei es, wie viele Partner von der Kirche über die Politik bis zu Forschungseinrichtungen sich gemeinsam für die Verbreitung dieses Gedankens stark machen.

Welch breit gefächerte Spektrum das Modell abdecken kann, zeigten an diesem Nachmittag zudem Beispiele aus der Praxis. Helfer des Gersbacher Dorfladens und des Dorfgasthauses Rößle aus Todtnau-Geschwend gaben einen Einblick in die Praxis. Und auch Tipps für Finanzierungsmöglichkeiten gab es gleich an die Hand, um vielleicht schon den Grundstein für die Gründung der nächsten Genossenschaft in der Region zu legen.